Braunschweig – Mit Leif Möller, Simonas Paukste, Al-Fayed Alegbe und Linus Hoffmann feierten gleich vier Towers-Talente in der Saison 2022/23 ihr Profidebüt. Doch auch beim Nachwuchs überschattete das Verletzungspech die Spielzeit.
Talentschmiede bei den Towers
Dass die Talente Simonas Paukste, Al-Fayed Alegbe und Leif Möller in der vergangenen Saison den nächsten Schritt im Entwicklungsprogramm der Veolia Towers Hamburg gehen sollten, wurde schon vor Beginn der Spielzeit deutlich. Denn alle drei waren im August des vergangenen Jahres mit ins polnische Breslau gereist. Um sich in der Saisonvorbereitung bereits an den Basketball auf BBL-Level zu gewöhnen. Und das durchaus erfolgreich. Für den damals frischgebackenen Abiturienten Leif Möller war sogar ein regelmäßiger fester Platz im Zwölfer-Kader in der easyCredit Basketball Bundesliga und im 7DAYS EuroCup vorgesehen. Eine richtige Entscheidung, wie die Leistungen in der Vorbereitung zeigten. Und eine durchaus wohlüberlegte. Denn die Kaderplätze elf und zwölf waren, sind und werden bei den Hamburgern im Sommer stets für Talente aus dem eigenen Nachwuchs eingeplant. Dass dieses Konzept durchaus Früchte trägt, belegen unter anderem René Kindzeka, Osaro Jürgen Rich und nicht zuletzt auch Justus Hollatz. Dass nicht in jeder Saison der nächste Durchbruch erfolgen kann, offenbarte das vergangene Jahr. Aus unterschiedlichen Gründen.
Ebendieser Leif Möller steht also als nächstes Talent in den Startlöchern, um sich nahtlos in die Aufzählung einzureihen. Denn nicht nur das Potenzial des 19-Jährigen gilt als aussichtsreich, die zuvor gezeigten Leistungen in NBBL und ProB bei Kooperationspartner SC Rist Wedel waren mehr als vielversprechend. Ebenso wie das Möllersche BBL-Debüt. Beim 91:74-Erfolg gegen den MBC am ersten Spieltag gelangen dem großgewachsenen Aufbauspieler in knapp sechs Minuten Einsatzzeit seine ersten zwei Punkte in der deutschen Beletage. Anfang November erlebte der gebürtige Wedeler seine stärkste Saisonphase – 26 Punkte in der ProB gegen Schwelm, anschließend der erste Einsatz im EuroCup. Dann allerdings setzte ihn eine hartnäckige Knieverletzung außer Gefecht. Und zwar für den Rest der Saison. Der Wunsch der Kooperationspartner, Leif BBL-Luft schnuppern zu lassen und ihm gleichzeitig mehr Verantwortung in der dritthöchsten Spielklasse zu ermöglichen, war nicht aufgegangen.
Das Profil der jahrgangsjüngeren Al-Fayed Alegbe und Simonas Paukste sah zunächst Führungsrollen in der NBBL des Hamburg Towers e.V. vor. Mit 14,8 und 11,8 Punkten und den höchsten Effektivitätswerten des Teams entsprachen die beiden 2004er den an sie gestellten Anforderungen. Und auch bei Kooperationspartner SC Rist Wedel übernahmen die beiden Verantwortung. Simonas Paukste kam auf insgesamt 20 Einsätze in der ProB, stand dabei durchschnittlich fast 20 Minuten auf dem Parkett. Insgesamt 15-mal lief Al-Fayed Alegbe für das jüngste Team der dritthöchsten deutschen Spielklasse auf. Ehe ihn ab Mitte Februar eine Schulterverletzung außer Gefecht setzte. So fehlte der 19-jährige sowohl der NBBL als auch den Ristern im Saisonendspurt. Was aus sportlicher Sicht schmerzte, offenbarte sich aus schulischer Sicht als glückliche Fügung. Denn so blieb „Alfa“ mehr Zeit, um sich auf die Abiturprüfungen vorzubereiten. Für Forward-Kollege Simonas Paukste stehen die schulischen Abschlussprüfungen erst im kommenden Jahr an. Der 18-jährige streckt die gymnasiale Oberstufe an der Partnerschule am Alten Teichweg auf insgesamt vier Jahre – so wie unter anderem schon Justus Hollatz vor ihm.
Der Weg von Linus Hoffmann ins Aufgebot der Veolia Towers Hamburg lief dagegen deutlich weniger nach Plan. Denn der 20-jährige hatte schon fast mit dem Profisport abgeschlossen. Nach seinem 1,0-Abitur im Sommer 2021 entschied sich der Zwei-Meter-Schlacks für ein Medizin-Studium an der Uni Lübeck. Die Vereinbarkeit zwischen dem fordernden Studiengang und den Anforderungen des Profisports schienen zunächst nicht gegeben. Ganz mit dem Basketball aufhören, das war für den Flügelspieler, für den es seit seinem 12. Lebensjahr nichts Besseres als den Sport mit dem orangen Leder gab, aber auch nicht. So setzte Hoffmann seine sportliche Laufbahn bei Kooperationspartner SC Rist Wedel fort. Übernahm trotz seines jungen Alters in der vergangenen Spielzeit sogar die Rolle des Kapitäns. Und erkannte, dass er mit der Herausforderung Profisport doch noch nicht abgeschlossen hatte. Mitte Februar ergab sich durch den Ausfall von Leif Möller und Al-Fayed Alegbe die Möglichkeit, in den Trainingsbetrieb aufzurücken. Ende des Monats folgte die Lizenz für den Spielbetrieb in der easyCredit BBL. Bis zum Ende der Saison stand Hoffmann siebenmal, und damit am häufigsten von allen Talenten, auf dem Bundesliga-Parkett, gegen Berlin sogar fast 22 Minuten. Den persönlichen Bestwert von fünf Punkten gegen die Hauptstädter legte er auch gegen Ulm und Braunschweig auf. Geht es nach Marvin Willoughy und Christoph Roquette, sportlicher Leiter beim SC Rist Wedel, so werden die vier Talente auch in der kommenden Saison erneut zwischen den beiden Kooperationspartnern pendeln. Weiter, mit dem Ziel, den nächsten Schritt zu nehmen. Denn Entwicklung ist ein Marathon, kein Sprint.