Timmendorfer Strand – Mit einem Paukenschlag bleibt der EHC Timmendorfer Strand im Kampf um den zweiten Platz der Eishockey Oberliga Nord. Die Beach Boys fegten den Ostsee-Konkurrenten Rostock Piranhas mit 12:1 (6:0, 1:1, 5:0) vom Eis.
Mit Sorgen betrachtete Beach Boys-Coach Sven Gösch vor der Partie seine Defensive. Neben den bekannten Ausfällen Jesper Delfs und Tibor Uglar musste auch Publikumsliebling Jeff Maronese passen, der im Abschlusstraining einen Puck genau auf den Knöchel bekommen hatte. Ebenfalls fehlte Marco Meyer, der zum Studium in Marburg weilt. Sein Comeback nach zwei Wochen Pause gab hingegen Marcus Klupp.
Die Rostock Piranhas hingegen konnten aus dem Vollen schöpfen und in absoluter Bestbesetzung antreten.
Zu Beginn war es auch das erwartete Spiel, denn durch viele Abspielerfehler brachten sich die Timmendorfer Abwehrspieler immer wieder selbst in Schwierigkeiten. Allerdings waren die Piranhas im Abschluss zu unkonzentriert und brachten nur einmal durch Josh Rabbani gefährlich aufs Tor. Matthias Rieck im Timmendorfer Kasten war aber zur Stelle. Die erste gefährliche Offensivaktion brachte die Beach Boys dann in Führung. Moritz Meyer schickte Andrè Gerartz auf die rechte Seite und der Timmendorfer Toptorjäger fasste sich von der blauen Linie ein Herz und schoss die Scheibe flach in die lange Ecke. Piranhas-Goalie Denis Rauscher sah dabei alles andere als gut aus.
Die Piranhas versuchten zu antworten und hatten und hatten durch David Vycicho eine große Konterchance. Doch Matthias Rieck war wieder mit einem tollen Reflex zur Stelle. Die Beach Boys hatten aber offensiv Blut geleckt und mit der zweiten Offensivaktion gingen sie mit 2:0 in Front. Thorben Saggau brachte die Scheibe von rechts in die Mitte, der einschussbereite Kenneth Schnabel verpasste und Patrick Saggau scheiterte an einem Rostocker Fuß. Da Rauscher durch seinen Torraum irrte, bekam Timmendorfs Kapitän noch eine Chance und löffelte den Abstauber in der sechsten Minute ins Netz.
Und weiter ging die wilde Fahrt: nur zehn Sekunden nach dem zweiten Treffer kam Kenneth Schnabel im Slot zum Schuss und jagte die Scheibe über die Schulter von Rauscher zum 3:0 ins Netz. Daraufhin wechselte Rostock den Goalie aus und Tobias John kam in die Partie.
Dieser konnte sich gleich auszeichnen, reagierte bei einem Schlagschuss von Gerartz gut und vereitelte in der zehnten Minute eine Doppelchance von Patrick Saggau. Doch bereits in der elften Minute musste auch John hinter sich greifen. Aus der Not heraus chipte Gerartz die Scheibe in Richtung Tor und Moritz Meyer hielt einfach mal die Kelle rein. Am völlig verdutzten John vorbei trudelte die Scheibe zum 4:0 ins Netz.
