Timmendorfer Strand – Der EHC Timmendorfer Strand musste am 19. Spieltag eine herbe Niederlage einstecken. Nach einer schwachen Defensivleistung unterlagen die Beach Boys den Hannover Scorpions mit 4:9 (1:4, 2:4, 1:1) und verteilten dabei nicht wenige, verfrühte Weihnachtsgeschenke.
Vor 795 Zuschauern musste Trainer Sven Gösch auf fünf Spieler verzichten. Neben den Verletzten Jesper Delfs, Christopher Röhrl und Jason Horst fehlten heute Tommy Raknic (WM) und Marco Meyer (Studium). Dafür gaben Marc Vorderbrüggen und Jeff Maronese, der unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer als Letzter das Eis betrat, ihr Comeback nach zwei Monaten Pause.
Das erste Drittel begann zäh, nahm aber in der siebten Minute Fahrt auf. Nach einem dicken Patzer in der Defensive der Beach Boys stand Thomas Pape allein vor Matthias Rieck. Den Rückstandschuss konnte Rieck noch abwehren, gegen den Abstauber von Hannovers Topscorer Andreas Morczinietz war er aber machtlos. Und ehe sich die Beach Boys vom Schock des Rückstandes erholt hatten, klingelte es erneut im Kasten von Rieck: Morczinietz gewann ein Bully vor dem Timmendorfer Kasten, Tim Marek zog direkt ab und erhöhte in der neunten Minute auf 0:2.
Nun begannen auch die Beach Boys mit ihren Angriffsversuchen und wurden fast direkt belohnt. Einen Schuss von Patrick Saggau wehrte Scorpions-Goalie Maximilian Englbrecht in Richtung Hallendach ab und Arthur Lemmer versuchte den trudelnden Puck rauszufausten. Allerdings hatte er sich wohl in der Richtung vertan und die Scheibe rutschte nur um Zentimeter am leeren Tor vorbei. Nur Sekunden später raste ein Schlagschuss von Christian Herrmann knapp am rechten Torpfosten vorbei.
In der 13. Minute hatte dann Kenneth Schnabel eine Doppelchance für Timmendorf. Nach Zuspiel von Thorben Saggau scheiterte er im ersten Versuch an Englbrecht und wurde dann im zweiten Anlauf von einem Scorpions-Verteidiger geblockt. Quasi im Gegenzug erhöhten die Hannoveraner dann auf 3:0: nach einem Abspielfehler der Timmendorfer Defensive legte Morczinietz die Scheibe auf Sven Gerbig zurück, der im linken Bullykreis völlig frei stand und die Scheibe unhaltbar in den rechten Torwinkel schoss.
Die Luft war nun erstmal raus, doch Gevatter Zufall ermöglichte André Gerartz eine große Chance. Hannover spielte an der eigenen blauen Linie einen Fehlpass und Gerartz zog einfach ab. Der Schuss war hart, aber unplatziert und dennoch rutschte die Scheibe fast ins Tor, weil Englbrecht nicht glücklich reagierte.
In der Folge legten die Scorpions dann noch mal einen Zahn zu und erhöhten in der 19. Minute auf 4:0: Sergej Janzen schickte Christian Neuert auf die Reise und der hatte im Eins gegen Eins keine Mühe, die Scheibe an Matthias Rieck vorbei einzunetzen. Die Stimmung in der Halle war nun auf dem Tiefpunkt, doch eine Strafzeit für die Scorpions fünf Sekunden vor Ende des ersten Drittel ließ die Beach Boys wieder Hoffnung schöpfen. Und exakt drei Sekunden später legte Rob Labute seinen ganzen Frust in einen Schuss von der blauen Linie und zimmerte die Scheibe zum 1:4-Pausenstand in den rechten Torwinkel.
Aber die zarten Hoffnungen auf ein Drehen der Partie machte Andreas Morczinietz nur 56 Sekunden nach Wiederanpfiff zu Nichte. Der Kapitän der Scorpions ließ Rieck nach einem Alleingang keine Chance.
Die Beach Boys versuchten aber weiter nachzusetzen und kamen so in der 24. Minute zum erneuten Anschluss. Patrick Saggau spielte die Scheibe in die Mitte zu Kenneth Schnabel, der zunächst an Englbrecht scheiterte. Doch aus dem Gewühl heraus erzielt Moritz Meyer das 2:5. Im Anschluss gibt es eine Überzahl, die die Beach Boys eigentlich gut ausspielen. Schnabel und Patrick Saggau scheiterten an Englbrecht. Viele glaubten nun, dass die Timmendorfer dem dritten nahe waren, doch Sergej Janzen brach aus und konterte die Beach Boys aus. Im Alleingang schoss er Matthias Rieck, der bei dem Gegentreffer alles andere als gut aussah, die Scheibe in die kurze Ecke und erhöhte in Unterzahl auf 6:2 aus Sicht der Hannoveraner.
In der 28. Minute riss Thorben Saggau nach einem Schuss die Arme in die Höhe, um ein Tor anzudeuten. Ein Hannoveraner rettete anscheinend die Scheibe kurz vor der Linie, so dass Schiedsrichter Apel dem möglichen dritten Timmendorfer Treffer die Anerkennung verweigerte. Nun ging es erstmal nur in eine Richtung und begünstigt durch zwei Strafen gegen die Beach Boys gab es Schusschancen zu hauf für die Scorpions. So war es wenig verwunderlich, dass Andreas Morczinietz in der 32. Minute völlig freistehend auf 7:2 erhöhen konnte.
