Lübeck – Um 18 Uhr öffnen sich am Sonnabend die Türen der Hansehalle zur großen „Petkos Fight-Night“. Die ganze Stadt schaut dabei auf John Bielenberg. Der 18-Jährige kämpft in seiner Heimatstadt um die Internationale Deutsche Meisterschaft im Weltergewicht (66,7 Kilo). Dabei brachte der Lübecker Lokalmatador 66,5 Kilo) beim offiziellen Wiegen am Freitag im Casino Lübeck auf die Waage. Nur sein Gegner fehlte noch. Der stand bis Donnerstagabend noch nicht einmal fest.
Gegner in Corona-Quarantäne
Promoter Alexander Petkovic war beim Wiegen im Stress, doch der war nur halb so schlimm, wie noch am Vortag. Der Bosnier hatte alles im Griff, ließ alle seine Kontakte spielen, weil Bielenbergs Gegner in Corona-Quarantäne ist. „Johns Gegner hat sich kurzfristig gemeldet, weil dessen Sohn im Kindergarten einen Corona-Fall hatte und er durfte nicht ausreisen. Wir haben bis spät in die Nacht daran gearbeitet, um einen neuen Gegner für John zu finden. Jetzt ist es ein Ersatzgegner, der nicht so stark war, aber wir sind glücklich, dass wir jemanden gefunden haben. Das war wirklich nicht einfach. Im Oktober und Dezember planen wir weiter mit John und dann vielleicht schon eine Junioren-Weltmeisterschaft. Da werden wir dann gute Gegner haben. Für die Lübecker Zuschauer wird das Event trotzdem super und Karten gibt es noch an der Abendkasse“, sagt der 41-Jährige zu HL-SPORTS. 1.200 Fans dürfen rein und knapp 900 Tickets sind bereits verkauft. Dabei sind die Preise human und alle hoffen auf ein euphorisches Lübecker Publikum. Klappt alles, könnte es mehr von diesen Events in der Hansestadt geben. Petkovic weiß wie die Stadt tickt, denn 1998 gewann er gegen Frank Wüstenberghs. Ein gutes Omen für Bielenberg.
Lokalmatador ruhig und entspannt
Bielenberg ließ sich nichts anmerken, war professionell. „Es ist alles perfekt. Ich freue mich, dass ich mein Gewicht habe und jetzt endlich essen kann. Meinen neuen Gegner habe ich jetzt einmal im Video gesehen. Von den Amateuren bin ich es gewohnt gegen jemanden zu boxen, den ich nicht kenne. Zwei, drei Sachen habe ich schon erkannt, wo ich meine Stärken ausspielen kann. Ich will den Titel nach Lübeck holen“, sagte der 18-Jährige nach dem Wiegen.
„Jetzt kann man nicht mehr viel ändern“
Athar Ghazal ist ebenfalls voller Vorfreude, weiß allerdings, dass die Vorbereitung nun nicht mehr die gleiche ist: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, sind ruhig und locker. Jetzt kann man nicht mehr viel daran ändern. John wird ausgeschlafen, mental und körperlich voll da sein“, so der Vater und Trainer des Lübecker Profis.
Wer boxt gegen Bielenberg?
Der Gegner ist Evgenji Melzer aus Essen. Der 29-Jährige hat bisher vier Profikämpfe auf seinem Konto. Einmal gewann er und dreimal verlor er, alles durch K.o. Viel mehr weiß man nicht von dem Kasachen. Möglich, dass sich das am Sonnabend ändert.
