Drei Bürgerentscheide ignoriert? – „Der Sport würde sterben!“

ETC Timmendorfer Strand vor dem Aus – Vereine kämpfen ums Überleben

Sven Gösch (Timmendorf Beach Devils). Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Timmendorfer Strand – Das Ringen um die Zukunft des Eissport- und Tenniscentrums (ETC) in Timmendorfer Strand geht weiter. Nachdem sich bereits verschiedene politische Parteien zu der Thematik geäußert haben, melden sich auch die betroffenen Vereine zu Wort. Bei RADIO LÜBECK (UKW 88,5) sprachen Sven Gösch, Trainer der Timmendorf Beach Devils, und Boris Rudzki Jugendwart von der Tennisabteilung des NTSV Strand 08 über ihre Sorgen und Forderungen. Beide betonten die immense Bedeutung des ETC für den Sport in der Region und warnten vor einem drohenden Verlust der traditionsreichen Anlage. Mit dem Timmendorfer Eissportverein (TESV) haben sich die drei betroffenen Vereine zusammengetan, um geschlossen gegen die Pläne der Gemeinde vorzugehen. Neben einer Petition, mit bereits über 7.600 virtuellen Unterschriften am Donnerstagabend, werden auch rechtliche Schritte geprüft, um herauszufinden, ob die Gemeinde nicht für Nicht-Umsetzung der Bürgerentscheide belangt werden kann.

„Wir sind geschockt“

Die Vereine sehen sich mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert, sollte das ETC nicht erhalten bleiben. Im Eishockey- und Tennisbereich gibt es dementsprechend große Bedenken hinsichtlich der sportlichen Perspektiven und der Nachwuchsförderung. Die Timmendorf Beach Devils zeigen sich erschüttert über die Entwicklung rund um das ETC. Trainer Gösch bringt die Sorge der Eishockey-Gemeinschaft auf den Punkt: „Wir sind geschockt, aufgrund des geänderten Interessenbekundungsverfahrens. Wir sind bis dahin immer davon ausgegangen, dass die Sportstätten erhalten bleiben sollen und man dann versucht diese Randgebiete zu verkaufen.“

Drei Bürgerentscheide übergangen

Er verweist zudem auf die demokratische Legitimation für den Erhalt der Sportstätte: „Ich würde erstmal darauf hinweisen, dass es drei Bürgerentscheide gibt und wir in einer Demokratie leben. Es gab drei ganz klare Richtungen der Bürger in Timmendorfer Strand mit dem Auftrag an die Gemeinde, die Halle zu sanieren und dementsprechend zu erhalten. Das wurde bis jetzt sehr gut ausgesetzt über viele Jahre. Man soll sich einfach mal daran halten, was für Aufträge man aufgrund der Bürgerentscheide von der Gemeinde bekommt.“

Geld statt Sport?

Besonders kritisch sieht Gösch die wirtschaftlichen Interessen, die offenbar über die soziale Verantwortung gestellt werden. „Ich kann nur an die Politik in Timmendorfer Strand appellieren sich noch einmal alles gut durch den Kopf gehen zu lassen, was da zerstört werden soll. Es wird hier zerstört, nur um ein Grundstück zu verkaufen und dann wieder etwas Geld in der Tasche zu haben. Wir wissen, dass das Objekt Geld kostet, das ist gar keine Frage, wir wissen aber auch, dass die soziale Verantwortung gegenüber den Bürgern komplett gestrichen wird. Da sollte man schon eindringlich drüber nachdenken“, so der Appell von Gösch an die Verantwortlichen.

Das Fazit ist eindeutig: „Der Sport würde sterben!“

80-jähriges Jubiläum und danach ist Schluss?

Nicht nur der Eissport, sondern auch der Tennissport steht vor einer ungewissen Zukunft. Boris Rudzki von der Tennisabteilung des NTSV Strand 08 warnt vor dramatischen Konsequenzen: „Der Extremfall ist das dann innerhalb von zwölf Monaten, die Gemeinde hat ein zwölfmonatiges Kündigungsrecht in den Vertrag schreiben lassen, der Tennissport in Timmendorfer Strand beendet wäre. Es gibt auch keine Pläne in der Gemeinde uns eine Ersatzfläche zur Verfügung zu stellen, also damit würde es gar keinen Tennis mehr geben. 2026 würde der Verein sein 80-jähriges Bestehen feiern, das ist vielleicht noch möglich, aber darüber hinaus sehen wir im Verein schwarz.“

„Diese Leute setzen einfach den Willen der Bürger und Gemeinde nicht um“

Neben den sportlichen Auswirkungen kritisiert Rudzki vor allem das politische Vorgehen und den Umgang mit den Bürgerentscheiden zum ETC, ein Entscheid wurde zuletzt 2019 abgehalten: „Bei uns im Verein herrscht Fassungslosigkeit, wie man sich über drei bestehende Bürgerentscheide hinwegsehen kann und die einfach ignoriert und gar nichts tut. Das ist nicht unser Demokratieverständnis. Diese Leute setzen einfach den Willen der Bürger und Gemeinde nicht um, sondern setzen ihre Interessen darüber. Das ist unsere Sicht und das würde ich denen, wenn ich sie treffen würde, das ist ja in so einer kleinen Gemeinde auch nicht unwahrscheinlich, dass man sich mal trifft, so direkt ins Gesicht sagen.“

Rechtliche Schritte und Protestaktionen

Während die Politik weiter debattiert, setzen die Sportvereine auf öffentlichen Druck. Neben der Petition sollen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Flyer, Plakate und Demonstrationen sind geplant, um der Forderung nach einem Erhalt des ETC Nachdruck zu verleihen. Doch nicht nur auf der Straße wird Widerstand geleistet – auch juristische Schritte werden geprüft. „Ein uns unbekannter Bürger lässt prüfen, ob man Strafanzeige gegen die Gemeinde Timmendorfer Strand stellen kann“, so Rudzki.

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Großer Rückhalt aus der Sportgemeinschaft

Die Proteste sind längst kein Thema mehr, das nur die direkt betroffenen Vereine betrifft. Die Unterstützung aus der Tennis- und Eishockey-Gemeinde ist riesig. Die Befürchtung, dass eine Schließung des ETC einen massiven Verlust für den Breitensport in der Region bedeuten würde, bringt zahlreiche Menschen zusammen. Die betroffenen Vereine hoffen darauf, dass die politischen Entscheidungsträger ihre Anliegen ernst nehmen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die den Fortbestand der traditionsreichen Sportstätte ermöglicht.

Ist Euch der Erhalt des Eissport- und Tenniscentrums Timmendorfer Strand wichtig?

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Bildquellen

  • Sven Gösch: Lobeca/Ralf Homburg
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