Lübeck – Höher, weiter, schneller – So könnte man die Entwicklung der Segel-Bundesliga in den letzten zwei Jahren beschreiben. Begeisterte Segler, enthusiastische Segel-Clubs, sensationelle Medienresonanz und ein internationaler Exportschlager: Die Deutsche Segel-Bundesliga ist im Segelsport angekommen und übertrifft auch nach der zweiten Saison alle Erwartungen. Projektleiter Joachim (Jocky) Hellmich zieht ein Fazit:
2014 fand die Segel-Bundesliga zum zweiten Mal statt. Wie zufrieden bist Du?
Zufriedener könnten wir nicht sein. Das Glück scheint mit den Tüchtigen zu sein. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Segel-Liga e.V., dem Deutschen Segler-Verband und unseren Partnern der Liga ist es uns in nur zwei Jahren des aktiven Betriebs der Liga gelungen, Segel-Deutschland in noch nicht da gewesenem Maße zu begeistern. Wir haben schon im April zur Relegation in Glücksburg beim Flensburger Segel-Club zusammen mit dem Deutschen Hochseesportverband HANSA im Kampf um den Einzug in die 2. Liga und die Aufsteiger in die erste Liga eine unfassbare Teilnehmerzahl von über 60 Vereinen gesehen, die der Welle der Euphorie folgten. Im Herbst an gleicher Stelle waren es bei der Qualifikation wieder über 50 Vereine, die um ein Ticket für die 2. Liga kämpften. Insgesamt also über 80 Vereine aus nahezu allen Bundesländern, die begeistert sind.
Was hat sich 2014 im Vergleich zum Pilotjahr 2013 verändert?
2014 war das Jahr, in dem die Liga sowohl organisatorisch als auch sportlich und medial noch einmal richtig Fahrt aufgenommen hat. Die Kommunikation mit dem Vorstand des DSL e.V. (die Vertreter der Liga-Vereine im neu formierten Liga-Komitee) war in vielen Gesprächen sehr schnell und konstruktiv. Neben der sensationell spannenden Saison der 1. Liga war der Zuwachs um die 2. Liga mit einer Flotte von sieben Bavaria B/one-Booten und den zusätzlich zu koordinierenden 18 Vereinen ein wesentlicher neuer Baustein für uns.
Wir haben darüber hinaus zum Beispiel die Zahl der Wettfahrten pro Wochenende mutig von ehemals 36 auf 45 angehoben, um ein noch ausgewogeneres Verhältnis der 1:1-Begegnungen der Vereine zu erreichen. Die volle Anzahl haben wir fast immer geschafft, ohne den Gesamtzeitrahmen eines einzelnen Events in die Länge zu ziehen. An dieser Stelle auch noch einmal einen großen Dank an Uli Finckh, der zusammen mit meiner Kollegin Laura Hatje in der vergangenen Saison nicht nur die On-water-judging-Organisation im Griff hatte, sondern auch die komplexen Pairing-Prozesse des „Spielplans“ zusammen mit Florian Weser gesteuert hat.
Die Liga startet im Mai am Starnberger See ins dritte Jahr. Was ist neu? Gibt es grundlegende Veränderungen?
Am einzelnen Liga-Event ändert sich nicht viel. Das Format bleibt weitestgehend identisch.
„Never change a running system“. Olli Schwall würde sagen: „Bloß nicht an die Knöpfe kommen…“ Dennoch haben wir einige kleinere Änderungen: So kommen wir dem Wunsch der Seglerinnen und Segler nach und erhöhen die Anzahl der 2. Liga-Events deutlich. Es wird fünf Regatten in der 2. Liga und sieben Regatten der 1. Liga geben. Alle Zweitliga-Events finden zusammen mit der 1. Liga statt. Eine sichtbare Veränderung ist sicherlich die Rückkehr zum Low-Point-Scoring bei der Punktevergabe, da es mit einem Punkt für den Ersten und sechs Punkte für den Sechsten am Verständlichsten ist – auch für die Medien.
Die Liga und die Medien: Warum ist dieses Format so interessant für die Medien?
Die Medienresonanz ist grandios! Wir haben zusammen mit den Vereinen, die jeder für sich auf regionaler Ebene ihre eigenen Geschichten, Erfolge und Misserfolge erzählen, über 3.000 Printartikel generiert. Die Gesamtreichweite liegt bei fast 380.000.000 Kontakten, das ist eine Steigerung von 139 Prozent zum Vorjahr. Es ist unfassbar, der Spiegel des Interesses und der Euphorie. ‚Last but not Least’ ist das natürlich auch toll für unsere Partner, die eine Bestätigung für ihr frühes Engagement in ein neues Format bekommen und sie damit im Segelsport genau an der richtigen Stelle platziert sind.
Wir sind ungeheuer schnell im Ablauf geworden, liefern kurze, knackige und spannende Rennen, segeln unmittelbar vor den Häfen der Gastgeber, haben Top-Segler aus Top-Vereinen am Start. Die Liga ist ein Novum. Es blieb bei allen Regatten spannend bis zum letzten Lauf. Die Segler lieben es, die Vereine lieben es, die Partner und die Veranstalter lieben es. Da haben die Medien gar keine andere Chance, als mitzugehen. Gesiegt hat immer die beste Mannschaft des Wochenendes. Am Ende der Saison 2014 war es schon ein bisschen schade, dass der Norddeutsche Regatta Verein vor dem letzten “Spieltag” als Meister feststand. Das fanden auch die Meister. Die Jungs haben allerdings auch so treffsicher und konstant Podiumsplätze abgeliefert, dass alle vor der Leistung den Hut gezogen haben. An dieser Stelle noch einmal Glückwunsch an den NRV.
