Travemünde – Für weitere drei deutsche Titelkämpfe (Nacra 17, 505er und J/22), die Europameisterschaften im Tornado und International 14 sowie die Weltmeisterschaften im O’pen Bic und der Yngling spitzen sich die Meisterschaftsentscheidungen zu. Am Wochenende werden hier die Medaillen vergeben, bevor dann in der kommenden Woche mit der Weltmeisterschaft der 420er die Jubiläums-TW in eine einwöchige Verlängerung geht.

Ein familiärer Doppelsieg bestimmte das Geschehen am siebten Wettfahrttag der Travemünder Woche. Nik Willim aus Schleswig durfte gestern im Laser Radial nicht nur den Sieg bei der TW im 125. Jahr feiern, sondern auch den Titelgewinn bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Sein Vater Andreas holte sich den Siegerpokal bei den Laser Standard.

Eindeutiger als Nik Willim kann man eine Deutsche Meisterschaft nicht dominieren. Der 17-Jährige ging neunmal an den Start und neunmal als Sieger über die Ziellinie. So konnte er sich die abschließende Wettfahrt sparen und sein Boot bereits verpacken. Seine Abwesenheit nutzte Vizemeister Max Wilken von der Müritz, um sich seinen Tagessieg zu sichern. Platz drei in der Gesamtwertung ging an Pia Kuhlmann vom Steinhuder Meer.

Die nächste Chance zu einer internationalen Medaille hat das deutsche Nachwuchstalent bereits in der kommenden Woche. Denn direkt nach der Siegerehrung reiste Nik Willim zur Jugend-Weltmeisterschaft im Laser Radial nach Gdynia/Polen ab.

Vorher durfte er aber noch gemeinsam mit seinem Vater feiern. Andreas Willim berät seinen Sohn, trainiert auch mit ihm und zeigte mit seinem Sieg bei der Travemünder Woche, dass er dazu auch die Kompetenz hat. Allerdings fiel seine Bilanz deutlich enger aus als die von Nik. In acht Rennen konnte er „nur“ viermal als Sieger punkten. Daneben brachte er zwei zweite und einen dritten Rang in die Wertung ein und hielt den Hamburger Verfolger Leah-Noel Gonseth mit einem Punkt Vorsprung in Schach.

Lediglich in Lauerstellung bzw. Beobachtungsposition auf die Top-Positionen liegen die deutschen Starter bei den internationalen Meisterschaften. Gold, Silber und Bronze scheint bei der Weltmeisterschaft der Ynglings bereits an die Niederländer vergeben. Jamin Maarten der dreimalige Titelträger führt aktuell vor dem Titelverteidiger Jan Haven Hidde und dem Vorjahres-Dritten der WM Lieuwe Gietma. Seit Jahren dominieren die Holländer das weltweite Geschehen in der Klasse. Der letzte Sieg eines Nicht-Niederländers bei der WM liegt immerhin vier Jahre zurück. Vor Travemünder folgt auf das Führungs-Trio ein dänisches Duo, bevor Ralf Teichmann (Wesel) mit seiner Crew als bester Deutscher Rang sechs belegt.

Während die Niederländer das Geschehen in der Yngling fest im Griff haben, führt bei der Europameisterschaft der International 14 kein Weg an den Briten vorbei. Der viermalige Weltmeister Archie Massey musste nach einer Serie von drei Siegen in Folge zwar zuletzt schwächere Ergebnisse und sogar eine Kenterung akzeptieren, verteidigte aber seine Führung vor seinen Landsleuten Glen Truswell und Daniel Holman. Erst auf Rang vier folgen mit Georg Borkenstein/Eike Dietrich vom Wittensee die besten Deutschen, die allerdings ihren Mastbruch vom ersten Tag verkraftet haben und mit einem zweiten und einem dritten Platz am Freitag ihre Aufholjagd in Richtung Medaillenränge fortsetzten.

Ein gemischtes internationales Feld steht auf den Top-Plätzen bei der O’pen Bic-WM in den drei Altersklassen. Während Jack Challands aus Australien bei den U13 in Führung liegt, sind es in der U16 Mattia Journo aus Italien und in der U19 die Spanierin Paula Igual Garcia. „Unsere Segler sind erst seit ein paar Jahren dabei, die anderen Nationen sind schon deutlich erfahrener. Aber die Verhältnisse mit Wind und Welle sind unsere Kinder durchaus gewohnt“, sagte Martin Kauffmann, der vor Travemünde mit in der Jury ist und in Surendorf an der Ostsee als Vorsitzender dem Verein Nordwind Wassersport vorsteht. Aus seinem Club kommt auch der derzeit beste Deutsche im Feld. Hanno Christiansen belegt im kleinen Feld der U19 Platz sechs.

Am zweiten Tag der Europameisterschaft im Tornado haben Roland und Nahid Gäbler (Bremen) den Abstand auf die topplatzierten Griechen Iordanis Paschalidis/Konstantinos Trigkonis nicht verkürzen können. Im Gegenteil: Während die amtierenden Weltmeister weiterhin fehlerfrei Sieg an Sieg reihen, müssen sich die EM-Titelverteidiger mit den Plätzen vier und drei am zweiten Tag eher Richtung Rang drei orientieren, als in den Kampf um Gold einzugreifen. Die Schweizer Martin Rusterholz/Marc Baier sitzen den Deutschen nun dicht am Heck.

