Timmendorfer Strand – Die Timmendorfer Beach Boys bleiben in der Spitzengruppe der Eishockey-Oberliga Nord. Gegen den Aufsteiger Harzer Falken Braunlage brauchten sie aber einen echten Kraftakt und gewannen vor 599 Zuschauern knapp mit 7:5 (1:3, 1:0, 5:2).

Verzichten musste Coach Sven Gösch auf die verletzten Jesper Delfs und Marc Vorderbrüggen, weiterhin standen Jeff Maronese, David Rutkowski und Marco Meyer nicht zur Verfügung. Jan-Niklas Gebert musste als dritter Goalie auf der Tribüne Platz nehmen. Denn – und das war für viele die große Überraschung des Abends –  Björn Reinke stand erstmals seit fast 20 Monaten wieder zwischen den Pfosten des Beach Boys-Gehäuses.

Doch das waren zunächst mal alle guten Nachrichten, denn was die Beach Boys in den ersten 20 Minuten ablieferten, war, gelinde gesagt, peinlich. Zwar spielten die Falken ein aggressives Forechecking, hatten das Glück des Tüchtigen und oftmals im letzten Augenblick eine Kelle an der Scheibe, aber insgesamt war das Spiel der Beach Boys einfach nur schlecht. Darüber konnte auch das 1:0 durch Patrick Saggau in der siebten Minute nicht hinwegtäuschen: Saggau und Schnabel arbeiteten gut gegen die Scheibe und Schnabel spielte die Scheibe hinter das Tor. Sein anschließender Pass auf Stiefbruder Patrick ließ Tobias Bannach durch seinen Torraum irren und Saggau musste nur noch ins leere Tor schieben. Das täuschte aber über den Spielverlauf hinweg, denn die Falken waren die bessere Mannschaft und bestraften Fehler in der Defensivzuordnung der Beach Boys gnadenlos. Pipp traf in der 11. Minute noch die Latte, doch nur zwei Minuten später konnte Ruven Bannach allein aufs Tor ziehen und ließ Reinke keine  Chance. Und es ging genau so weiter: erst brachte Erik Pipp die Scheibe am herausstürzenden Reinke vorbei zum 2:1 aus Sicht der Harzer Falken im Kasten unter (16. Minute), wenig später standen gleich drei Falken-Stürmer allein vor Reinke und konnten den Torschützen quasi unter sich ausmachen. Christian Wittmann erzielte so in der 18. Minute das verdiente 3:1.  

Die Kabinenansprache von Beach Boys-Coach Sven Gösch muss entsprechend laut gewesen sein, denn wie verwandelt kamen die Beach Boys aus der Kabine. Nun erspielten sie sich Chancen und ließen den Falken nur selten Platz zum Agieren. Die beste Chance hatte Patrick Saggau, der in Unterzahl allein auf das Tor der Falken zulief, aber gleich zweimal an Bannach scheiterte.  Es war nur eine Frage der Zeit, bis hier der Anschlusstreffer fallen sollte. Und in der 34. Minute war es soweit: Tibor Uglar schickte Kenneth Schnabel auf die Reise und der Rechtsaußen nutzte mit einem Schlenzer ins linke Kreuzeck diese Chance perfekt. Nun war wieder Feuer unter dem Dach und zwischenzeitlich kochten die Emotionen etwas hoch. Tommy Raknic nahm sich einen Falkenstürmer vor und ließ gegen diesen Dampf ab, was mit einer kleinen Strafe quittiert wurde. In der Überzahl kamen die Falken zu Schussgelegenheiten, doch Björn Reinke, mit zunehmender Spieldauer immer besser, machte diese Chancen zu Nichte. Eine Minute vor Ende des Mittelabschnitts hatten die Beach Boys die große Doppelchance auf den Ausgleich, doch erst scheiterte Thorben Saggau nach einem Alleingang an Tobias Bannach und nur Sekunden später brauchte  Kenneth Schnabel beim Abschluss etwas zu lange, so dass Bannach sicher parieren konnte. So ging es mit einem Spielstand von 2:3 aus Sicht der Beach Boys in die zweite Drittelpause.  

