Hamburg – Nach einem spielfreien Wochenende versuchen die Hamburg Towers am Freitag gegen medi Bayreuth (19 Uhr, ab 18.45 Uhr bei Magenta Sport) ihren Spielrhythmus wieder aufzunehmen. Verletzungen und ein Hallenwechsel beeinflussen die Vorbereitung.
Die vergangenen beiden Wochen hätten für das Trainergespann der Hamburg Towers wahrlich stressfreier verlaufen können. Zunächst die kurzfristige Spielabsage der Partie in Braunschweig. Dann meldeten sich zwischenzeitlich gleich vier Akteure verletzungsbedingt vom Training ab. Zu guter Letzt musste das Team am Mittwoch und Donnerstag in eine Schulturnhalle nach Harburg ausweichen. Da die edel-optics.de-Arena an beiden Tagen für bis zu 150 Studenten der TU Harburg zum Prüfungsort umfunktioniert wurde, wurde das Bundesliga-Parkett kurzfristig in eine Harburger Schulsporthalle transportiert. Nach knapp achtstündiger Aufbauzeit war dann alles bereit und sogar die angeschlagenen Towers-Akteure waren wieder mit von der Partie.
„Wir mussten zunächst unseren Trainingsplan umstellen. Aufgrund der Spielabsage hatten wir eigentlich mehr Zeit für die Vorbereitung, konnten aber maximal im Drei-gegen-Drei oder Vier-gegen-Vier trainieren“, berichtet Head Coach Pedro Calles im digitalen Pressetalk von den vorübergehenden Widrigkeiten. Nur auf Osaro Jürgen Rich, der sich einen Rippenbruch zuzog, müssen die Hamburg Towers definitiv verzichten.
Vor dem vergangenen Wochenende setzten die Coaches kurzerhand zwei trainingsfreie Tage an. Dennoch flogen die Basketbälle reihenweise durch die Arena am Inselpark. Wenn schon, denn schon – dachte sich auch Jordan Swing, schnappte sich seine Trainingstasche und dann ab dafür. „Man könnte mich schon als Trainingsfanatiker bezeichnen. Ich liebe es in der Halle zu sein. Gerade jetzt im Lockdown gibt es sowieso nicht viel anderes zu tun. Ich möchte gern jederzeit produktiv sein. Außerdem war es wichtig, um den Rhythmus so gut es geht zu behalten“, so der Hamburger Scharfschütze. Statistik über die Anzahl seiner Wurfversuche in den Extraeinheiten, die der Amerikaner auch regelmäßig vor und nach den Teamtrainings einlegt, führt er nicht. „Ich zähle schon meine Treffer mit, aber wenn ich dann nach Hause gehe, habe ich die genaue Anzahl nicht mehr im Kopf“, sagt Jordan Swing, der mit 44 Prozent Trefferquote bei fast sechs Versuchen pro Spiel zu den gefährlichsten Distanzschützen der easyCredit-BBL zählt.
Wahrscheinlich hat auch Bayreuths dienstältester Profi, Bastian Doreth, längst den Überblick über genommene und getroffene Würfe verloren. Immerhin ist das fränkische Urgestein seit fast 14 Jahren im Profibasketball aktiv. Seit 2015 gestaltet Doreth das Spiel der Oberfranken, am Freitag wird er seine 300. BBL-Partie bestreiten. Zumeist an seiner Seite – erst in Trier, dann in Quakenbrück und seit 2016 bei den Bayreuthern – Center Andreas Seiferth, der bereits Mitte Januar dem Club der Dreihunderter beitrat. „Sie haben viel Erfahrung“, weiß auch Pedro Calles. Getoppt wird das Duo nur noch von medi Teambetreuer Eddy Hübner, der zu Wochenbeginn sein 20. Dienstjubiläum feierte.
#EddyLegendo, der bei jedem Einlauf von Basti Doreth mit einem Kuss auf den Kopf begrüßt wird, erlebt derzeit die beste Saison seines Bayreuther Kapitäns – aktuell viertbester Vorlagengeber (5,9 ApS) der BBL. Die offensive Hauptlast in Sachen Punkteausbeute tragen allerdings die Importspieler. Angeführt von Topscorer Frank Bartley (15,4 PpS) entfallen 75 Prozent der Punkte auf nur fünf Akteure. Trotz der beiden Guard-Topleistungen hat Pedro Calles vor allem am Perimeter eine mögliche Schwachstelle im Team von Raoul Korner ausgemacht. „Sie sind auf den Außenpositionen nicht so tief besetzt, sie rotieren mit vier bis fünf Spielern. Daher wird es wichtig sein, das Tempo hochzuhalten. Das Resultat zeigt sich dann vielleicht nicht gleich in den ersten beiden Vierteln, aber hoffentlich spätestens in der zweiten Hälfte“, setzt der Hamburger Chef auf den längeren Atem.