Was macht den besonderen Reiz der Segel-Bundesliga aus?
Noch nie gab es eine Competition, bei der der Verein uneingeschränkt im Vordergrund steht. Segler aller Generationen und aller segeltechnischen Herkünfte – ob Olympiasieger, Jugendliche, Opti-Segler, Skiff-Spezialist, Einhand-Recke, Kielboot-Segler oder Offshore-Spezialist – alle setzen sich solidarisch für ihren Verein ein und lernen voneinander. Es werden interne Trainings, Castings oder Trainingsgruppen ins Leben gerufen. Benachbarte Vereine haben in Trainingsgruppen gemeinsame Ziele und Themen, über die man spricht und diskutiert. Das ist großartig! Nicht nur für die Liga, sondern für den gesamten Segelsport. Insbesondere dort, wo es an solchen Initialzündungen gefehlt hat, nämlich im Verein.
Der Deutsche Segel-Liga e.V. ist die Interessenvertretung der Bundesligavereine. Was sind seine Aufgaben?
Korrekt, der Deutsche Segel-Liga e.V. vertritt die Interessen seiner 36 Mitglieder aus der 1. und 2. Bundesliga gegenüber dem Deutschen Segler-Verband und beauftragt uns, die Deutsche Segel-Bundesliga GmbH, mit der Gesamtorganisation. Den Vorstand bilden Dr. Eckart Diesch vom Württembergischen Yacht-Club (Vorsitzender), Florian Weser vom Norddeutschen Regatta Verein (stellv. Vorsitzender?) und Oliver Kosanke vom Mühlenberger Segel-Club (Schatzmeister).
Der DSL e.V. ist das oberste Organ und um eine langfristige Stabilität bemüht, um die unmittelbare Integration der Interessen der Vereine zu gewährleisten. Dabei sind die drei Vertreter das Sprachrohr der Vereine und damit natürlich auch der Seglerinnen und Segler.
Im Herbst 2014 wurde während der ersten gemeinsamen Regatta der 1. und 2. Bundesliga in Friedrichshafen bei der ersten außerordentlichen Mitgliederversammlung ein kollektives Meinungsbild der 36 Vereine zusammengetragen. Es ist die perfekte Möglichkeit, die Meinungen der Vereine direkt in die Arbeit des DSL e.V. einfließen zu lassen. Demokratie pur, sozusagen.
Mittlerweile haben auch andere europäische Nationen Interesse an einem vergleichbaren Format bekundet. Kannst Du schon mehr dazu sagen?
Die Dänen haben ja schnell nachgelegt. 2014 war für sie das erste und ebenso erfolgreiche Liga-Jahr. “Copy and paste of the German system of league sailing” war die Devise. Aufgrund der großen Resonanz haben auch die Dänen schon für 2015 eine 2. Liga geplant. Da muss also etwas dran sein an dem Format. Initiiert von der Konzeptwerft GmbH, der Mutter der Deutschen Segel-Bundesliga GmbH, haben wir im Herbst das erste SAILING Champions League-Event in Kopenhagen abgehalten. 23 Vereine aus 14 Nationen waren dabei. Neben den jeweils drei besten Teams aus den aktiven Ligen (Deutschland und Dänemark) wurde nach internationalem Erfolg der Vereine im olympischen Segelsport selektiert und eingeladen. Ein weiteres Kontingent galt den großen, einflussreichen Vereinen in Europa und Übersee. Die Veranstaltung war trotz infernaler Regengüsse ein voller Erfolg im Sinne der Internationalisierung der Liga. Von den 14 teilnehmenden Nationen trafen sich im Dezember in Hamburg fast alle, um die Struktur und Organisation der SAILING Champions League zu diskutieren und erste wichtige Weichen zu stellen. Wir rechnen damit, dass 2015 Italien, die Niederlande, Österreich, Schweiz, Polen, Großbritannien, Russland und die USA eine eigene Liga starten werden.
Ist damit zu rechnen, dass es irgendwann eine „richtige“ europäische Champions League mit den Landesmeistern der jeweiligen Nationen nach fußballerischem Vorbild geben wird?
Genau das war und ist unsere Vision. Da eine Vision aber nach Definition nur “die machbare Utopie” ist, wie ich mal gelernt habe, sind wir darüber schon hinaus. Natürlich braucht es starke Partner dazu, die uns dabei unterstützen und das Format Wirklichkeit werden lassen. So oder so, wir sind auf einem sehr guten Weg dahin.
Vorläufige Termine 2015
Die Regatten der Deutschen Segel-Bundesliga
1./2. Bundesliga: 1. bis 3. Mai in Tutzing, Starnberger See
1. Bundesliga: 5. bis 7. Juni in Kiel, Innenförde
1./2. Bundesliga: 4. bis 6. Juli in Warnemünde, Ostsee (Warnemünder Woche)
1./2. Bundesliga: 18. bis 20. Juli in Travemünde, Ostsee (Travemünder Woche)
1./2. Bundesliga: 21. bis 23. August in Berlin, Wannsee
1./2. Bundesliga: 25. bis 27. September in Überlingen, Bodensee
2. Bundesliga – Qualifikation: 9. bis 11. Oktober in Glücksburg, Flensburger Förde
1. Bundesliga – Finale: 29. bis 31. Oktober in Hamburg, Außenalster
1. Segel-Bundesliga – Relegation: 1. November in Hamburg, Außenalster