Timmendorfer Strand – Man stelle sich vor, Borussia Dortmund und Schalke 04 würden beschließen, ihren jeweiligen Saisonabschluss gemeinsam zu feiern. Die Rivalität wäre so überbordend und teils auch so hasserfüllt, dass der Entschluss bereits nach wenigen Tagen zurückgenommen werden würde. Anders ist die Situation beim Eishockey. Seitdem der EHC Timmendorfer Strand und der Adendorfer EC offiziell bekannt gaben, dass es zum Saisonabschluss gleich zwei Dorfderbys geben wird, steigt die Vorfreude bei den Fans. Und in den sozialen Netzwerken machen sie sich warm für die Duelle in Adendorf (Freitag um 20 Uhr) und in Timmendorf (Samstag um 19 Uhr) – nicht immer politisch korrekt, doch dabei stets friedlich.
Muschelschubser, Strandkorbvermieter, Lübeck-Nord, Scharbeutz-Süd, Fischer sagen die Einen. Bauern, Lüneburg-Nord, „Aldidoof“ die Anderen. Titulierungen und Schmähungen gehören auf beiden Seiten dazu, doch stets mit einem Augenzwinkern, stets mit der nötigen Gelassenheit. Ohne Frage, es gab in der Vergangenheit Begegnungen und Duelle, da war richtig Feuer drin, da wurde der Pfad des gute Geschmacks das Eine oder andere Mal verlassen, da war das Verhältnis zwischen den Fans beider Vereine, aber auch zwischen den Clubs selber nicht immer so locker entspannt wie aktuell. Doch stets -und das muss man ja in Zeiten wie diesen sagen- war es friedlich, kam man trotz aller verbalen Scharmützel ohne Gewalt und Polizei aus.
Und dies wird sich auch nicht ändern, zumal die ganz große sportliche Rivalität aktuell eh raus ist. Nach dem Adendorfer Rückzug in die Regionalliga haben beide Teams seit drei Jahren nicht mehr gegeneinander gespielt und der AEC hegt auch keine Ambitionen, in nächster Zeit in die Oberliga aufzusteigen. Das wirtschaftliche Risiko ist den Verantwortlichen der Heidschnucken zu groß – wie auch allen anderen Vereinen aus der vierten Liga. So hat man es sich bequem gemacht und macht das Beste draus – und die Fans nehmen es an. Vierstellige Zuschauerzahlen sind im selbsternannten „heißesten Kühlhaus des Nordens“ eher die Regel als die Ausnahme. Und die Mannschaft kann sich durchaus sehen lassen, verfügt sich doch über viel Oberliga-Erfahrung. Ganz vorne rangiert dabei Eishockey-Legende Marcus „Mopser“ Krützfeldt, welcher auch im gesegneten Alter von 44 Jahren nicht ohne den Kufensport kann. Mit David Rutkowski und Matthias Oertel sind zwei weiter Ex-Beach Boys im Kader der Heidschnucken zu finden. Doch auch Namen wie Marc Petermann, Frank Richardt, Benjamin Garbe, Marlon Czernohous, Matthias Hofmann und Denny Böttger sind allen Eishockey-Fans ein Begriff und zeugen davon, dass der Adendorfer Kader durchaus über Qualität verfügt.
Von daher sollten die Beach Boys von sportlicher Seite gewarnt sein, auch wenn sie fast in Bestbesetzung antreten können. Aber die Statistik spricht zuletzt natürlich für die Beach Boys. Nicht nur, dass man eine Liga höher spielt, auch die letzten Duelle sprechen eine klare Sprache. Von den letzten zehn direkten Aufeinandertreffen gewannen die Timmendorfer acht. Natürlich waren dies noch andere Zeiten, aber dennoch dürften sich die „Alteingessenen“ im Kader wie Patrick Saggau, Marco Meyer oder Paul Paepke noch gerne daran erinnern. Am Wochenende weiterhin nicht dabei sein, werden Kenneth Schnabel und Vitalij Blank, die verletzt ausfallen. Die Rollen sind klar verteilt und auch wenn es „nur“ ein Saisonabschluss-Spielchen und kein Pflichtspiel ist, so werden sich die Beach Boys nicht die Blöße einer Niederlage geben wollen. Dafür hat das Dorfderby einfach zu viel Prestige.
Aber letztlich wollen alle, dass es ein Eishockey-Fest wird. Aus diesem Grund werden die Fans des EHCT am Freitag mit einem organisierten Bus nach Adendorf fahren. Und am Samstag behalten die Dauerkarten der Saison ihre Gültigkeit, wie die Timmendorfer bekannt gaben. Zum Abschluss der beiden Eishockey-Festtage soll dann Denny Böttger vor dem Timmendorfer Block ein Tänzchen aufführen – einen eigenen Song dazu hat er ja bereits und Musikwünsche dürfte er wohl auch abgeben.