Aber dem noch nicht genug: nach 36 Minuten schickte Morczinietz Sven Gerbig auf die Reise und der Stürmer, der im ersten Spiel in Timmendorf noch krankheitsbedingt gefehlt hatte, ließ zunächst Yannick Mund alt aussehn und schoss die Scheibe verdeckt für Rieck unter die Latte. Als Folge des 2:8 aus Timmendorfer Sicht wechselte Timmendorfs Trainer Sven Gösch und holte Matthias Rieck vom Eis. Für ihn stand nun Jan-Niklas Gebert im Kasten. Die Partie war entschieden und dennoch wurde es in den Schlussminuten des zweiten Drittels nochmals hektisch. Daraus folgte diesmal eine doppelte Überzahl für die Beach Boys, in der Moritz Meyer in der 37. Minute auf 3:8 "verkürzen" konnte. Mit diesem Spielstand ging es dann in die zweite Pause.
Im letzten Drittel fuhren die Scorpions das Tempo auf ihrer Seite etwas runter und so verflachte das Spiel etwas, auch wenn Thorben Saggau mit einem Pfostenkracher in der 41 Minute für einen "Hallo-Wach-Effekt" sorgte. In der Folge konnten sich beide Goalies bei eher harmlosen Fernschüssen auszeichnen. In der 47. Minute hatte dann Patrick Saggau in Unterzahl die große Chance auf das vierte Timmendorfer Tor, war aber im Abschluss zu lässig und scheiterte an Englbrecht im Hannoveraner Kasten.
Als die Scorpions in der 52. Minute nochmal das Tempo anzogen, rannten sie mit drei Stürmern allein auf Tibor Uglar und Jan-Niklas Gebert zu. So stand Sergej Janzen dann völlig frei und erhöhte auf 9:3.
Kurze Zeit später kochten die Emotionen nochmal hoch, als nach einem unkorrekten Körperangriff Thorben Saggau und Jan Jarabek aneinander gerieten. Nach ein bißchen Rauferei ging es für beide Spieler mit Strafen von 2+2+10 Minuten vorzeitig zum Duschen, wobei Jarabek etwas Glück hatte, denn der Umstand, dass er als einziger Spieler seine Handschuhe ausgezogen hatte, hätte ihm durchaus eine Spieldauerdisziplinarstrafe einbringen können. Für Thorben Saggau war es die dritte 10-Minuten-Disziplinarstrafe der Saison, so dass er im kommenden Heimspiel gegen Braunlage gesperrt ist.
Als sich dann die Emotionen beruhigt hatten, durften die Beach Boys dann nochmals jubeln. 108 Sekunden vor dem Ende stahl Christian Herrmann im Drittel der Scorpions den Puck und spielte auf André Geratz, der mit einem Schlenzer aus dem linken Bullykreis den 4:9-Endstand aus Timmendorfer Sicht herstellte.
Nach dem Spiel zeigte sich Scorpions-Coach Lenny Soccio zufrieden. "Wir haben gut gespielt und verdient gewonnen", meinte die Hannoveraner Eishockeylegende, der aber schon darauf verwies, dass alle im Derbyfieber sind: "Wir haben unter der Woche in der TUI-Arena trainiert und dabei haben die älteren Spieler versucht, etwas für den Mannschaftsgeist zu tun, was man heute gesehen hat."
Unzufrieden war Beach Boys-Coach Sven Gösch, der vor allem die Defensivleistung bemängelte: "Wir haben heute 15 Weihnachtsgeschenke verteilt, wir können froh sein, dass die Scorpions nur neun genutzt haben." Allerdings sagte Gösch, auch dass Hannover viel mehr Möglichekeiten zum Training hat und Ausfälle leichter kompensieren kann, als seine Mannschaft.
Für die Beach Boys ist das Thema Meisterschaft nun endgültig ad acta gelegt. Nun gilt es die Qualifikation für die Oberliga Endrunde fest zu machen. Zwar nehmen sich die Konkurrenten um Platz fünf gegenseitig die Punkte weg, doch mit einem Sieg am kommenden Freitag (20 Uhr) gegen die Harzer Falken könnte ein weiterer großer Schritt gemacht werden.
Statistik
0:1 Morczinietz (7. Minute), 0:2 Marek (9.), 0:3 Gerbig (13.), 0:4 Neuert (19.), 1:4 Labute (20./ÜZ), 1:5 Morczinietz (21.), 2:5 Mo. Meyer (24.), 2:6 S. Janzen (26./UZ), 2:7 Morczinietz (32./ÜZ), 2:8 Gerbig (36.), 3:8 Mo. Meyer (37./ÜZ), 3:9 S. Janzen (52.), 4:9 Gerartz (59.)
Strafen: Timmendorf 10 + 10 T. Saggau – Hannover 14 + 10 Jarabek
Zuschauer: 795
Weitere Ergebnisse
Hamburger SV – Nordhorn 4:1, Braunlage – Adendorf 2:4, Crocodiles Hamburg – Rostock 5:13