Nordhorn/Timmendorfer Strand – Die Riesenfete fiel aus, dennoch war die Freude bei den Eishockeycracks des EHC Timmendorfer Strand 06 groß, als die Partie in Nordhorn abgepfiffen wurde. Nach 60 Minuten hatten die Beach Boys die heimischen Ritter mit 12:5 (3:1, 4:3, 5:1) besiegt und somit die Vizemeisterschaft in der Oberliga Nord errungen. Nun stehen mit der am Freitag beginnenden Endrunde nochmal größere Prüfsteine an.
Mit den Meyer-Brüdern, Tibor Uglar, Thorben Saggau und Jesper Delfs fehlten gleich fünf Leute, doch die neu zusammengestellten Reihen hatten zu Beginn der Partie wenig Mühe mit harmlosen Gastgebern. Die Ritter wollten sich wohl ihre Rüstung nicht schmutzig machen, denn die ersten rund 15 Minuten des Spiele spielten sie zahn-, körper- und konzeptlos.
Es dauerte aber bis zum ersten Überzahlspiel, ehe auch etwas Zählbares bei den Aktionen heraus kam.
André Gerartz schlängelte sich ohne große Gegenwehr durch die Abwehr und zog aus dem rechten Bullykreis aufs lange Eck ab und überwand Ritter-Goalie Tim Stenger. Für Gerartz war es Saisontreffer Nummer 40, der damit nicht nur Timmendorfer Torschützenkönig ist, sondern sich auch über eine Kiste Kölsch von HL-SPORTS-Kommentator Benno Sobiegalla freuen darf.
Nun lief es für die Beach Boys und 108 Sekunden nach der Führung klingelte es erneut in Stengers Kasten. Kenneth Schnabel spielte einen sehenswerten Doppelpass mit Yannick Mund und überwand Stenger mit einem Schuss in den linken Torwinkel.
Und weitere drei Minuten später packte Marcus Klupp den bayrischen Hammer aus. Der Routinier zog in Überzahl von der blauen Linie ab und zimmerte die Scheibe zum hochverdienten 3:0 in der 14. Minute ins Netz.
Die Beach Boys hatten die Partie im Griff, doch aus dem Nichts kam Gluchich frei zum Schuss, scheiterte aber an Henning Schroth im Timmendorfer Kasten. Lukas Lang staubte ab und verkürzte auf 1:3 aus Sicht der Ritter.
Die Beach Boys spielten zwar weiter nach vorne und hatten gute Chancen, aber Tim Stenger wurde mit der Zeit immer sicherer. Auf der Gegenseite ergaben sich zwei dicke Konterchancen für Christian Synowiec, die aber beide vergeben wurden. So ging es mit dem Stand von 3:1 für den EHCT in Pause Nummer eins.
Das zweite Drittel begannen die Beach Boys mit einem Fehlstart. Die Defensive war wohl noch in der Kabine und so kam Niklas Reimann nach 98 Sekunden zum 2:3-Anschlusstreffer. Ob die Scheibe Henning Schroth durch die Beine kullerte oder das Tor leicht verschoben war, ließ sich nicht zu 100% aufklären. Jedenfalls zählte dieser Treffer.
Für die Beach Boys war dieser Gegentreffer aber genau der richtige Wecker und fünf Minuten nach der ersten Pause brachte Jason Horst seine Mannschaft wieder mit zwei Toren in Führung. Mit einer Mischung aus Handgelenksschuss und Schlagschuss drosch er die Scheibe unter die Latte und ein deutliches "Pling" verdeutlichte, das Selbige vom Puck berührt wurde.
Doch die Ritter hatten in der Partie, die ab dem zweiten Drittel hitziger wurde, Blut geleckt und nutzten ihre wenigen, hochkarätigen Chancen konsequent. Nach einem kapitalen Abspielfehler von Marcus Klupp rannte Anton Gluchich allein auf Schroth zu und versenkte sicher zum erneuten Anschluss.
Offensiv blieben die Beach Boys weiterhin gefährlich und zeigten auch die nötige Konsequenz. Vor allem das Überzahlspiel war bärenstark und so fiel auch im dritten Überzahlspiel des Abends ein Tor. Marcus Klupp zog aus dem linken Bullykreis ab und Yannick Mund stand am langen Pfosten genau richtig, fälschte die Scheibe ab und traf in der 29. Minute zum 5:3.
Und nur 33 Sekunden später war es Marc Vorderbrüggen, der zum 6:3 treffen konnte. Aus einer unübersichtlichen Situation heraus kam die Scheibe vor das Nordhorner Tor und Vorderbrüggen stocherte sie ins Netz.
