Travemünde – Sieben Entscheidungen stehen heute – am abschließenden Sonntag – bei der Travemünder Woche an. Neue Spannung ist – wie HL-SPORTS berichtete – bei der Europameisterschaft der Tornados aufgekommen. Das Ehepaar Roland und Nahid Gäbler hat im leichten Wind gestern mit zwei Tagessiegen und einem zweiten Platz dichter zu den führenden Griechen Iordanis Paschalidis/Konstantinos Trigkonis aufgeschlossen. Die noch amtierenden Europameister (Gäbler) trennen von den Weltmeistern (Paschalidis/Trigkonis) vor den zwei verbleibenden Rennen nun noch fünf Punkte.

Eine klare Sache scheint dagegen der Titelkampf der Nacra 17 zu werden. Bei der ersten offiziellen Vergabe der Deutschen Meisterschaft in dieser olympischen Bootsklasse stehen die Flensburger Finn Heeg/Merle Baars unangefochten an der Spitze.

Ebenfalls auf der Katamaran-Bahn gehen noch die A-Cats auf den Kurs mit dem Polen Jacek Noetzel in der führenden Position.

Auf Kurs TW-Sieg liegt zudem die Folkeboot-Crew von Ulf Kipcke aus Kiel, die ihre gute Serie fortsetzte und nun klar vor den Stadtkollegen um Jürgen Breitenbach führt. Mit den Korsaren – hier führen die Berliner Axel Oberemm/Gerd Linnemann – und den Musto Skiffs mit dem Europameister Frithjof Schwerdt (Kiel) an der Spitze wird heute das Abschlussprogramm auf den Dreiecksbahnen abgerundet.

Auf der Seebahn stehen zudem noch die Up-and-Downs der Yachten und der J80 an. In der Klasse der ambitionierten ORC-Yachten hat vorerst die Crew von Max Grugel (Hamburg) auf der „Solconia“ den Bug vorn, die J80-Klasse führt Inken Braunschmidt (Kiel) mit ihrer Mannschaft an.

Zum Abschlusswochenende der Regattawoche gab`s den Windwechsel. Nach sieben Tagen in einer kräftigen Brise lag die Lübecker Bucht am Morgen des achten Regattatages flach und ungerührt da. Doch dem schwächelnden Gradientwind kam unerwartet die Thermik zur Hilfe. Anders als angesagt brach noch die Sonne durch die Wolken und sorgte rechtzeitig vor dem Mittag für segelbare Bedingungen. Optimal für die Segler der O’pen Bic- und Yngling-Klasse, die gestern ihre Weltmeisterschaften beendeten. Ebenso feierten die International 14 bei ihrer Europameisterschaft und die J/22 sowie die 505er bei ihren nationalen Titelkämpfen ihren Abschluss der Travemünder Woche 2014.

Mit dem Wind wendete sich auch das Segelglück bei der Weltmeisterschaft der Ynglings. Zwar weht am Heck des Siegerbootes weiterhin die Flagge der Niederlande, doch der bisher Führende, Maarten Jamin, ließ sich am letzten Tag noch den Titel von seinem Landsmann Hidde Jan Haven abjagen. Ein schlechter Tag verhagelte dem dreimaligen Weltmeister Jamin komplett die TW-Bilanz. Sowohl die Preworlds als auch vier Tage der Weltmeisterschaft hatte er das Feld dominiert, doch zum Abschluss glitt ihm die Goldmedaille noch aus den Händen. Jamins zehnten und elften Platz zum Abschluss wusste WM-Titelverteidiger Haven zu nutzen. Ein achter Rang und ein Tagessieg im finalen Rennen reichten ihm, um mit einem Vorsprung von drei Punkten auf Jamin den Coup des Vorjahres zu wiederholen. Auch die Bronzemedaille ging nach Holland, Lieuwe Gietma komplettierte mit seiner Crew das Podium und bestätigte damit die Favoritenstellung der derzeit weltweit besten Yngling-Nation.

Thorsten Schutt (Duisburg) konnte als bester Deutscher nicht in den Titelkampf eingreifen, als Sechster verwies er aber immerhin den internationalen Klassenpräsidenten und Vorjahres-Vierten Mattias Dahlström aus Schweden auf Platz sieben.

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„Bei dem schwächeren Wind heute haben wir noch mal mit Topergebnissen gezeigt, was möglich ist. Aber wir sind eben eine leichte Crew und können bei über 17, 18 Knoten Wind mit den schwereren Holländern nicht mithalten“, sagte Schutt. Insgesamt sei die WM aber mit dem vollem Programm über zehn Rennen eine runde Sache gewesen.
Für die junge Nachwuchs-Klasse O’pen Bic war der WM-Auftritt vor Travemünde die perfekte mediale Inszenierung. Diverse Fotografen und TV-Teams tummelten sich rund um das Feld der 120 Segler aus der ganzen Welt. Die 2,75 m langen und flachen Flundern kommen mit Foliensegeln im Surfer-Style daher und wollen so einen Kontrapunkt zu den etablierten Nachwuchsklassen setzen. Die Deutschen müssen in dem internationalen Feld allerdings noch an Erfahrungen gewinnen, die Medaillen wurden jedenfalls in allen drei Altersklassen an andere Nationen verteilt. In der U19 siegte Paula Garcia (Spanien) vor Veronika Zivna (Tschechien), die gerade auch die Internationale Deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, und Filippo Greenwood (Italien). In der zahlenmäßig größten Altersgruppe, der U16, stand dreimal Italien an der Spitze: Mattia Journo vor Giulio Sirolli und Federico Zampiccoli. Und die Goldmedaille in der U13 ging nach Downunder. Hier siegte der Australier Jack Challands vor Lisa Nukui (Japan) und Davide Mulas (Italien).

