Hamburg – Die Hamburg Towers gewinnen mit 91:86 (41:43) nach Verlängerung gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München und sichern sich damit den fünften Sieg in Folge.
Die erste gute Nachricht erreichte die Hamburg Towers bereits vor dem Tipoff – dank Vechtas Niederlage gegen Göttingen ist ein Abstieg rechnerisch nicht mehr möglich. Für die zweite gute Nachricht sorgten die Towers selbst.
Das Team von Pedro Calles war von Beginn an hellwach und ging schnell mit 7:0 in Führung. Das passte Andrea Trinchieri gar nicht, der nahm eine Auszeit, wechselte munter durch und ermöglichte seinem Team so den Anschluss. Da sich die Münchener in den ersten zehn Minuten jedoch fünf Ballverluste leisteten, konnte Jordan Swing mit zwei Dreiern erneut für ein Punktepolster sorgen. Dieses hielt zwei Minuten, dann hatte München mit einem 7:0-Run den Ausgleich herbeigeführt. Mit einem starken Drive beendete TJ Shorts den ersten Abschnitt (21:19). Im zweiten Viertel erhöhten die bayerischen Gäste den defensiven Druck deutlich. Nach zwei erfolgreichen Dreiern – bis zur Halbzeit fanden allerdings nur fünf von 16 Versuchen (31 %) das Ziel – gingen die Münchener zur Mitte des zweiten Viertels in Front. Die Hamburger – die in den ersten 20 Minuten mit fünf von acht Dreiern deutlich treffsicherer agierten – holten sich angeführt von Kameron Taylor prompt die Führung zurück und verteidigten diese bis kurz vor der Halbzeit. Ein And One von Radosevic, mit elf Punkten Münchens bester in der ersten Hälfte, schickte die Partie beim Stand von 41:43 in die Halbzeit.
Die Anfangsminuten nach dem Seitenwechsel nutzen die Münchener mit konsequenten Abschlüssen in Korbnähe, um ihren Vorsprung auf sechs Punkte auszubauen. Ein Dreier von Kameron Taylor setzte auch in Hamburgs Defensive neue Kräfte frei. Drei punktlose Minuten der bayerischen Gäste ließen die Towers die Führung übernehmen. Da es die Hamburger aber verpassten ihre defensive Drangphase auch offensiv auszunutzen, reichten dem FC Bayern vier Punkte um zum Ende des dritten Viertels auf 58:57 zu verkürzen. Mit einem Swing-Dreier starteten die Towers in den vierten Abschnitt und verteidigten die knappe Führung bis in die letzte Minute. Mit einem Layup legte Maik Kotsar vor, doch ein Dreier von Baldwin, den die Towers bei nur 12 Punkten hielten, brachte den 79:79-Ausgleich. Dementsprechend ging die Partie in die Overtime. Und auch in der Extraschicht schafften es die Towers die Müchener Kreise entscheidend einzuengen und fast vier Minuten abermals von weiteren Korberfolgen abzuhalten. Offensiv machten es die Towers diesmal besser, zogen auf sechs Punkte davon. Nervenstark hielt das Team von Pedro Calles auch den letzten Münchener Angriffen stand. Ein bayerischer Buzzerbeater kam zu spät – der 91:86-Sieg war perfekt.
Kurzer Schnack nach dem Spiel:
Pedro Calles: „Wie erwartet, war das ein sehr harter Kampf. In der Crunchtime haben wir ein paar wichtige Dreier getroffen. Wir wussten, dass Bayern München das beste Crunchtime-Team in Europa ist, daher mussten wir im letzten Viertel und in der Overtime besonders fokussiert sein. Dementsprechend war das heute ein doppelter Erfolg für uns. Ein Sieg, weil wir Bayern München geschlagen haben und ein weiterer Erfolg, weil es eine Ehre ist, gegen Coach Trinchieri, den ich sehr respektiere, zu gewinnen.“
Maik Kotsar: „Das war ein hart umkämpftes Spiel, wir haben alle unser Bestes gegeben und waren die gesamten 45 Minuten aggressiv. Wir haben eine starke Verteidigung an den Tag gelegt, die uns letztendlich den Sieg gebracht hat.“
Jordan Swing: „Es ist immer hart, wenn man sein viertes Foul bekommt. Du willst unbedingt spielen, musst aber aufpassen, dass du nicht zu aggressiv bist und deinen Gegenspieler dennoch unter Kontrolle behältst. Glücklicherweise hat das heute funktioniert. Insgesamt war das eines der härtesten Spiele, die wir bisher in dieser Saison gespielt haben. Jeder weiß, dass Bayern ein starkes Team ist. Aber wir haben als Team gekämpft und konnten heute den Sieg einfahren.“
Das Spiel im Detail:
Mit fünf schnellen Punkten bestrafte Terry Allen die Münchener Unachtsamkeiten in den Anfangsminuten – ein Offensivfoul und ein Fehlpass standen für die Gäste bis hierhin im Statistikbogen. Ein weiterer Ballgewinn bescherte Kameron Taylor einen freien Dunk im Fastbreak und ließ Münchens Trainer Andrea Trinchieri nach nicht einmal zwei Minuten die erste Auszeit beantragen (7:0, 2.). Nach über drei Minuten brachte Radosevic für München dann die ersten Zähler unter, legte einen Dreier nach – Maik Kotsar und TJ Shorts hatten aber die richtigen Antworten parat (11:5, 5.). Mit fünf schnellen Punkten gelang München zunächst der Anschluss, doch zwei Dreier von Jordan Swing verschaffte den Hausherren wieder Luft (19:12, 8.). Zumindest für rund zwei Minuten – so lange dauerte es, bis der FC Bayern mit einem 7:0-Run für den Ausgleich sorgte. Ein energisch zum Korb ziehender TJ Shorts stellte mit zwei erfolgreichen Freiwürfen den 21:19-Zwischenstand zum Ende des ersten Viertels her.