In der Folge wurde die Partie immer hektischer und nickeliger und Hauptschiedsrichter Jan Korb hatte alle Mühe, das Match im Griff zu halten. Ausgelöst wurde das Ganze durch eine Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Nordhorns Adrian Matula in der 31. Minute. Der hatte nach einem Check gegen Patrick Saggau den Schläger etwas zu weit oben und traf Kenneth Schnabel im Gesicht. Der Timmendorfer Rechtsaußen blieb kurzzeitig liegen, konnte aber weiterspielen. Von daher war die Entscheidung gegen Matula zu hart.
Nun war Gift und Galle im Spiel und nur selten kam es zu guten Kombinationen. Die Beach Boys vergaben zunächst ein eigenes Fünf gegen Drei-Überzahlspiel durch eigene Strafzeiten und hatten Glück, dass Henning Schroth zwei gute Chancen durch Scherf und Sascha Schophuis entschärfen konnte.
Es dauerte bis zur 35. Minute, ehe Kenneth Schnabel mit einem Schuss aus dem Slot erfolgreich war und mit dem vierten Überzahltreffer des Abends auf 7:3 erhöhte.
Den Schlusspunkt unter ein abwechslungsreiches, aber hektisches Schlussdrittel setzten aber die Ritter. Ebenfalls in Überzahl schoss Lang aufs Tor, Schroth bekam die Scheibe nicht zu fassen und Christian Synowiec staubte in der 37. Minute zum 4:7-Pausenstand ab.
Spielabschnitt Nummer drei begann zwar richtig gut für die Beach Boys, denn André Gerartz erhöhte in Spielminute 43 auf 8:4, doch danach wurde es wieder eine zähe Angelegenheit. Beide Mannschaften machten nur das Nötigste und so konnten sich die Torleute auf beiden Seiten auszeichnen.
Erst ab der 50. Minute nahm die Partie wieder Fahrt auf. Christian Herrmann (53. Minute) erzielte in Überzahl das 9:4. Nur 25 Sekunden besorgte Kenneth Schnabel dann den zehnten Timmendorfer Treffer und sorgte damit für allgemeine Erheiterung. Zuvor hatten Jeff Maronese und Rino Schroeder aus aussichtsreicher Position nicht abgeschlossen, um nicht für die Kiste Bier aufkommen zu müssen. Schnabel war es egal, denn er traf mit einem Flachschus.
Rob Labute (57.) in Überzahl und Jeff Maronese (59.) ließen noch zwei sehenswerte Treffer folgen, denn beiden trafen aus dem Slot in den rechten Torwinkel.
Sekunden vor dem Ende leistete sich aber die Defensive einen Aussetzer. Die Scheibe wurde von den Rittern in Unterzahl ins Timmendorfer Drittel gespielt. Henning Schroth riskierte Kopf und Kragen, doch verpasste die Scheibe. Christian Synowiec sagte artig „Danke.“ und vollendete zum 5:12 Endstand. Bei diesem Gegentreffer gilt das Motto: kommt der Goalie aus seinem Kasten, muss er ihn haben, auch wenn ihn seine Vorderleute etwas im Stich ließen.
Unter dem Strich blieb am Ende ein erfolgreicher Abend mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft, die laut Beach Boys-Coach Sven Gösch „wertvoller ist, als die Meisterschaft 2013“. Nach dem siebten Sieg in Serie können die Beach Boys mit viel Selbstbewusstsein ans Werk gehen und die Endrunde auf sich zukommen lassen.
Dabei bekommen es die Beach Boys gleich mit dem härtesten aller Brocken zu tun, denn zum Auftakt geht es am kommenden Freitag zum Topfavoriten Löwen Frankfurt. Das erste Heimspiel bestreiten die Beach Boys am Sonntag gegen die Hammer Eisbären, weitere Gegner sind die Icefighters Leipzig, der Königsborner JEC und die Hannover Indians.
Statistiken:
0:1 Gerartz (9./ÜZ), 0:2 Schnabel (11.), 0:3 Klupp (14./ÜZ), 1:3 Lang (15.), 2:3 Reimann (22.), 2:4 Horst (25.), 3:4 Gluchich (26.), 3:5 Mund (29./ÜZ), 3:6 Vorderbrüggen (29.), 3:7 Schnabel (35.). 4:7 Gluchich (37./ÜZ), 4:8 Gerartz (43.), 4:9 Herrmann (53./ÜZ), 4:10 Schnabel (54.), 4:11 Labute (57./ÜZ), 4:12 Maronese (59.), 5:12 C. Synowiec (60./UZ)
Strafen: Nordhorn 18 + Spieldauer Mataula – Timmendorf 14
Zuschauer: 415
Weitere Ergebnisse:
Rostock – Hannover Scorpions 4:6, Braunlage – HSV 4:2, Adendorf – Hannover Indians 1:6