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Den ersten Tag ihrer ersten offiziellen Deutschen Meisterschaft überhaupt absolvierten die Nacra17-Katamarane. Die neue Olympiaklasse wird mit Mixed-Teams gesegelt und ist mit seinem modernen Design und den gebogenen Schwertern, die das Boot mitunter aus dem Wasser hieven, anspruchsvoll zu segeln. Daher ist die in Deutschland existierende Flotte noch sehr klein, und bedingt durch ein paar zusätzliche Ausfälle sind lediglich sechs Crews vor Travemünde am Start. Und die mussten sich zum Meisterschaftsauftakt sehr strecken, um problemlos über die Bahn zu kommen.

„Die Welle war schon sehr speziell: hoch, kurz und teilweise mit einer Gegenströmung. Aber sonst war es super. Wir rocken uns so langsam ein“, sagte Eckart Kaphengst (Kiel), der 1984 bei Olympia in Los Angeles im Tornado am Start war und nun mit seiner Tochter Tine auf dem aktuellen Olympia-Kat sitzt: „Im Bereich der kleinen Katamarane ist der Nacra17 absolut state of the art: sehr modern, sehr dynamisch – eine andere Generation als der Tornado. Durch seine Wendigkeit sind die Rennen spannender und dynamischer.“ Eine ernsthafte Olympia-Kampagne sei derzeit aber nicht möglich: „Meine Tochter studiert und ich arbeite. Wenn man international dabei sein will, dann muss man 250 Tage im Jahr auf dem Wasser sein. Das geht bei uns gar nicht. Aber wir haben Spaß und werden im September auch die Weltmeisterschaft in Santander segeln.“ Mit zwei dritten Rennen liegen Kaphengst/Kaphengst aktuell auf Platz drei, es führen die Flensburger Finn Heeg/Merle Baars.

Bestens etabliert im Reigen der internationalen Klassen und vor Travemünde sind die 505er, die in diesem Jahr als Generalprobe vor der Weltmeisterschaft im August vor Kiel ihre deutschen Meister ermitteln. Dabei steht auf der Bahn auch die Leistungsfähigkeit des neuen Bootsdesigns von Holger Jess (Eckernförde) im Fokus, das in dieser Saison für viel Wirbel sorgt. Doch angesichts der harten Bedingungen vor Travemünde entscheidet vor allem das Bootshandling die Wettfahrten. Und dort sind der fünfmalige 505er-Weltmeister Wolfgang Hunger (Strande) und sein Vorschoter Julien Kleiner weiterhin das Maß der Dinge. Auch ohne neues Boot stehen sie nach sechs Rennen an der Spitze.

Bei den German Open der J/22 entwickelt sich die Regatta zu einem Zweikampf zwischen Lübeck und Kiel. Vor dem heutigen Abschluss hat die Lübecker Crew um Svend Hartog die Trümpfe mit einem Punkt Vorsprung vor den Kielern um Martin Menzner in der Hand.

Gerade erst in ihre Travemünder Woche gestartet sind die Folkeboote, an deren Spitze nach drei Rennen die Deutschen Meister von 2012, die Kieler Crew um Skipper Ulf Kipcke, stehen. Auch die Korsare hatten ihren TW-Start. Hier bestätigten Axel Oberemm/Gerd Linnemann (Berlin) ihre Favoritenstellung.

Insgesamt elf Meisterschaften inklusive der Weltmeisterschaft der Jugendbootsklasse 420er in der Verlängerung der TW – dazu noch eine German Open und ein Europa Grand Prix. Viel zu feiern! Unterstützt werden die Klassen dabei vom Mitveranstalter der Travemünder Woche, der Hansestadt Lübeck. Insgesamt vier Klassenempfänge der Bootsklassen für alle Meisterschaftsklassen, über WM, EM und Deutsche Meisterschaft richtet die Stadt aus. Es gibt Buffet, leckere Getränke und das alles mit traumhaftem Ambiente – nämlich auf der Passat. „Dafür sind an jedem Abend mehr als 20 Ehrenamtliche der Stadt vor Ort, stehen hinter der Theke, schenken Getränke aus oder räumen am Buffet auf. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön“, sagte Friedrich Thorn, Bereichsleiter des Bereichs Schule und Sport der Hansestadt Lübeck. Das Essen wird unterstützt durch die Firma Hela Gewürzwerk Hermann Laue und das Restaurant „Passat-Terrasse“.

„Die Klassenempfänge sind immer tolle Abende, wo die Segler in harmonischer Runde zusammenkommen, sich austauschen und man spürt an Bord der Passat das internationale Flair in Travemünde. Hier wird spanisch gesprochen, dort englisch, japanisch, italienisch oder oder oder… Wir freuen uns sehr, dass die Hansestadt Lübeck diese hervorragenden Empfänge ausrichtet“, sagte Dierk Faust, Vorsitzender des Lübecker Yacht- Clubs und damit des Hauptveranstalters der Travemünder Woche.

Um 22.45 Uhr startet heute wieder die Laser- und Pyroshow auf der „Passat“.

Auf der Trave starten zuvor um 17 Uhr die Teams der Bootsklasse O´pen BIC zum SAP Trave Race und auf der SAP Medienbahn sind ebenfalls die Rennen der O´pen BIC zu sehen.

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