Am letzten Tag der EM der International 14 konnten Georg Borkenstein/Eike Dietrich vom Wittensee ihren Angriff auf die Medaillenränge, die am Ende ausschließlich von Briten belegt wurden, nicht mehr fortsetzen. Nach einem Mastbruch am ersten Tag hatten sie ein Ersatzrigg gestellt, das auch in den starken Winden zunächst gute Dienste leistete, doch in der schwächeren Brise das Abschlusstages war es zu weich, um den nötigen Druck im Segel aufzubauen. So langte es schließlich „nur“ zu Platz fünf. „Das war schade, denn wir hätten gern weiter angegriffen. Aber es war nicht mehr möglich. Man muss aber auch sagen, dass die Briten eine sehr starke Flotte haben, die oft gemeinsam trainiert und sich damit gegenseitig schnell macht. Sie fahren guten Speed und sind taktisch stark“, sagte Georg Borkenstein. Dass Glen Truswell schließlich dem viermaligen Weltmeister Archie Massey den kontinentalen Titel noch entriss, überraschte ihn nicht: „Glen war einfach mal dran. Er hat das Boot in den vergangenen Jahren immer weiter perfektioniert. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass Archies Serie mal reißen würde“, so Borkenstein. So standen auf dem Podium schließlich Glen Truswell/Sam Pascoe (Gold), Archie Massey/Damion Ash (Silber) und Douglas Pattison/Mark Tait (Bronze). Und auch Platz vier wurde durch Daniel Holman/Chris Rodway von einem britischen Duo besetzt. Die EM war auf der Nordhalbkugel der Saisonhöhepunkt, denn die WM wird erst zum Jahreswechsel in Melbourne ausgetragen.

Aufgrund der guten Segelbedingungen der vergangenen Tage konnten die 505er ihre Deutsche Meisterschaft bereits einen Tag früher als gedacht beenden. Schon gestern hatten sie das geplante Pensum von acht Rennen erfüllt und kürten so die neuen Titelträger. Der fünfmalige Weltmeister Wolfgang Hunger (Strande) ist dabei rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft in Kiel im August in Fahrt. Gemeinsam mit Julien Kleiner an der Vorschot fuhr er bei der WM-Generalprobe zum deutschen Titel mit vier Siegen in den acht Wettfahrten.

„Der erste Tag lief sehr gut, am zweiten hatten wir ein Problem mit einem Defekt an der Want und mussten das letzte Rennen abbrechen. Da waren wir froh, dass wir noch ohne Mastbruch in den Hafen gekommen sind“, berichtete Kleiner. In abendlicher Arbeit wurde ein Ersatzmast gestellt, und das Team wieder in der Spur. „Wir sind sehr zufrieden. Ein bisschen Sorge für die WM haben wir nur, weil wir nun noch einen neuen Mast und neue Segel bekommen sollen“, so Julien Kleiner. Meike Schomäker/Holger Jess (Kiel/Eckernförde), die zuletzt dreimal in Folge die nationale Meisterschaft gewonnen hatten, konnten am Abschlusstag nicht mehr entscheidend ins Geschehen eingreifen, zeigten aber mit einem Tagessieg zum Abschluss, der sie auf Gesamtrang fünf führte, ihre Leistungsstärke.

„Wir haben nur wenig trainiert in dieser Saison. Es fühlte sich daher für uns hier fast an wie ein Saisonbeginn“, berichtete Schomäker von ein paar Fehlern im Bootshandling. Zudem wehte an sechs der acht Wettfahrten starker Wind, der dem Mixed-Duo nicht so liegt. „Aber wir konnten noch einmal sehen, wie granatenschnell das neue Boot ist. Unter Spi hatten wir einen Superspeed. Das fühlt sich wirklich sehr gut an“, so Schomäker. Ein wenig Eingewöhnungszeit benötigt das neue Bootsdesign aus der Feder von Holger Jess allerdings schon. Die verbleibenden Wochenenden bis zur WM werden jetzt zur intensiven Trainingseinheiten genutzt. 

Hinter Wolfgang Hunger/Julien Kleiner landeten Morten Bogacki/Lars Dehne (Düsseldorf) und Andy Beeckman/Peter Alarie (USA) auf den folgenden Rängen.

Einen Führungswechsel gab es derweil noch zum Abschluss der deutschen Titelkämpfe in der J/22. Der Kieler Crew um Martin Menzner entriss den Lübecker Lokalmatadoren um Svend Hartog noch die German-Open-Trophäe. „Wir waren bei der Windvorhersage schon sehr optimistisch, da uns der leichte Wind mehr liegt“, sagte Menzner. Mit ein wenig Trimmumstellungen fuhren sie nach einem dritten Rang noch einen Tagessieg ein und schoben sich an die Spitze, nachdem sie im starken Wind der Vortage trotz des geringen Crewgewichts über den eigenen Erwartungen gelegen hatten.

 

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