Während die Beach Boys-Fans nun endgültig in Feierstimmung waren, versuchten es die Piranhas offensiv. Petr Sulcik hatte nur Sekunden nach dem vierten Timmendorfer Treffer die Chance die Partie wieder spannend zu machen, doch erneut war es Rieck, der mit einem klasse Reflex seinen Kasten sauber hielt. Und seine Vorderleute spielten sich in einen Rausch: Schnabel kam vor dem Kasten erneut frei zum Abschluss und sorgte mit seinem platzierten Handgelenkssschuss für das 5:0. Rostocks Trainer Wolfgang Wünsche nahm daraufhin seine Auszeit. Doch die hohe Führung gab vor allem der Timmendorfer Defensive Auftrieb. Die Räume waren eng, Konterchancen für die Piranhas wurden im Keim erstickt und wenn doch mal ein Schuss durchkam, war Rieck ein sicherer Rückhalt. In der Offensive wurde es dann sogar gezaubert. Christian Herrmann spielte von rechts eine maßgenaue Hereingabe auf Moritz Meyer, der völlig blank vor dem Kasten stand. Nach mehreren Körpertäuschungen legte er die Scheibe durch die Beine von John zum 6:0 ins Netz. Gespielt waren da erst 16 Minuten. Eine Minute vor der ersten Pause verpasste Schnabel nur knapp das siebte Timmendorfer Tor, als er nach einem Abpraller einen Schritt zu spät war. Daher ging es mit dem Spielstand von 6:0 in die erste Pause.
Im zweiten Drittel legten die Beach Boys zunächst gut los. Zunächst scheiterte Marcus Klupp mit einem Schlagschuss an John, dann konnte Moritz Meyer einen von der Bande zurückprallenden Puck nicht am Rostocker Goalie vorbeibringen. Die Piranhas kamen mit ihrem ersten Schuss des zweiten Drittels zu ihrem ersten Treffer. Philipp Labuhn wurde im linken Bullykreis allein gelassen und seine Handgelenkssschuss ging knapp über die Schulter von Rieck in den Kasten. Zu diesem Zeitpunkt waren 23 Minuten gespielt.
Die Beach Boys reagierten auf ihre Weise und stellten den alten Abstand keine 120 Sekunden später wieder her. Rino Schroeder wühlte dabei die Scheibe förmlich ins Tor und unterstrich, dass die dritte Reihe auch ohne Christopher Röhrl torgefährlich ist.
Die Piranhas waren nun endgültig ernüchtert und konnten sich bei Tobias John bedanken, dass sie nicht noch deutlicher in Rückstand gerieten. André Gerartz vergab mit einem Handgelenksschuss, einen Konter von Moritz Meyer wehrte John so gerade ab und nach einem Solo fehlte Jason Horst die letzte Kraft um die Scheibe an John vorbeizubringen.
In der 33. Minute erstarb dann der Torjubel auf den Timmendorfer Lippen. In Überzahl verloren die Piranhas die Scheibe und Patrick Saggau lief auf und davon. Er setzte einen platzierten Handgelenksschuss und neben dem Jubel setzte auch die Tormusik ein, doch beides erstarb sofort. Doch nach Meinung der meisten Zuschauer in der Halle war die Scheibe im Netz, dochwie Videoaufnahmen aus der Halle bewiesen war die Scheibe an der Latte gelandet und dann vor bzw. auf der Linie aufgekommen. Rostock wurde offensiver nur selten gefährlich, selbst in Überzahl gelang der zweitbesten Offensive der Oberliga Nord so gut wie gar nichts. Nur zweimal wurde es im Mittelabschnitt noch gefährlich. Zunächst hielt Rieck mit der Fanghand sicher gegen Marsall (37. Minute), dann bügelte er nach einer kleinen Unsicherheit seinen Fehler wieder aus und schmiss sich in einen Schuss von Vycichlo. Die letzte Chance vor der zweiten Pause hatte dann Kenneth Schnabel, der per Rückhandschuss an John scheiterte. So gingen die Beach Boys mit dem beruhigenden 7:1 in die zweite Pause.
Den letzten Spielabschnitt begannen die Beach Boys dann in Überzahl und hatten gleich gute Chancen. Doch nacheinander verpassten Moritz Meyer (41.), André Gerartz (42.) und Rino Schroeder (44.) aus aussichtsreichen Positionen. Die Piranhas fanden offensiv praktisch gar nicht mehr statt und wenn, dann wurde es kaum gefährlich. Die Beach Boys waren dem achten Treffer dann auch deutlich näher als die Piranhas ihrem zweiten Tor. Patrick Saggau scheiterte in der 46. Minute mit einem Schlagschuss und nur Sekunden später konnten Jason Horst und Rino Schroeder in Ko-Produktion die Scheibe nicht im Tor unter.