Trotz Platz 12 und bereits zehn Niederlagen, warnt Calles davor, Bayreuth zu unterschätzen: „Sie sind besser als ihre Platzierung zeigt.“ Auch Dreierspezialist Swing weiß, dass man in der Bundesliga keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen darf. „Die deutsche Liga ist sehr ausgeglichen, jedes Teams hat die Chance jeden zu schlagen. Wenn man nicht voll konzentriert bei der Sache ist, dann kann man schon mal unter die Räder geraten“, so Jordan Swing, der sich schnell an das Spiel in Deutschland gewöhnt hat. Die Ursache der Bayreuther Platzierung im hinteren Tabellendrittel sieht Pedro Calles in der frühen zweifachen Quarantäne der Bayreuther. „Ich denke, das macht es für das Team schwer und hat sie in der frühen Phase bereits zurückgeworfen“, so die Einschätzung des Spaniers. Die Hamburg Towers kamen bisher ohne Auffälligkeiten durch die regelmäßige Testung. „Von Anfang an versuchen wir Kontakte soweit wie möglich zu vermeiden, selbst als die Innenstadt noch geöffnet war. Wir tragen überall Maske, bleiben untereinander. Ich glaube, bisher haben wir es so ganz gut geschafft“, hofft Jordan Swing, dass es auch zukünftig so bleibt.
Kurzer Schnack vor dem Spiel:
Pedro Calles: „Aufgrund der Spielabsage und unserer Verletztensituation mussten wir unseren Trainingsplan umstellen. Wir hatten eigentlich mehr Zeit für die Vorbereitung, konnten aber maximal im Drei-gegen-Drei oder Vier-gegen-Vier trainieren. Natürlich beeinflusst das unseren Spielrhythmus, aber damit müssen wir klarkommen.“
„Bayreuth ist viel besser als es ihre Platzierung zeigt. Wenn ich mich nicht irre, dann musste das Team bereits zwei Mal in Quarantäne – einmal zum Vorbereitungsstart, ein weiteres Mal während der Pokalphase. Ich denke, das macht es für das Team schwer und hat sie in der frühen Phase bereits zurückgeworfen.“
„Mit Andreas Seiferth und Basti Doreth haben sie Spieler mit viel Erfahrung. Die Hauptlast im Angriff tragen ihre Importspieler. Wenn wir es nicht schaffen, unseren Spielstil umzusetzen, dann sehe ich zwei Teams auf Augenhöhe. Sie spielen mit viel Struktur und Disziplin. Daher kommt es vor allem auf das Tempo und die Intensität in unserem Spiel an. Sie sind auf den Außenpositionen nicht so tief besetzt, sie rotieren mit vier bis fünf Spielern. Daher wird es wichtig sein, das Tempo hochzuhalten. Das Resultat zeigt sich dann vielleicht nicht gleich in den ersten beiden Vierteln, aber hoffentlich spätestens in der zweiten Hälfte.“
Jordan Swing: „Man könnte mich schon als Trainingsfanatiker bezeichnen. Ich liebe es in der Halle zu sein. Gerade jetzt im Lockdown gibt es sowieso nicht viel anderes zu tun. Ich möchte gern jederzeit produktiv sein. Außerdem war es wichtig, um den Rhythmus so gut es geht zu behalten.“
„Die deutsche Liga ist sehr ausgeglichen, jedes Teams hat die Chance jeden zu schlagen. Wenn man nicht voll konzentriert bei der Sache ist, dann kann man schon mal unter die Räder geraten. Selbst die Top-Teams an der Spitze der Liga blieben nicht ohne Niederlage.“
„Von Anfang an versuchen wir Kontakte soweit wie möglich zu vermeiden, selbst als die Innenstadt noch geöffnet war. Wir tragen überall Maske, bleiben untereinander. Marvin und die Geschäftsstelle erinnern uns immer wieder dran, wie wichtig es ist, dass wir uns an alle Regeln halten. Ich glaube, bisher haben wir es so ganz gut geschafft und hoffentlich bleibt das auch so.“ (PM Towers)
Zum Foto:
Pech: Osaro Jürgen Rich, der gebürtige Lübecker, fehlt heute leider wegen Verletzung (Foto: Lobeca/Marcus Kaben)