Oberliga-Vorschau: Quo Vadis, Crocodiles Hamburg?

Lübeck –  Noch 20 Tage bis zum Saisonstart in der Eishockey Oberliga Nord. Auf einer kurzen Reise durch den Norden schauen wir uns jede teilnehmende Mannschaft noch einmal an. Teil drei führt uns nach Hamburg-Farmsen, wo die Crocodiles beheimatet sind.

Verein: Crocodiles Hamburg
Gründung: 1990
Erfolge: Zweitliga-Aufstieg 1998
Letzte Saison: Oberliga Nord Platz sechs, Aus im Nord-Playoff Viertelfinale
Halle: Eissporthalle Farmsen (2000 Plätze)

Abgelaufene Saison
Groß aufgerüstet hatten die Crocodiles vor der letzten Saison. Mit Bartanus, Bezouska, Lang, Oster oder Varianov kamen Spieler, die schon bei anderen Clubs zeigten, dass sie sehr gute Spieler sind. Entsprechend war die Saison 2014/15 die sportlich erfolgreichste seit langer Zeit, man war drauf und dran dem Hamburger SV den Status als Nummer zwei in der Hansestadt streitig zu machen. Am Ende reichte es zu Platz sechs, was als großer Erfolg verbucht wurde. Die Frage ist nur: zu welchem Preis? Von Saisonbeginn an hielten sich Gerüchte über finanzielle Probleme, welche im Januar konkret wurden. Ein Retterspiel und weitere Zuwendungen anderer Sponsoren waren notwendig, um das finanzielle Loch zu stopfen und die Saison zu Ende zu bringen. Dazu passt, dass die Crocos Medienberichten zu Folge im Sommer die Meldung zur Oberliga Nord versäumten und nur als Nachrücker für Dortmund (blieb in der Regionalliga) mitspielen dürfen. Nun sind sie dabei. Ende gut, alles gut also in Farmsen?

Goalies
Wie schon den Saale Bulls Halle bricht den Crocos der große Rückhalt im Tor weg. Christoph Oster wechselt zurück in seine rheinische Heimat. Neue Nummer Eins ist der junge Elmar Trautmann, ehemaliger U20-Nationaltorwart. Nach einem Jahr kehrt der 21-jährige zurück nach Deutschland und will beweisen, dass er die Förderlizenzen in seiner Jugend nicht zu unrecht hatte. Allerdings muss Trautmann sofort funktionieren, denn wenn nicht, steht mit Spencer Eckhardt nur ein noch jüngerer Backup zur Verfügung, sowie als dritter Keeper im Bunde „Matze“ Rieck, welcher in den letzten beiden Jahren in Timmendorf heftig in der Kritik stand. War die Position des Torhüters im letzten Jahr eine große Stärke, könnte es in dieser Saison durchaus ein Knackpunkt werden – es sei denn Trautmann funktioniert so, wie von allen gedacht.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

Defensive
Sattelfest war die Abwehr der Crocodiles schon im letzten Jahr nicht wirklich, 160 Gegentore bedeuteten trotz Christoph Oster den dritt schlechtesten Wert in der Liga. Und ob das in diesem Jahr besser wird, darf ernsthaft bezweifelt werden. Zumal mit dem Abgang von Vitalij Blank eine wichtige Stütze wegbricht. „Nachfolger“ Blanks im Kader ist Lukas Turek, der im letzten Jahr beim EHC Timmendorfer Strand durchaus ansprechende Leistungen bot. Allerdings wird der Tscheche beweisen müssen, dass er mehr als nur ein talentierter junger Spieler ist. Auf Turek, seinem Landsmann Lukas Lang und Kapitän Stefan Tillert wird viel Verantwortung lasten – möglicherweise zu viel?

HLS-Bewertung: zwei Sterne

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Offensive
Den größten Umbruch gibt es für die Crocodiles sicherlich in der Offensive. Mit Topscorer Michal Bezouska und Altstar Karol Bartanus werden wohl satte 123 Scorerpunkte nicht mehr dabei sein. Während Bezouska nun in Rostock die Schlittschuhe schnürt, ist bei Bartanus bisher nichts offiziell; dass der 37-jährige aber weiter in Farmsen auf das Eis geht, gilt als unwahrscheinlich. Diese beiden Abgänge sind richtig schmerzhaft, wenn man sich vor Augen hält, dass die Crocodiles in der Hauptrunde 2014/15 132 Tore erzielten. So wird offensiv mehr Verantwortung auf Jan Michalek und Nikolai Varianov lasten. Vor allem Letzterer muss in die Bresche springen und am Besten weniger Zeit als letzte Saison in der Kühlbox (114 Strafminuten) verbringen. Mit Martin Oertel und dem jungen Anton Zimmer könnte Unterstützung kommen, aber die Punkte von Bezouska und Bartanus werden diese wohl kaum auffangen können.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

Der Trainer
Er wolle mal sehen, ob er auch mit einer erfahrenen Truppe arbeiten kann – so äußerte sich Sven Gösch zu seinem eigentlich bis zum Ende der letzten Saison geplanten Engagement in Farmsen. Nun hat er doch nochmal seinen Vertrag verlängert und stellt sich der Herausforderung, mit einer stark verjüngten Mannschaft in einer stärkeren Liga anzutreten. Dass der 43-jährige dies fachlich durchaus drauf hat, ist unbestritten, eine ganz schwere Saison wird es auf jeden Fall. Aber man darf davon ausgehen, dass er zumindest die jüngeren Spieler ein Stück besser macht.

HLS-Bewertung: vier Sterne

Zusammenfassung: 10 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Ohne Frage, die Crocodiles werden vor einer schwierigen Saison stehen. Mit dem aktuellen Kader wird es ganz, ganz schwer die Klasse zu halten. Sicherlich, man sollte niemals nie sagen, wenn vor allem die jungen Spieler richtig zünden, ist viel möglich, aber für die Playoffs wird es nie und nimmer reichen. Nein, die Crocodiles Hamburg gehören zu den Teams, die um den Klassenerhalt spielen.

Bisherige Vorschauen
1. Saale Bulls Halle 17 Sterne
2. Rostock Piranhas 13 Sterne
3. Crocodiles Hamburg 10 Sterne