Oberliga-Vorschau: Kann Neuwied die Vorsaison bestätigen?

Lübeck –  Noch 19 Tage bis zum Saisonstart in der Eishockey Oberliga Nord. Auf einer kurzen Reise durch den (Eishockey-) Norden schauen wir uns jede teilnehmende Mannschaft an. Teil vier führt uns zum einzigen höherklassigen Team aus Rheinland-Pfalz. Im Fokus stehen die Bären des EHC Neuwied.

Verein: EHC Neuwied
Gründung: 2007
Erfolge: Meister Regionalliga West 2014
Letzte Saison: Oberliga West Platz zwei, Oberliga Mitte Platz fünf
Halle: Icehouse Neuwied (2100 Plätze)

Abgelaufene Saison
Was war das für eine Saison für die Bären. Als -stark verstärkter- Regionalliga-Meister und Neuling in der Oberliga West zeigten die Neuwieder famose Leistungen. Gekrönt wurde dies mit der Vizemeisterschaft im Westen und teils sehr hohe Zuschauerzahlen. So sahen das letzte Topspiel gegen Duisburg fast 2000 Eishockeyfans. Dass dann in der Verzahnungsrunde mit dem Osten etwas die Luft raus war und man „nur“ den fünften Platz belegte, schmälert die großartige Saison der Bären auf keinen Fall.

Goalies
Das Goalie-Duo in Neuwied bleibt am Rhein. Sowohl Björn Linda, welcher aus beruflichen Gründen vor einem Jahr seine Drittliga-Karriere eigentlich schon an den berühmten Nagel gehängt hatte, wie auch der junge Kilian Aaltonen halten dem EHC die Treuer und bilden ein starkes Duo auf dem Eis. Dazu kommt mit Förderlizenzspieler Felix Köllejan, aktueller U20-Nationaltorhüter, ein weiteres Talent dazu. Auch wenn Linda sicherlich die Mehrzahl der Spiele absolvieren wird, werden auch die anderen Goalies auf ihre Eiszeit kommen. Das Goalie-Trio gehört mit Sicherheit zum Besten, was die Oberliga zu bieten hat.

HLS-Bewertung: fünf Sterne

Defensive
101 Gegentore kassierten die Bären in der Hauptrunde, eigentlich zu viel für ein Spitzenteam in der Oberliga. Auch in der Oberliga Mitte wurde es nicht besser. Defensive ist also nicht gerade der Trumpf beim EHC. Ob es in diesem Jahr besser wird? Schwierig zu beurteilen, denn zum Einen geht mit Kai Schmitz ein sehr guter Verteidiger, zum Zweiten ist die Defensive sehr dünn besetzt. Gerade einmal sechs Defender stehen aktuell im Aufgebot. Zwar hat man mit Thomas Ziolkowski aus Frankfurt einen echten Knaller geholt und auch der junge Marius Erk hat in Duisburg bewiesen, dass er ein guter Mann is, aber ob dies aber reicht, um die Defensive sattelfester zu machen, kann bezweifelt werden.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

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Offensive
Die große Stärke der Bären ist die Offensive. Die Kontingentspieler Brian Gibbons und Josh Myers haben im letzten Jahr zusammen 153 Punkte erzielt und die Hauptlast im Angriff getragen. Beide konnten in Neuwied gehalten werden. Unterstützung erhalten die beiden vor allem vom Ex-Rostocker Josh Rabbani und von Felix Köbele, dazu konnte man via Förderlizenz Deion Müller und Dominik Lascheit holen. Vor allem Lascheit, welcher in Timmendorf das Eishockey-ABC erlernte, hat schon bewiesen, dass er gute bis sehr gute Zahlen in der Oberliga abliefern kann. Auch Stephan Fröhlich wird eine Bereicherung für die Neuwieder Abteilung Attacke sein. Zwei Knackpunkte hat die Offensive der Bären aber: zum Einen ist man mit elf Spielern auch hier recht dünn besetzt, speziell wenn die drei Förderlizenzspieler nicht zur Verfügung stehen. Zum Zweiten sollten sich vor allem Myers und Gibbons von der Strafbank fernhalten. Beide hatten letzte Saison dreistellige Werte in dieser Kategorie vorzuweisen, Gibbons kam sogar auf satte 164 Minuten. Diese beiden Faktoren verhindern eine Top-Bewertung der Neuwieder Offensive.

HLS-Bewertung: vier Sterne

Der Trainer
Überraschend verließ der erfolgreiche Trainer Arno Lörsch im April die Bären und unterschrieb im Sommer in Lauterbach. Mit Sicherheit eine Zäsur, doch schnell war ein Nachfolger gefunden. Craig Streu, schon als Spieler ein halbes Jahr in Neuwied aktiv, ist der neue starke Mann an der Bande in Neuwied. Der Kanadier, welcher vielen vor allem seit seiner Zeit als Spieler und Trainer in Bremerhaven (2000-2009) bekannt sein dürfte, hat in den letzten fünf Jahren in der Nachwuchsarbeit in Niederösterreich gearbeitet und flog so ziemlich unter dem Radar. In Deutschland arbeitete er ein Jahr in Bremerhaven als Headcoach, dazu kommen zwei Kurzintermezzos bei den Indians und in Passau, welche nicht von viel Erfolg gekrönt waren.

HLS-Bewertung: drei Sterne

Zusammenfassung: 14 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Wundertüte Neuwied? Das könnte durchaus hinkommen, denn qualitativ gehören vor allem das Torhüter-Trio und die Offensivkraft sicherlich zum oberen Drittel in der Oberliga. Fraglich ist aber, welchen Einfluss die vergleichsweise schwache Defensive und die vielen Unwägbarkeiten (Strafzeiten, knapper Kader, neuer Trainer) haben werden. Wenn Craig Streu seiner Mannschaft seine Spielidee vermitteln kann, die Schlüsselspieler gesund bleiben und wenn man vielleicht sogar noch in Sachen Kader nachlegen kann, dann könnten die Bären eine sehr gute Rolle spielen. Es kann aber auch nach hinten losgehen. Sollte aber alles in halbwegs normalen Bahnen laufen, dann wird der EHC Neuwied um die Playoffs mitspielen und diese auch erreichen.

Bisherige Vorschauen
1. Saale Bulls Halle 17 Sterne
2. EHC Neuwied 14 Sterne
3. Rostock Piranhas 13 Sterne
4. Crocodiles Hamburg 10 Sterne