Timmendorfer Strand – Die Zukunft des Eissport- und Tenniscentrums (ETC) in Timmendorfer Strand bleibt ein heiß diskutiertes Thema. Während viele Bürgerinnen und Bürger um den Erhalt der Sportstätte kämpfen, ist die politische Haltung dazu nicht einheitlich. Auf eine Anfrage von HL-SPORTS zu ihrer Position haben einige Parteien in der Gemeinde geantwortet – andere hingegen nicht. Die CDU sowie die Wählergemeinschaft Unabhängiger Bürger (WUB) meldeten sich nicht zurück. Warum bleiben sie stumm, während andere Fraktionen ihre Meinungen formulieren? Während sich Bündnis 90/DIE GRÜNEN klar für den Erhalt aussprechen und die SPD betont, dass Jugend und Sport höchste Priorität haben, verweist die FDP auf die finanziellen Herausforderungen der Gemeinde. Das Bürgerbündnis Neue Perspektive (BBNP) zeigt sich überrascht über die öffentliche Diskussion und betont, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde. In der Stellungnahme heißt es zudem, die von der Verwaltung beauftragte Beratungsagentur habe empfohlen, den Erhalt der Sportstätte ETC im Interessenbekundungsverfahren nicht weiter ausdrücklich zu erwähnen, um mehr Interessenten zu gewinnen. Und nach wie vor gab es weiterhin keine Rückmeldung des Bürgermeisters.
So antworteten die Parteien auf Anfrage von HL-SPORTS:
„Sicher werden auch Investoren Interesse an dem Standort zeigen, aber nicht an einem Weiterbetrieb des ETC“
Andreas Czayka (Ortsvorsitzender FDP Timmendorfer Strand) betont die Herausforderung, einerseits das ETC zu sichern und andererseits dringende Investitionen, etwa in den Schulbau, nicht zu vernachlässigen. Die Stellungnahme der Freien Demokraten bei HL-SPORTS: „Die FDP ist für den Erhalt der ETC und der Tennisanlagen hier in Timmendorfer Strand. Allerdings wird es für die Gemeinde schwierig werden, alle nötigen Haushaltsmittel aufzubringen, die für einen Neubau des ETC und gleichzeitig den Neubauten von Schulen dringend benötigt werden. Sie wissen, das die Gemeinde daher ein Interessenbekundungsverfahren aufgelegt hat. Dieses Verfahren läuft noch, ein Ergebnis wird in Kürze vorliegen. Sicher werden auch Investoren Interesse an dem Standort zeigen, aber nicht an einem Weiterbetrieb des ETC und der Tennisanlagen. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit, egal ob es im Text enthalten war oder nicht. Als Gemeinde verpflichten wir uns bei diesem Verfahren zu nichts und werden uns natürlich und insbesondere mit den Anbietern unterhalten, die unseren Vorstellungen am ehesten entsprechen könnten.“
„Von 2021-2023 herrschte Stillstand“
Bündnis 90/Die GRÜNEN kritisieren, dass die Bürgerentscheide zur Sanierung des ETC nie umgesetzt wurden und sehen die aktuelle Entwicklung mit Sorge. Sie fordern den Erhalt von Eissport und Tennis an diesem Standort und sprechen sich klar gegen eine rein touristische Nutzung des Geländes aus. Susanne Dittmann, Sprecherin des Ortsverbands BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN formulierte die Stellungnahme wie folgt: „Die Timmendorfer Grünen haben sich schon immer für den Erhalt und die Sanierung des Eissport- und Tenniscentrums eingesetzt. Das ETC als Sportstätte für alle Generationen und als ein beliebter Treffpunkt hat eine hohe Bedeutung für unsere Gemeinde. Dreimal haben die Bürgerinnen und Bürger über die Sanierung des ETC abgestimmt. Leider wurden die Bürgerentscheide nicht umgesetzt. Stattdessen wurden ständig neue Prüfaufträge an die Verwaltung herangetragen, so dass die Sanierung immer weiter verschleppt wurde. Nach dem letzten Bürgerentscheid im Jahr 2019 wurden zwar Planungsaufträge vergeben und zwei Mio. Euro Fördergeld eingeworben, aber außer einer Fehlplanung und diversen Kostenschätzungen ist fast nichts vorangegangen. Es hat noch nicht mal eine Untersuchung des Daches stattgefunden. Von 2021-2023 herrschte Stillstand. Im Februar 2024 wurde im Tourismusausschuss entschieden, dass statt der Sanierung ein Interessensbekundungsverfahren für das ETC durchgeführt werden soll. Für die Grünen ist es wichtig, dass Eissport und Tennis an dem Standort beibehalten werden. Das laut Veröffentlichung „die Beibehaltung eines Sportangebotes“ nur „wünschenswert“ ist, dem stimmen wir nicht zu. Der Verkauf eines 6 ha großen Areals mit großen Kurparkflächen, Parkplatz, Kurmittelhaus und Freilichtbühne für ein Hotel oder Ferienwohnungen kommt für uns nicht in Frage. Der Kurpark ist die grüne Lunge der Gemeinde und der historische Baumbestand ist unbedingt zu erhalten. Öffentliche Parkanlagen gehören allen Bürgerinnen und Bürgern. Für das Kurmittelhaus sollte eine sozial-kulturelle Nutzung gefunden werden.“