Im letzten Drittel war das Spiel zunächst sehr zäh, beide Mannschaften neutralisierten sich lange Zeit. Dann übernahmen die Beach Boys die Initiative und erspielten sich erste gute Gelegenheiten. Aber erst stand nach Schüssen von Patrick Saggau und Tibor Uglar kein Stürmer bereit, um den Abpraller zu verwerten, dann hatte Bannach Glück, dass Moritz Meyer knapp am Pfosten vorbei zielte. Mitten hinein in diese Sturm & Drangphase leistete sich Björn Reinke einen dicken Patzer und J.T. MacDonald erhöhte in der 48. Minute auf 4:2 aus Sicht der Falken. Die Beach Boys ließen aber nicht nach und wurden zwei Minuten später belohnt. Die Falken verloren die Scheibe im Spielaufbau, Rino Schroeder ging allein aufs Tor, legte quer auf Andrè Gerartz und der sah den ebenfalls mitgelaufenen Christopher Röhrl, welcher die Scheibe überlegt ins linke Eck schob. Den mit kleinem Kader angereisten Gästen aus dem Harz (11 + 2) schwanden langsam die Kräfte und die Beach Boys nutzten das konsequent aus. Kenneth Schnabel ging nur eine Minute nach dem Anschluss allein auf Tobias Bannach zu und ließ dem Goalie diesmal keine Chance. 4:4 in der 51. Minute! Und keine 35 Sekunden später schien das Hallendach des ETC am Kurpark förmlich wegzufliegen. Eine Strafe war gegen die Harzer Falken angezeigt und die Beach Boys spielten die Falken-Defensive aus. Am Ende stocherten Christian Herrmann und Patrick Saggau die Scheibe über die Linie, wobei Herrmann das Tor zugesprochen bekam. Bei den Falken ging jetzt fast gar nichts mehr zusammen, nun bekamen sie auch noch dumme Strafen und ermöglichten den Beach Boys eine doppelte Überzahl. Kenneth Schnabel sagte Danke, komplettierte seinen Hattrick und traf per Abstauber nach einem Klupp-Hammer zum 6:4 in der 55. Minute. Drei Minuten und 30 Sekunden vor dem Ende musste Klupp dann mit einer zwei minütigen Zeitstrafe vom Eis und Falken-Trainer Bernd Wohlmann nahm Bannach zugunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor. Fast zwei Minuten spielten die Beach Boys also mit vier gegen sechs und mit zwei spektakulären Saves rettete Björn Reinke den Beach Boys die Führung. Als die Timmendorfer wieder komplett waren, ging Patrick Saggau allein aufs Tor und traf zum 7:4 ins Empty Net. 36 Sekunden vor dem Ende kamen die Falken noch zum 7:5-Anschluss durch Stefan Bilstein. Den Rest der Zeit spielten die Beach Boys runter.

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Am Ende steht Dank der klaren Leistungssteigerung in den letzten 30 Minuten ein verdienter Sieg, allerdings ließ vor allem die Einstellung im ersten Drittel sehr zu wünschen übrig. Da muss für das nun anstehende Topspiel am Sonntag in Rostock eine klare Leistungssteigerung her.

Auf der anschließenden Pressekonferenz war Falken-Trainer Bernd Wohlmann voll des Lobes für seine Mannschaft, merkte aber an: „Individuelle Fehler kosteten uns den Sieg.“ Beach Boys-Coach Sven Gösch war sich am Ende sicher, dass der Sieg seiner Mannschaft verdient war: „Die ersten 20 Minuten waren wir teilweise zu offen, aber über die Spielzeit gesehen, waren wir etwas besser.“ Kritisch äußerten sich beide Trainer über die Zuschauerzahlen in der Oberliga. Auch heute waren nur 599 Zuschauer in der Halle. „Die Zuschauer sind bequem geworden“, meinte Wohlmann, während Gösch anfügte, dass gewisse Rahmenumstände, wie das Fußball-Länderspiel, Zuschauer kosteten: „Die Menschen honorieren leider den ehrlichen Sport nicht immer so.“ Für die Beach Boys geht es, wie schon erwähnt, am Sonntag, dem 17.11., weiter. Dann spielen die Timmendorfer beim ungeschlagenen Spitzenreiter Rostock Piranhas.

Statistik: 1:0 P. Saggau (7. Minute), 1:1 R. Bannach (11.), 1:2 Pipp (16.), 1:3 Wittmann (18.), 2:3 Schnabel (34.), 2:4 MacDonald (48.), 3:4 Röhrl (50.), 4:4 Schnabel (51.), 5:4 P. Saggau (52.), 6:4 Schnabel (55./ÜZ-2), 7:4 P. Saggau (58./Empty Net), 7:5 Bilstein (60.)

Strafen: Timmendorf 8 – Braunlage 12 Zuschauer: 599

Weitere Ergebnisse: Crocodiles Hamburg – Rostock 6:10, Hannover Indians – Hamburger SV 1:3, Adendorf – Nordhorn 4:1

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