Zwei Hamburger Fehlwürfe und ein Ballverlust ließen die bayerischen Gäste nach zwei Korberfolgen die Führung übernehmen. Mit zwei Freiwürfen, für die TJ Shorts hart arbeiten musste, glichen die Towers aber wieder aus (23:23, 13.). Der Druck der Gäste nahm stetig zu, Lücken boten sich für die Towers nur wenige. Auf der Gegenseite fanden die Münchener gleich zwei Mal einen offenen Distanzwurf und brachten sich in Front. Gleiches gelang im Anschluss auch den Towers, besser gesagt Kameron Taylor, der mit zwei erfolgreichen Dreiern erst den Ausgleich und dann den erneuten Führungswechsel herbeiführte (32:30, 16.). Die Hamburger schienen nun ein Rezept gegen die Münchener Defensive gefunden zu haben. Jordan Swing von der Freiwurflinie, dann Kameron Taylor mit einem Layup, gefolgt von zwei starken Drives durch Justus Hollatz und wieder Swing sorgten dafür, dass die knappe Führung der Towers bis kurz vor der Halbzeitpause hielt. Radosevic mit einem And One drehte den Score erneut und schickte die Partie beim Stand von 41:43 in die Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel versuchten beide Teams zunächst konsequent den Korb zu attackieren, was eher den Gästen in die Karten spielte. Kameron Taylor durchbrach erfolgreich das Muster und brachte per Dreier weitere Towers-Punkte auf die Tafel (46:49, 23.). In der Verteidigung gingen die Hamburger an ihre Grenzen, zwangen Münchens Reynolds gar zum Airball. Zwei Bayern-Ballverluste später, übrigens die ersten beiden seit dem Anfangsviertel, ermöglichten Maik Kotsar von der Freiwurflinie zuerst den Anschluss und dank es Swing-Dreiers den Towers im Folgeangriff einen erneuten Führungswechsel (55:53, 27.). Die defensive Hochphase der Towers verhinderte über drei Minuten weitere Münchener Zähler. Da die Hamburger offensiv jedoch zu wenig Kapital aus ihrer starken Defensive ziehen konnten, reichten dem FC Bayern vier Punkte, um zum Ende des dritten Viertels auf 58:57 zu verkürzen.
Mit einem Dreier eröffnete Jordan Swing den Schlussabschnitt, musste mit seinem vierten Foul nur 60 Sekunden später aber auf die Bank. Doch auch seine Teamkollegen stemmten sich mit Kräften gegen das EuroLeague-Team. Dennoch gelang es Seeley und Zipser mit vier Zählern in Folge die Partie abermals auszugleichen (63:63, 33.). Nach einer Auszeit konnte sich Maik Kotsar trotz Foul am Korb durchsetzen, verpasste jedoch den Bonusfreiwurf. Dafür legte der Center im Folgeangriff erneut direkt unter dem Ring nach, zwang München zur Auszeit (67:63, 34.). Mit einem Stepback-Dreier ließ Wade Baldwin, dessen Wirkungskreise die Towers bis hierhin beachtlich eingeschränkt hatten, München erneut anschließen. Doch das Team von Pedro Calles blieb nervenstark und verteidigte den Vorsprung erneut über zweieinhalb Minuten eisern. Zwei Ballverluste, die Zisko postwendend in Münchener Punkte umwandelte, taten den Towers in dieser Phase nicht nur weh, sondern ließen den Vorsprung erneut deutlich schrumpfen (73:72, 37.). Dank starker Abschlüsse von Maik Kotsar und Jordan Swing legten die Towers erneut vor, Zipser brachte die Partie mit einem Freiwurf in die letzte Spielminute (77:76, 39.). Per Korbleger gelang Maik Kotsar der perfekte Crunchtime-Einstand, Baldwin mit einem Dreier der Ausgleich. Weil beiden Teams in den letzten 35 Sekunden aber kein weiterer Korb gelang, ging es mit 79:79 in die Overtime.
Mit einem Freiwurf startete Maik Kotsar die Extraschicht, TJ Shorts legte einen Jumper von der Freiwurflinie nach. Noch beeindruckender war jedoch erneut die starke Towers-Defensive, die über drei Minuten München von weiteren Zählern abhielt. Mit einem Dreier erhöhte Kameron Taylor auf 85:79 (43.), München quittierte das mit einer Auszeit. Nach fast vier Minuten kamen die Münchener durch Johnson zu ihren ersten Punkten in der Overtime. TJ Shorts, Terry Allen und Max DiLeo ließen weitere Towers-Punkte folgen, ein Münchener Buzzerbeater kam zu spät, der 91:86-Sensationssieg der Hamburg Towers war perfekt.
Towers-Statistiken: Shorts (18 Punkte, 4 Stl.), Swing (21, 6 Reb.), DiLeo (2), Rich, Taylor K. (18), Kotsar (20, 14 Reb.), Hollatz (2, 4 Reb., 4 Ass.), Allen (10, 4 Reb.), Ogunsipe, Cuthbertson, Taylor B. (PM – Foto: Justus Hollatz – Lobeca/Roberto Seidel)