„Jugend und Sport haben allerhöchsten Stellenwert“
Die SPD in Timmendorfer Strand sieht das ETC als einen wichtigen sozialen und sportlichen Treffpunkt, betont aber gleichzeitig die finanziellen Herausforderungen der Gemeinde. Sie plädiert für eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen, um Lösungen für den Erhalt zu finden und fordert eine sachliche Diskussion über die Zukunft des Areals. Dorothea Janssen-Terveen, 1. Ortsvorsitzende der SPD, erklärte dazu: „Das Eissport- und Tenniszentrum (ETC) ist ein Ort mit großer emotionaler und sozialer Bedeutung für viele Bürgerinnen und Bürger von Timmendorfer Strand. Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben hier über Jahrzehnte eine sportliche Heimat gefunden. Gleichzeitig stehen wir als Gemeinde vor der Herausforderung, angesichts knapper finanzieller Mittel Prioritäten zu setzen – insbesondere im Hinblick auf dringend notwendige Investitionen in die Schulen. Für die SPD in Timmendorfer Strand hat das Thema Jugend und Sport allerhöchsten Stellenwert. Es ist Aufgabe und auch der Wunsch unserer Politik, das Angebot in Timmendorfer Strand zu erhalten – ohne dass es zu Lasten zum Beispiel der Schulen geht. Eine Lösung für das ETC wird es am ehesten geben, wenn man sich eng mit den Vereinen abstimmt und auch deren Ideen zum Erhalt einbezieht. Der raue Ton in den sozialen Netzwerken ist allerdings erschreckend – Die aktuelle Diskussion rund um die Zukunft des ETC und das laufende Interessenbekundungsverfahren wird in der Öffentlichkeit zum Teil emotional und missverständlich geführt. Uns ist wichtig zu betonen, dass ein Interessenbekundungsverfahren nicht bedeutet, dass bereits Entscheidungen getroffen wurden. Als SPD-Ortsverein stehen wir für Transparenz, Dialog und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Gemeinde. Wir begrüßen das laufende Interessenbekundungsverfahren, weil es die Chance bietet, kreative und nachhaltige Ideen für das ETC-Areal zu sammeln. Diese Ideen können eine Grundlage für Entscheidungen bilden, die sowohl den Erhalt sozialer und sportlicher Angebote ermöglichen als auch die finanzielle Tragfähigkeit der Gemeinde sichern. Wir rufen dazu auf, die Diskussionen sachlich zu führen und die kommenden Schritte konstruktiv zu begleiten. Gemeinsam können wir Wege finden, Timmendorfer Strand als lebenswerten Ort für alle Generationen zu bewahren – mit starken Schulen, sozialen Treffpunkten und attraktiven Freizeitmöglichkeiten.“
„Die BBNP befürwortet einen Neubau mit Eissport und Tennis“
Die Fraktion des Bürgerbündnisses Neue Perspektive (BBNP) unterstützt grundsätzlich den Erhalt von Eissport und Tennis, verweist aber auf das laufende Interessenbekundungsverfahren und ruft zu einer sachlichen Debatte auf. Michael Strümpell, Fraktionsvorsitzender der BBNP, in der Stellungnahme:
„Mit einigem Erstaunen nimmt die BBNP die aktuellen Meinungsäußerungen in den sozialen Medien und Printmedien zur Kenntnis. Fakt ist: Das Verfahren zur Quartiersentwicklung ETC/Kurmittelhaus befindet sich aktuell lediglich im sogenannten Interessenbekundungsverfahren, um die Investorenbedarfe zu ermitteln. Es hat bislang weder eine Ausschreibung noch eine Entscheidung gegeben. Der bereits einige Zeit zurückliegende Beschluss für dieses Verfahren wurde im Tourismusausschuss einstimmig (Februar 2024) und im Hauptausschuss (Oktober 2024) mehrheitlich fraktionsübergreifend so getroffen. Die zwischenzeitliche Anpassung der Formulierung (ohne Eissport und Tennis) in der Veröffentlichung des Interessenbekundungsverfahren ist nur deshalb erfolgt, weil die von der Verwaltung eingebundene Beratungsagentur dies explizit so empfohlen hat, um ein ausreichendes Interessentenaufkommen zu sichern. Sollte sich ein Konzept ohne Eissport und Tennis durchsetzen, so ist angedacht, die Eissport- und Tennishalle gleichwohl zu erhalten und die Erlöse aus der Vergabe der Sanierung zugute kommen zu lassen. Die BBNP befürwortet einen Neubau mit Eissport und Tennis. Alle von diesen Fakten abweichenden Aussagen, die derzeit öffentlich kursieren, sind schlicht falsch. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren.“
Sven Gösch und Boris Rudzki zu Gast bei RADIO LÜBECK
Das Thema hat nicht nur in Ostholstein, sondern auch in Lübeck und in umliegenden Kreisen für sehr viel Aufsehen gesorgt. Mehr zu der Causa Eissport- und Tenniscentrum Timmendorfer Strand gibt es am Donnerstag bei RADIO LÜBECK (UKW 88,5) mit Sven Gösch, dem Trainer der Timmendorf Beach Devils, und Boris Rudzki vom NTSV Strand 08.
Bildquellen
- Eissport- und Tenniscentrum: Lobeca
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