Mittwoch Ministerpräsident, Freitag Boxer: Casino als Begegnungsstätte
Amine Tadlaoui Ouafi war stolz, einmal mehr große Namen zu beherbergen und sagte zu HL-SPORTS: „Wir als Casino unterstützen den Sport und das Boxen besonders. Die Zielgruppe ist die gleiche und da liegt es nahe, dass wir das Boxen unterstützen. Unabhängig davon, dass wir generell den Sport in Lübeck unterstützen, sei es Handball oder Fußball. Und natürlich nicht zu vergessen unsere Mitgliedschaft im Klub 111, wo wir Sport und Business verbinden. Das Wiegen ist eine Gelegenheit für uns als Bühne, um uns zu präsentieren. Mit Alexander Petkovic, einem der besten Boxpromoter, haben wir einen sehr guten Mann bei uns zu Gast. Ich freue mich auf den Abend morgen in der Hansehalle und drücke John Bielenberg die Daumen.“ Der Casino-Direktor weiß, wie es ist, sich auf höchstem Niveau zu bewegen. Er war früher selbst einmal Profisportler in der Schwimm-Jugendnationalmannschaft und spielte später lange Jahre Wasserball. Erst am vergangenen Mittwoch war Ministerpräsident Daniel Günther zu Gast, als ein Scheck über 7.500 Euro für jeden verwandelten Siebenmeter des VfL Lübeck-Schwartau in der vergangenen Saison an die Tafelstiftung Schleswig-Holstein/Hamburg überreicht wurde. Dabei spendete das Casino Lübeck für jeden Treffer 100 Euro und packte auf die zusammengekommene Summe noch 1.000 Euro obendrauf.
Zwischen Formel 1 und Boxen(gasse)
TV-Star Kai Ebel schaute sich das Wiegen an und fiebert dem morgigen Abend entgegen. Als Ringsprecher ist es sein zweiter Auftritt in seiner Kariere, hat er doch große Kämpfe der Klitschkos und Henry Maske als Moderator begleitet. In Lübeck war er zuletzt bei der „Traumhochzeit“ von Fernsehmoderatorin Gülcan Kamps vor 13 Jahren. Der 57-Jährige kennt sich nicht nur in der Formel 1 als RTL-Reporter aus, sondern hat früher selbst geboxt – ein Mann vom Fach! „Mir macht es Riesenlaune, egal ob kleine oder große Kämpfe, da gehe ich gerne in oder an jeden Ring“, sagte er bei HL-SPORTS. Wenn Ebel nicht vor der Kamera oder im Ring steht, geht der gebürtige Mönchengladbacher gerne essen, trinkt auch mal ein Schlückchen Wein und macht selbst Sport, wie er erzählte. Genug zu tun hat er trotz des geringeren TV-Aufkommens in der Formel 1. „Ich bereite gerade meine Bühnenshow vor, dann kommt mein zweites Buch demnächst heraus und den einen oder anderen Fernsehauftritt habe ich auch noch“, erzählte Ebel nebenbei. Bei „Let’s dance“ schwang er das Tanzbein. Dazu sagte er: „Das hätte ich früher auch nicht gedacht, dass ich das mal mache und da stand ich plötzlich da und habe getanzt. Das hat Riesenspaß gemacht und ich bin auch ein bisschen froh, dass ich nicht mehr so in diesem Hamsterrad der Formel 1 bin und selbst schauen kann, worauf ich Lust habe.“ Spaß ist für ihn ein ganz wichtiger Punkt und so gab er sich auch. Zum Lokalmatador sagte er: „John Bielenberg habe ich jetzt noch nicht selbst gesehen, aber ich wünsche ihm viel Glück, denn ich freue mich für jeden Deutschen, der sich nach vorne entwickelt, weil ich die Hoffnung habe, dass der Boxsport in den kommenden Jahren eine Zukunft hat. Wenn man einen Weltmeister von der Pike auf kennt, dann ist das einfach eine tolle Sache.“
Hauptkampf um Interconti-Titel
Der Bielenberg-Kampf ist der zweite Hauptkampf in der Hansehalle. Danach geht es um den WBF Interconti-Titel zwischen dem Münchner Shefat Isufi (31 Siege) und dem Tschechen Tomas Adamek (29). Zudem steht in einem der sieben Kämpfe Felix Langberg aus Rostock im Schwergewicht im Ring. Es könnte sein fünfter Sieg im fünften Kampf werden, sollte er Frank Bümle aus Neumünster (16) besiegen.
