Timmendorfer Strand – Die Nachricht, dass die Gemeinde Timmendorfer Strand nicht weiter an dem Eissport- und Tenniscentrum (ETC) festhalten würde, hat viele Menschen überrascht und schockiert. Eine Gemeinde, die hohe Summen in anderweitige Projekte investiert, aber sich anscheinend zu schade ist, den Eishockey- und Tennissport weiter in der eigenen Region zu wahren und zu fördern. So spricht man aktuell über die Vorzeigegemeinde an der Ostsee. Millionen-Investitionen für Brücken, aber die Sportstätten und Schulen bleiben auf der Strecke. Das Interesse an einer Förderung scheint gering – trotz der Bedeutung der Vereine für die Region und ihrer sozialen Verantwortung. Vielen Kindern, aber auch Erwachsenen würde damit künftig das Hobby und die Leidenschaft genommen werden. Davon betroffen sind die Vereine Timmendorf Beach Devils sowie der Timmendorfer Eissportverein (TESV) und die Tennisabteilung des NTSV Strand 08 (HL-SPORTS berichtete). Mit den Beach Devils steht eines der wenigen verbliebenen Eishockeyteams mit funktionierender Eishalle, die allerdings seit Jahren sanierungsbedürftig ist und nicht von der Gemeinde gefördert wird, in ganz Schleswig-Holstein vor dem Aus. Der Vorstandsvorsitzende Michael Weissin sprach mit HL-SPORTS über die aktuelle Situation, die plötzliche Hiobsbotschaft und die Nichteinhaltung von Versprechen.
Hotel- und Wohnanlagen statt Eissport- und Tenniscentrum?
In einem Interessenbekundungsverfahren wird das gesamte Areal angeboten, woraufhin sich Investoren und Interessenten bewerben können. Das gesamte Gebiet rund um die Sportanlagen streckt sich über eine sehr große Fläche inklusive des gesamten Parkplatzes, der Kurparkflächen, des Kurmittelhauses und der Freilichtbühne. Ein neuer Käufer bzw. Investor würde demnach voraussichtlich nicht mehr auf den Sport setzen, sondern Einkaufszentren, Hotel- oder Wohnanlagen bauen lassen. Weissin, Vereinsvorsitzender des CET, sagte über das Verfahren: „Von der Verwaltung wurde uns gesagt, dass wir nächstes Jahr auch noch planen können und das wir dort auch noch Eis haben werden. Was ab Frühjahr 2026 ist, können sie uns nicht sagen, da das Interessenbekundungsverfahren, wenn sich jemand um das Areal bewirbt, vergeben werden soll. Da weiß aber niemand was kommt und ob dann überhaupt noch am Eis- und Tennissport festgehalten wird. Das versuchen wir gerade durch alle Vereine zu verhindern.“
„Die Entscheidung hat uns alle überrascht“
Eine große Enttäuschung war allerdings das Wie. Auf die Vereine ist nämlich niemand zugekommen, um über mögliche Lösungen zu diskutieren oder die Veränderungen in dem Schreiben des Interessenbekundungsverfahrens anzukündigen. Anfang des Jahres 2024 wurden alle Parteien von dem Verfahren in Kenntnis gesetzt, allerdings mit der deutlichen Ansage, dass das Eis- und Tennissport zwingend erhalten bleiben soll. In einem Schreiben vor wenigen Tagen war dieser Punkt komplett verschwunden – ohne Vorwarnung, ohne Dialog. Allgemein ist seither kein einziges persönliches Gespräch mit Verantwortlichen erfolgt. Weissin war sehr überrascht von dem veränderten Verfahren: „Die Entscheidung hat uns alle überrascht. Wir wussten, dass es ein Interessenbekundungsverfahren geben wird, aber im Februar 2024 hatten die Gemeindevertreter beschlossen, dass in dem Verfahren drinstehen soll, dass der Eis- und der Tennissport zwingend erhalten bleiben sollen. Das ist jetzt nicht mehr drin. Dieser Passus wurde einfach rausgenommen. Wir haben davon nichts gewusst. Wir sind davon ausgegangen, dass durch dieses Interessenbekundungsverfahren eine andere Person die Sanierungen übernehmen wird, weil die Gemeinde die Sanierung nicht bezahlen wollte. Das ist alles schön und gut, solange der Sport erhalten bleibt.“
Sport bleibt auf der Strecke – Schulen ebenfalls betroffen
In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde Timmendorfer Strand immer wieder gezeigt, dass sie den Sport gerne für andere Projekte im Stich lässt. Der Hockey- und Fußballsport sind zwei Beispiele dafür. Anderweitig sieht es in Schulen allerdings nicht viel besser aus: „Wenn man ein bisschen zurückdenkt, ob im Hockey- oder Fußballsport, das wurde ja alles ein wenig im Stich gelassen. Alles was mit Sport zu tun hat. In die Schulen wird auch nicht mehr viel Geld gesteckt, obwohl die dringend saniert werden müssten. Dafür geht das Geld halt woanders hin“, so Weissin zum Umgang und der Unterstützung der Gemeinde Timmendorfer Strand. Die Vereine kämpfen weiter. Die Petition ist ein erster Schritt, aber es braucht politischen Willen und ein klares Bekenntnis zum Sport in Timmendorfer Strand. Denn die Frage bleibt: Wie viel ist der Gemeinde die Zukunft ihrer Kinder und der Sport wirklich wert?
Bürgermeister ohne Antworten
Auf eine Anfrage vom Montag von HL-SPORTS mit vielen Fragen reagierte Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke nur mit einer vertröstenden Antwort durch seine Assistentin, wollte sich am Dienstag dazu äußern. Leider ist das nicht passiert. Der Chef der Verwaltung schweigt somit.
Petition für den Erhalt der Sportstätten: Über 6.000 Unterstützende
Um etwas zum Erhalt der Sportstätte beizutragen, kann jeder seine virtuelle Unterschrift bei der laufenden Petition hinterlassen. Bereits über 6.000 Personen haben bis Dienstagabend ihren Unmut über diese Situation bestätigt. Zur Petition: „Hilf uns das soziale Zuhause unserer Kinder und unserer Gemeinde zu retten“
Neuer Premium-Partner für die Beach Devils
Am Dienstag gaben die Beach Devils bekannt, mit SAP den weltweit führenden Anbieter von Unternehmensanwendungen und Business AI aus dem baden-württembergischen Walldorf, als neuen Premium-Partner begrüßen zu dürfen. Damit reiht sich der einzige Eissportverein in Schleswig-Holstein, der mit einer Herrenmannschaft am Spielbetrieb einer deutschen Eishockeyliga teilnimmt, in eine Riege klangvoller Namen wie den Adler Mannheim aus der DEL, den Handballern der Rhein-Neckar Löwen oder auch der TSG 1899 Hoffenheim aus der Fußball-Bundesliga ein. „Es ist uns eine große Ehre, SAP als Premium-Partner an unserer Seite zu haben. Wir bedanken uns für das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Arbeit“, so Weissin zur neuen Kooperation.
Nimmt die Gewalt in Fußball-Deutschland zu?
- Ja (53%, 163 Votes)
- Die Gewaltbereitschaft hat sich nicht groß verändert (31%, 96 Votes)
- Nein, die Gewaltbereitschaft nimmt ab (12%, 36 Votes)
- Ist mir Egal (3%, 8 Votes)
- Weiß ich nicht (2%, 7 Votes)
Total Voters: 310
Bildquellen
- Eishalle: ar
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?
Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.