Herzschlagfinale ohne Happy End

Benka Barloschky (Hamburg Towers). Archivfoto: Lobeca/Andreas Hannig

Hamburg – Die Veolia Towers Hamburg unterliegen im vorletzten Saisonspiel mit 87:80 bei den NINERS Chemnitz. In einer spannenden und intensiven Partie entscheiden die Big Plays in den letzten 90 Sekunden das Spiel. Yoeli Childs ist mit 17 Punkten erneut Topscorer.

NINERS Chemnitz 87:80 Veolia Towers Hamburg (25:21, 42:50, 60:67)

Die Veolia Towers versuchten über eine Switch-Verteidigung direkt viel Druck auf die ballführenden Chemnitzer auszuüben. Die Gastgeber waren jedoch zu Beginn ihres letzten Heimspiels der Hauptrunde einen Gedankenschritt schneller. Und setzten sich in der Anfangsphase mit acht unbeantworteten Punkten ab. Auch die ersten fünf Hamburger Punkte halfen nicht, um den Schnellstart der Hausherren zu bremsen. Nach rund viereinhalb Minuten war der Rückstand erstmals zweistellig. Grund genug für eine Hamburger Auszeit. Doch es war nicht nur das hohe Tempo, dass den Niners Vorteile verschaffte, sondern auch die Treffsicherheit an der Dreierlinie. Gleich die ersten drei Versuche fanden ins Ziel. Zum Ende der ersten zehn Minuten waren es fünf Treffer (55,6 %) von Downtown. Die Towers dagegen haderten lange mit ihrem Wurfglück, lagen zwischenzeitlich sogar mit 12 Zählern in Rückstand. Zwei Dreier von Ryan Taylor und Len Schoormann brachten den weiter energisch verteidigenden Hanseaten dann aber auch endlich offensiven Antrieb. Und so konnten die Hamburger bis zum Ende des ersten Viertels wieder auf vier Punkte aufschließen.

Und am Distanzwurf schienen die Veolia Towers nun Gefallen gefunden zu haben. Wieder Ryan Taylor und auch Anthony Polite legten von jenseits der 6,75-Meter-Linie nach. Und ließen in einer offensiv geprägten Anfangsphase des zweiten Abschnitts den Rückstand auf zwei Zähler schmelzen. Gänzlich rund lief es im Spiel der Hamburger aber immer noch nicht. Nach einer Auszeit meldete sich Chemnitz mit einem 5:0-Lauf zurück. Es folgte eine Unterbrechung aufseiten der Towers. Und obwohl sich die Stimme von Head Coach Benka Barloschky bereits fast vollständig verabschiedet hatte, verstanden seine Mannen. Denn nur 90 Sekunden später gelang Ryan Taylor mit seinem dritten Dreier der Ausgleich. Big Man Yoeli Childs war im folgenden Angriff dann die erste Hamburger Führung an diesem Abend vergönnt. Die anfängliche Überlegenheit der Hausherren war mittlerweile verflogen. Zum verbalen Unmut des Publikums, das nun die beste Phase der Hanseaten erlebte. Genauer gesagt: Zwei weitere Dreier, gefolgt von drei Abschlüssen in Korbnähe. Der konsequente Auftritt, mit 17:29 wurde das zweite Viertel gewonnen, bescherte den Towers einen zweistelligen Vorsprung. Beim Gang in die Pause leuchtete allerdings eine einstellige Führung auf der Anzeigetafel. Denn die letzten Zähler vor der Halbzeit gingen auf das Konto der Gastgeber.

Ein Ausfall der Hallentechnik verzögerte den pünktlichen Wiederbeginn. Dem starken Auftritt der Veolia Towers tat das jedoch keinen Abbruch. Die ersten vier Punkte der zweiten Hälfte brachten Polite und Childs auf den Bogen. Mit etwas Verspätung fanden dann auch die Niners wieder ins Spiel. Und zwar richtig: Denn ein 9:0-Sprint brachte den Anschluss und das Publikum zurück ins Spiel. Anschließend kippte die Partie und den 4552 Fans in der Messehalle bot sich erst ein regelrechtes Fehlerfestival, ehe die Emotionen auf beiden Seiten hochkochten. Nach einem technischen Foul wegen Floppings gegen Ryan Taylor behauptete Barloschky mit einer Brandrede am Anschreibetisch seinem Team den Ballbesitz. Chemnitz‘ Übungsleiter Rodrigo Pastore versuchte es ähnlich, handelte sich dafür aber eine Verwarnung der Unparteiischen ein. Seinem Team gelang anschließend der Ausgleich, ehe Samar mit einem Dreier und Kapitän Seth Hinrichs mit einem Putback-Dunk wieder für etwas Ruhe im Spielgeschehen sorgen konnten. Die Emotionen verzogen sich wieder auf die Ränge, auf dem Parkett konzentrierten sich alle Protagonisten wieder auf den Sport. Mit vorerst besserem Ausgang für die Towers, die eine Sieben-Punkte-Führung mit ins letzte Viertel nehmen konnten.

