Reaktion gezeigt – Ligazugehörigkeit verteidigt

Yoeli Childs (23, Hamburg Towers) mit dem Dunk - Bogdan Radosavljevic (15, Hakro Merlins Crailsheim) kommt zu spät. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Hamburg – Mit einer beeindrucken Defensive sichern sich die Veolia Towers einen 77:66-Sieg gegen die HAKRO Merlins Crailsheim. Der Erfolg beschert den Hamburgern zudem den sicheren Verbleib in der Liga. Yoeli Childs ist im letzten Heimspiel mit 21 Punkten Topscorer.

Veolia Towers Hamburg 77:66 HAKRO Merlins Crailsheim (17:18, 38:30, 53:46)

Mit viel Aggressivität und Intensität wischten die Veolia Towers gleich zu Beginn die letzten Erinnerungen an den unrühmlichen Auftritt vom Wochenende weg. Zwei entschlossene Fouls in gerade einmal 34 Sekunden machten deutlich, dass die Hamburger den Crailsheimern keine leichten Zähler erlauben wollten. Die frühe Härte brachte anschließend auch die Merlins auf Betriebstemperatur. Bei Edon Maxhuni kochte der Kessel sogar direkt über – der Guard revanchierte sich auf ein Philipps Foul mit einem unsportlichen Schubser. Entsprechend früh waren die Foulgrenzen auf beiden Seiten erreicht. Weil die Zauberer aus Hohenlohe aber deutlich häufiger an die Freiwurflinie gingen, setzten sich die Gäste vorübergehend bis auf sechs Punkte ab. Mit vier schnellen Zählern nach einer rund dreiminütigen Durststrecke konnte der von der Bank zurückgekehrte Anthony Polite den Anschluss erzielen. Jonas Wohlfarth-Bottermann vollendete eine gelungene Ballstafette mit dem Ausgleich. Bis zum Ende der letzten zehn Minuten hielt das Unentschieden allerdings nicht. Denn James Batemon konnte sich artistisch unter den ausgestreckten Armen des Hamburger Centers durchsetzen.

Auch zu Beginn des zweiten Viertels blieb es eine intensive Partie auf Augenhöhe. Die Anzahl der Gleichstände und Führungswechsel wuchs mit jedem Angriff. Die Foulhäufigkeit hatte dagegen deutlich abgenommen. So ging es quasi ohne Unterbrechung über fünf Minuten hin und her. Als dann Lukas Meisner nach Anspiel von WoBo am Brett verwandelte, lagen die Towers mit drei Punkten in Führung. Und auf den höchsten Vorsprung in dieser spannungsgeladenen Phase reagierten die Crailsheimer prompt mit einer Auszeit. Doch auch von der Unterbrechung ließen sich die Hamburger ihr erstes Momentum an diesem Abend nicht nehmen. Für fast sechs Minuten brachten die Merlins nur zwei Punkte zustande. Was an der knallharten Hamburger Defensive lag. Die resultierte zwar nicht in Ballgewinnen, forcierte aber reihenweise schwierige Würfe aufseiten der Gäste. Richtig belohnen konnten sich die Towers für ihre defensive Drangphase jedoch nicht. Denn auf der anderen Seite des Feldes fehlte es an den nötigen Treffern. Nur einer von 12 Dreierversuchen (8 %) fand bis zur Pause das Ziel. Dennoch war der Acht-Punkte-Vorsprung zur Halbzeit gleichbedeutend mit der bis hierhin höchsten Führung.

Zumindest bis zum Wiederbeginn der Partie nach dem Seitenwechsel. Direkt im ersten Versuch bescherte Yoeli Childs mit seinen Punkten neun und zehn die erste zweistellige Führung. Deutlich weniger Fortune beim Abschluss hatte dagegen Ziga Samar. Drei Fehlwürfe des Slowenen führten zu vier schnellen Punkten der Crailsheimer – und einer Hamburger Auszeit. Zumindest der kleine Lauf der Merlins ließ sich damit direkt wieder stoppen. Am Comeback-Versuch änderte sich jedoch nichts. Denn Maurice Stuckey versenkte den zweiten Distanzwurf für sein Team und verkürzte auf drei Zähler. Anschließend kippte das Spielgeschehen und beide Kontrahenten schalteten abermals in den Kampfmodus. Überschreitung der Angriffszeit, Foul um Foul und flatternde Nerven an der Freiwurflinie. An der Differenz zwischen beiden Teams änderte sich nichts. Auch, weil die Offensive auf beiden Seiten nahezu zum Erliegen kam. Vor allem von jenseits der Dreierlinie krampfte es bei beiden Teams gewaltig. Die Feldwurfquoten, 37 Prozent bei den Hamburgern und 36 Prozent bei Crailsheim, waren der Spiegel des sprichwörtlichen Kampfs um den Ligaverbleib.