Doch zur Freude der 830 Zuschauer im ETC handelte die dritte Sturmreihe der Beach Boys nach dem Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Jason Horst legte die Scheibe aus der Rundung zurück auf Rino Schroeder, der mit einem platzierten Handgelenksschuss auf 8:1 erhöhte (49. Minute). Und nur zwei Minuten hätte die zweite Reihe um Moritz Meyer und André Gerartz weiter erhöhen können, doch John verhinderte zunächst das Debakel.
Und Rostock? Die Piranhas hatten nur noch eine gute Chance als sie Matthias Rieck in der 54. Minute zu einem Spagat zwangen. Doch weder Marsall noch Sulcik brachten die Scheibe am starken Timmendorfer Goalie vorbei ins Tor.
Die Beach Boys machten es besser und gewannen so am Ende sogar den so wichtigen direkten Vergleich. Die Familien-Reihe zog den Piranhas in der 55. Minute ganz die Hose aus, als sie mit drei direkten Pässen Thorben Saggau frei spielte, der nur ins leere Tor schieben musste. Aber dem nicht genug: nur 119 Sekunden später traf Christian Herrmann den Pfosten und Moritz Meyer staubte zum 10:1 ab.
"Oh wie das schön" sangen die Fans auf den Rängen und trauten ihren Augen nicht. Rostock fiel in den letzten Minuten förmlich auseinander und so erhöhte André Gerartz in der 59. Minute auf 11:1. Und der "Kölsche Jung" hatte noch nicht genug, denn er traf in der Schlussminute nochmal den Pfosten. Aber nur Sekunden war das Dutzend dann voll, denn Marc Vorderbrüggen traf zum 12:1.
Dann war das Eishockeyfest aber auch zu Ende, auch wenn sich viele Zuschauer durchaus noch ein paar Stunden das Timmendorfer Scheibenschießen hätten angucken wollen. Die Beach Boys halten damit ihre Chancen auf Platz zwei am Leben und benötigen darüberhinaus nur noch einen Punkt, um sich endgültig für die Endrunde zu qualifizieren.
Rostocks Trainer Wolfgang Wünsche erkannte den verdienten Sieg der Beach Boys an, während Sven Gösch etwas auf die Euphorie-Bremse trat: "Bei so einem Ergebnis waren nicht nur wie so gut, sondern der Gegner auch schwach und hat sich dann nach dem 8:1 auch aufgegeben."
Unterdessen haben die Hannover Scorpions die Meisterschaft in der Oberliga Nord perfekt gemacht und sind vier bzw. fünf Spiele vor dem Ende nicht mehr vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen. Die Scorpions haben nach dem 9:1 gegen den Adendorfer EC 16 Punkte Vorsprung auf die Hannover Indians, die mit 7:1 gegen die Harzer Falken gewannen. Im Kellerduell siegen die Ritter Nordhorn gegen die Crocodiles Hamburg mit 6:5 im Penaltyschießen.
Für die Beach Boys geht es am Sonntag (18 Uhr) bei den Harzer Falken weiter. HL-Sports ist ab 17:45 Uhr live dabei.
Statistik:
1:0 Gerartz (5.), 2:0 P. Saggau (6.), 3:0 Kenneth Schnabel (6.), 4:0 Mo. Meyer (11.), 5:0 Schnabel (12.), 6:0 Mo. Meyer (16.), 6:1 Labuhn (23.), 7:1 Schroeder (25.), 8:1 Schroeder (49.), 9:1 T. Saggau (55.), 10:1 Mo. Meyer (57.), 11:1 Gerartz (59.), 12:1 Vorderbrüggen (60.)
Strafen: Timmendorf 8 – Rostock 4
Zuschauer: 830
weitere Ergebnisse:
Hannover Scorpions – Adendorf 9:1, Hannover Indians – Braunlage 7:1, Nordhorn – Crocodiles HH 6:5 n.P.