Hamburg – Am Ostersonntag (9.4.) treffen die Towers Hamburg auswärts auf den derzeitigen Tabellensiebten Ratiopharm Ulm. Die Schwaben stecken mitten im Playoff-Kampf, schielen sogar noch auf das Heimrecht. Tipoff ist um 15 Uhr.
Ostersonntag im Münsterland
Es gibt sicherlich schönere Orte als Ulm, um die Osterfeiertage zu verbringen – Hamburg zum Beispiel. Eine wirkliche Wahl haben die Towers allerdings nicht. Denn der Spielplan in der Bundesliga beschert den Hanseaten ausgerechnet am Ostersonntag (09.04.) ein Auswärtsspiel in der Münsterstadt. Einer, der das jedoch ganz anders sieht, ist Christoph Philipps. Denn der Forward fiebert seit seinem Wechsel in den Norden auf die sportliche Rückkehr an alte Wirkungsstätte hin. Der letzte Heimatbesuch erfolgte zwar erst während der Nationalmannschaftspause im Februar. Für ein ausgiebiges Familienessen, eine Wanderung entlang der Donau oder ein Aufstieg über die 768 Stufen zur Aussichtsplattform des Ulmer Münsters, dem höchsten Kirchturm der Welt, wird dem Verteidigungsexperten am Osterwochenende aber die Zeit fehlen. Denn der Fokus gilt ausschließlich dem Ex-Verein, für den Philipps, seine Jugendzeit mitgerechnet, 16 Jahre lang die Sneaker schnürte – in der Spielzeit 2019/20 auch an der Seite seines heutigen Kapitäns Seth Hinrichs. Der hat die Rückkehr nach Ulm zwar bereits vor rund anderthalb Jahren absolviert. Doch weder im Dezember 2021 noch bei den vorangegangenen zwei Duellen im Schwabenland war den Hamburgern bisher ein Sieg vergönnt. Wenn es nach den beiden Ex-Ulmern geht, soll sich das jetzt unbedingt ändern.
Nach einem regelrecht verpatzten Start in diese Spielzeit hat sich Ratiopharm Ulm gefangen und gehört mit aktuell 14 Siegen auf Tabellenplatz sieben zu den derzeit zehn legitimen Playoff-Anwärtern. Durchgängig konstant sind die Schwaben allerdings immer noch nicht. Denn zwischen die reihenweise sehr überzeugenden Auftritte mischen sich hin und wieder auch müde Darbietungen wie gegen Bamberg, im Derby in Crailsheim oder zuletzt am Dienstag gegen München. Da den zweimaligen Vizemeister nur zwei Siege von den auf Platz vier rangierenden Oldenburgern trennen, gilt das Schielen auf ein mögliches Heimrecht im Viertelfinale durchaus als berechtigt. Gleichzeitig trennt den Klub aus Zweilandstadt – der Verein ist im baden-württembergischen Ulm beheimatet, die Geschäftsstelle und Spielstätte liegt aber im bayrischen Neu-Ulm – auch nur ein Erfolg von den Verfolgern Rostock und Bamberg auf den Plätzen neun und zehn.
Neben Anführer Yagos dos Santos (13,9 PpS, 5,2 ApS) prägen die unter der Saison verpflichteten Brandon Paul (11,0) und Bruno Caboclo (15,5, 6,6 RpS) das Ulmer Gesicht, ebenso wie Nationalspieler Karim Jallow (10,4). Und für die beiden Letztgenannten hätte die letzte Woche durchaus positiver verlaufen können. Am knappen Overtime-Sieg in Göttingen, bei dem Ratiopharm Ulm einen 30-Punkte-Vorsprung verspielte, hatten Caboclo und Jallow nur wenig Anteil – mit Foulproblemen verbrachten sie stattdessen die meiste Zeit auf der Bank. Bei der Pleite gegen München fehlten beide komplett, der deutsche Flügelspieler angeschlagen, der brasilianische Big Man aus persönlichen Gründen. Eine Rückkehr der beiden Leistungsträger zur Partie am Ostersonntag ist allerdings durchaus wahrscheinlich.
Hinter dem Scoring-Quartett stehen mit Kapitän Tommy Klepeisz (9,5), Dunk-Maschine Josh Hawley (9,2), Aufbau-Talent Juan Nunez (8,8) und Ex-Tower Robin Christen (8,2) vier weitere jederzeit gefährliche Akteure parat, die durchaus allesamt in der Lage sind, ein Spiel an sich zu reißen. Die erst in dieser Woche von jeweils langwierigen Verletzungen zurückgekehrten Philipp Herkenhoff und Nicolas Bretzel, sowie die beiden 19-jährigen Fedor Zugic und David Fuchs geben dem Ulmer Kader zudem eine beachtliche Tiefe. Mit durchschnittlich 87,0 Punkten erzielen die Schwaben die fünftmeisten aller BBL-Teams, mit Vorliebe aus der Distanz – kein anderer Klub trifft im Schnitt mehr Dreier (11,1) als die Ulmer. In Korbnähe dagegen verzeichnen sie die viertwenigsten Versuche.
Stimmen zu dem Osterspiel
Benka Barloschky: „Ulm spielt eine super Saison in beiden Wettbewerben. Es wird ein sehr, sehr schwieriges Spiel. Denn uns erwartet eine Mannschaft, die sehr schnell spielt, viel Firepower hat in der Offensive. Wie auch schon im Göttingen-Spiel wird es darauf ankommen, Ulm zu stoppen – die Defensive muss im Vordergrund stehen. Wenn wir Ulm ins Laufen kommen und einen Flow entwickeln lassen, dann wird es ganz schwer, sie wieder zu stoppen. Dabei brauchen wir auch wieder die Stärken von Christoph Philipps, für den es sicherlich eine emotionale Rückkehr und ein besonderes Spiel sein wird. Ich denke, wir haben gerade in den letzten Spielen gesehen, welchen Einfluss er haben kann. Mit seiner Länge kann er unglaublich viel Raum verteidigen, ist variabel einsetzbar. Und jetzt gerade, wenn er offensiv seinen Rhythmus hat, dann wirft er auch seine Dreier rein. Das ist das, was wir brauchen. Er muss also auch offensiv aggressiv bleiben.“
Christoph Philipps: „Es ist eine sehr besondere Partie für mich. Gleich, als der Spielplan draußen war, habe ich geschaut, wann es nach Ulm geht. Darauf habe ich lange gewartet. Ich freue mich sehr auf das Spiel, meine Familie, Freunde und viele alte Bekannte. Aber ganz klar, ich fahre dahin, um zu gewinnen. Dafür müssen wir sehr gut verteidigen. Vor allem die Kombo aus Yago und Caboclo müssen wir unter Kontrolle bekommen, auch Brandon Paul hat gerade eine gute Phase. Auch Tommy kann immer für 20 Punkte gut sein. Es wird unsere Aufgabe sein, sie unter Kontrolle zu halten. Ich bin aber zuversichtlich, wenn wir das als Kollektiv angehen, dann kann uns das gelingen. Und egal gegen wen ich gestellt werde, ich werde mein Bestes geben. Ich schaue mir von jedem potenziellen Match-Up viele Clips an, um Tendenzen zu erkennen. Ich liebe die Herausforderung, auch gegen kleine schnelle Guards, wie zuletzt TJ Shorts. Aber ganz allein werde ich es nicht schaffen. Es braucht immer die Teammates rechts und links neben einem – und ich denke, da haben wir in den letzten Spielen gemeinsam gute Arbeit geleistet.“