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Leichter wurde es dadurch aber auch nicht. Angeführt von Yoeli Childs mussten die Hamburger sehr hart für die ersten drei Punkte im Schlussabschnitt arbeiten. Die Chemnitzer dagegen spielten ähnlich befreit auf wie zu Beginn. Erst ein Dunk vom Ex-Hamburger Kevin Yebo, anschließend ein tiefer Dreier von Velicka. Die Niners waren nach drei Minuten auf einen Punkt herangerückt. Nicht nur der knappe Spielstand förderte ein auf allen Ebenen nun wieder bis ans Maximum aufgeladenes Duell. Sowohl Lukas Meisner aus als Kevin Yebo teilten beim Blockstellen in der Offensive ordentlich aus. Wurden dafür regelkonform, allerdings auch mit einem Foul verwarnt. Der Hamburger Co-Kapitän war es allerdings auch, der mit zwei Dreiern für ganz wichtige Zähler sorgte. Wie schon in der Mehrheit der 20 Aufeinandertreffen zuvor entwickelte sich ein regelrechtes Herzschlagfinale. Begünstigt von einem technischen Foul hatte Chemnitz zu Beginn der Crunchtime die Chance, von der Freiwurflinie den Ausgleich herbeizuführen. Doch ausgerechnet Niners Anführer Velicka verpasste beide Versuche. So war es Anthony Polite vorbehalten, auch weil inzwischen die Chemnitzer mit einem technischen Foul bedacht wurden, die Führung vom Charity Stripe wieder auf drei Punkte auszubauen. Letztendlich reichen sollte das jedoch nicht. Denn die entscheidenden Big Plays, vollendet zum entscheidenden 10:0-Lauf, lieferten die Niners, die sich damit weiterhin alle Chancen auf einen Playoff-Einzug offenhielten.

Stats: Schoormann (5), Polite (11, 6 Reb., 4 Ass., 3 Stl.), Philipps (3), Meisner (13, 3 Reb.), Samar (10, 6 Ass.), Hinrichs (4, 3 Reb.), Taylor (13), Wohlfarth-Bottermann (4, 3 Reb.), Childs (17)

Stimmen zu der 80:87-Niederlage

Benka Barloschky: „Ich glaube, wir haben für weite Strecken des Spiels unseren Gameplan sehr, sehr gut umgesetzt. Im letzten Viertel haben wir es nicht mehr geschafft, die ganze zweite Halbzeit eigentlich schon, gegen die Physis von Chemnitz gegenzuhalten. Den ersten Run konnten wir noch stoppen und einen eigenen kreieren. Im letzten Viertel, gerade am Ende, haben wir es aber nicht mehr geschafft, unsere Würfe herauszuspielen. Ich bin ein sehr geduldiger Mensch, ich rede selten bis nie über Schiedsrichter. Aber ich glaube, dass die drei, die das Spiel heute geleitet haben, sich das noch einmal ganz genau anschauen müssen. Ich möchte dazu sagen, dass sie das Spiel in dieser Atmosphäre heute nicht gut geleitet haben.“

Lukas Meiser: „Chemnitz hat zum Ende sehr, sehr gute Plays gemacht. Uns ist das nicht gelungen. In der entscheidenden Phase hatten wir zu viele Ballverluste. Allerdings ist es ein Unding, wenn man von Chemnitzer Fans das ganze Spiel über beleidigt wird, das ist eine regelrechte Freiheit. Aber Gratulation dazu. Die Atmosphäre ist schön, aber Beleidigungen haben hier nichts zu suchen. Das, was einige Chemnitzer hier machen, ist mehr als affig.“

Bildquellen

  • Towers: Lobeca/Andreas Hannig
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