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Ein 11:0-Start der Crailsheimer spitzte die Dramatik der Partie zu Beginn der letzten zehn Minuten wieder zu. Denn damit führten die Merlins den nunmehr zehnten Ausgleich herbei. Gefolgt vom zehnten Führungswechsel. Während sich der Knoten bei den Gästen zur Unzeit gelöst hatte, steckte die Hamburger Offensive weiter im Krampfmodus fest. Erst ein Drei-Punkt-Spiel von Topscorer Yoeli Childs und der darauf folgende Dreier von Anthony Polite zur Mitte des Schlussviertels konnten endlich die Knochenmühle durchbrechen. Die 2945 Fans in der edel-optics.de Arena schraubten nun auch den Lärmpegel ans Maximum. Die zusätzliche Energie übertrug sich schlagartig auch wieder auf das Team. Mit einem 12:0-Lauf holten sich die Veolia Towers im letzten Heimspiel der Saison 2022/23 das Momentum wieder zurück. Und brachten sich knapp drei Minuten vor dem Ende erneut auf acht Punkte in Front. Entschieden war die Partie jedoch noch nicht. Merlins-Topscorer James Batemon eröffnete die Crunchtime mit einem schwierigen Drive. Die entscheidenden Big Plays sollten allerdings noch folgen – bei den Towers. Kapitän Seth Hinrichs verwandelte zum perfekten Zeitpunkt den dritten Hamburger Dreier, Yoeli Childs ließ einen toughen Lay-Up folgen. Mit blutendem Auge verließ der Big Men anschließend das Parkett. Seinen Jubel über den sicheren Verbleib in der easyCredit BBL konnte aber auch das Veilchen nicht trüben.

Stimmen nach dem letzten Heimspiel

Benka Barloschky: „Ich bin extrem zufrieden mit der Art und Weise, wie wir heute verteidigt haben. Wir haben nur in einem Viertel zugelassen, dass Crailsheim 20 Punkte erzielt. In den restlichen konnten wir das gut kontrollieren. Die Trefferquoten waren heute auf beiden Seiten nicht gut, daran hatte auch unsere defensive Leistung einen Anteil gehabt. Wir haben heute erneut das Rebound-Duell gewonnen, das war ein großes Ziel nach dem letzten Spiel. Auf den Ball haben wir ebenfalls heute gut aufgepasst und am Ende durch unsere Defensive und die Energieleistung den Heimsieg erkämpft. Ich bin sehr froh und stolz auf die Mannschaft, dass sie heute diese Reaktion zeigen konnte.“

Yoeli Childs: „Es war ein verrückter Kampf heute. Ich bin sehr stolz auf uns alle. Gerade an einem Abend wie heute, wo wir sehr schlecht geworfen haben. In vielen Spielen in dieser Saison hatte eine schlechte Offensive auch negativen Einfluss auf unsere Verteidigung. Heute aber nicht. Wir sind gewachsen und konnten beweisen, dass wir uns durch die schwierigen Phasen verteidigen können. Wir können uns zudem sehr glücklich über den Rückhalt unserer Fans schätzen. Trotz Niederlagenserien und auch deutlichen Pleiten haben sie immer zu uns gehalten und unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich. Heute waren sie auch ein entscheidender Faktor für unser Momentum.“

Christoph Philipps: „Wir haben heute insgesamt weniger Punkte zugelassen als am Samstag nur in der ersten Halbzeit. Darauf lag unser Fokus nach der sehr bescheidenen Vorstellung zuletzt. Wir hatten im Hinterkopf, dass wir uns den Ligaverbleib heute sichern können. Von keinem von uns war das aber der Anspruch an die gesamte Saison. Daher können wir auf keinen Fall vollends zufrieden sein. Der Coach musste vor dem Spiel nicht viel reden. Es war an uns eine Reaktion zu zeigen und das haben wir im Training und im Spiel gemacht.“

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