Rostock – Es war ein würdiger Abschied, den seine Teamkollegen vom EHC Timmendorfer Strand ihrem Kapitän Marcus Klupp bereiteten. Phasenweise spielten sich die Beach Boys am Sonntagabend in einen Rausch und gewannen bei den Rostock Piranhas mit 9:5 (4:0, 2:4, 3:1), holten sich damit den zweiten Derbysieg der Saison. Überragender Timmendorfer auf dem Eis war der Kanadier Jared Wynia, welcher an fünf EHCT-Toren beteiligt war.
Ohne Thorben Saggau, Marco Meyer, Christian Herrmann und Victor Engert reisten die Beach Boys nach Mecklenburg und präsentierten sich zu Spielbeginn sehr kompakt. Selbst eine frühe Unterzahl hatte keine negativen Auswirkungen, im Gegenteil: Patrick Saggau brach aus, mopste Rostocks Tim Marek die Scheibe und tunnelte Goalie Dustin Haloschan zum 1:0 (3.). Die Piranhas reagierten mit wütenden Angriffen waren aber im Abschluss meist zu harmlos. Die Quittung: Klupp umkurvte das Rostocker Tor, bediente Wynia, welcher nur noch zum 2:0 einschieben musste (5.). Rostock hatte mehr vom Spiel, war die bessere Mannschaft und hatte mehr Schüsse auf das Tor. Anders die Beach Boys: wenige Chancen, aber maximaler Ertrag. Jason Horst staubte im Überzahl zum 3:0 ab (8.). Nicht genug: Klupp wartete bis die Piranhas zum wechseln gingen, schickte Wynia auf die Reise und der hatte keine Mühe den schwachen Haloschan zu bezwingen. 4:0, gespielt waren da gerade 17 Minuten.
Zu Beginn des zweiten Drittels wechselte Rostock den Goalie, brachte Tobias John für Haloschan. Die Piranhas wollten den 1008 Zuschauern auch zeigen, dass sie sich nicht abschlachten lassen wollten. Petr Sulcik verkürzte schnell auf 1:4 (22.), wenig später fälschte der Tscheche einen Schuss von Michael Bezouska zum 2:4 ins Tor ab (25.). Nun war die Stimmung wieder da und die Piranhas schöpften Hoffnung. Doch nur 130 Sekunden nach dem Anschlusstreffer erhöhte Kenneth Schnabel nach doppeltem Doppelpass mit Wynia auf 5:2. Jetzt wurde es ein offener Schlagabtausch, die Partie wogte hin und her. Sulcik verkürzte in Überzahl auf 3:5 (30.), ehe Pierre Kracht nach einer feinen Einzelleistung den alten Abstand wieder herstellte (34.). Das letzte Tor in einem unterhaltsamen Mitteldrittel erzielte aber Rostock, Mario Hähnel staubte nach langem Schuss von Kohlstrunk zum 4:6 ab (39.). Allerdings hätte der Treffer nicht zählen dürfen, denn der vorhergehende Schuss von Kohlstrunk war vor der Mittellinie abgegeben worden, so dass es eigentlich einen unerlaubten Weitschuss hätte geben müssen. Es blieb aber die einzige grobe Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns um DEL-Referee Sirko Hunnius.
Zur Explosion kam die Schillingallee dann in der 43. Minute. Nach einem Fehler von Michael Mai lief Sulcik allein aufs Tor, ließ dem ganz starken Kevin Beech im Kasten keine Chance und verkürzte auf 5:6. Nun tobte die Halle, Rostock setzte nach, scheiterte aber mehrfach an Beech, der mit spektakulären Paraden den Ausgleich verhinderte. Auf der anderen Seite nahm Kracht seinen Mut zusammen, scheiterte an John, doch Schnabel war zur Stelle und staubte zum 7:5 ab (47.). Rostock war von diesem Treffer geschockt, brachte kaum noch vernünftige Angriffe zu Ende. Die Beach Boys bekamen die zweite Luft und in Überzahl nagelte Cory Melkert die Scheibe an John vorbei zum 8:5 in die Maschen (51.). Rostock hatte noch Chancen, doch sowohl Artur Lemmer wie auch Bezouska brachten klarste Gelegenheiten nicht im Kasten unter. Anders die Timmendorfer: Sahnepasse von Robert Busche in den Lauf von Jared Wynia, der John ausguckte und zum 9:5-Endstand traf (55.).
Der Sieg der Timmendorfer ging auf Grund der starken Leistung von Beech und der sehr guten Chancenauswertung in Ordnung, allerdings fiel er ein oder zwei Tore zu hoch aus. Der guten Laune bei den Beach Boys und seinen rund 75 mitgereisten Fans tat dies aber keinen Abbruch, sie feierten ihre Mannschaft ausgiebig für den Derbysieg. Für Kapitän Klupp war es ein würdiger Abschied vom Eis, wie er selbst gegenüber HL-SPORTS betonte: „Es war ein tolles Spiel und hat nochmal gezeigt, welch tollen Charakter diese Mannschaft hat. Es war eine schwierige Saison, aber wir haben den Klassenerhalt geschafft!“
Bessere Worte kann man zum Saisonende der Beach Boys nicht finden, welche die Premierenspielzeit der neuen Oberliga Nord auf Platz 14 beenden.
Statistiken
Tore: 0:1 P. Saggau (3./UZ), 0:2 Wynia (5.), 0:3 Horst (8./ÜZ), 0:4 Wynia (17.), 1:4, 2:4 Sulcik (22./ÜZ/25.), 2:5 Schnabel (27./ÜZ), 3:5 Sulcik (30./ÜZ), 3:6 Kracht (44.), 4:6 Hähnel (39.), 5:6 Sulcik (43.), 5:7 Schnabel (47.), 5:8 Melkert (51./ÜZ), 5:9 Wynia (55.)
Schüsse: 47 – 32
Strafen: Rostock 12 – Timmendorf 12
Zuschauer: 1008