Hamburg – Könige und Löwen sollten doch eigentlich starke Eigenschaften haben, doch in der European League of Football (ELF) scheinen gerade die beiden weder Kronen noch Zähne zu haben. Während die Leipzig Kings vor zwei Wochen ihren Ausstieg aus der Liga mit sofortiger Wirkung bekanntgaben, sollen nun die Prague Lions ebenfalls vor dem Ende stehen.
Esume als Vermittler
ELF-Partner “ran“ berichtete, wie das “Hamburger Abendblatt“ darüber, dass den Tschechen das Geld ausgegangen ist. Das Auswärtsspiel am Sonntag beim ungarischen Franchise Fehervar Enthroners soll nicht ausgetragen werden. Spieler und Staff sollen das beschlossen haben. Grund dafür: fehlende Gehälter seit Mai. In der vergangenen Woche soll es sogar einen Streik gegeben haben. Die Liga-Zentrale in Hamburg will davon nichts wissen, gab sich gegenüber dem “Abendblatt“ ahnungslos. Commissioner Patrick Esume soll allerdings am Donnerstag versucht haben, das Team zum Weiterspielen zu überzeugen.
Eins, zwei oder drei?
Sollten die Lions sich vom Spielbetrieb zurückziehen, wäre es vermutlich eine schwere Katastrophe für die erst in der dritten Saison laufende European League of Football. Die Prager wären dann schon das dritte Team in dieser Spielzeit, das aufgibt. Die Istanbul Rams meldeten schon vor dem ersten Spiel ab. In Leipzig war das vor zwei Wochen der Fall. Prag wäre Nummer drei.
„Ich kann diese Regelung nicht nachvollziehen“
Die Tschechen fuhren ihren einzigen Sieg ausgerechnet gegen die Leipziger ein. Die Wertung nach dem Kings-Aus war ebenfalls “ungewöhnlich“. So wurden nicht, wie in anderen Ligen alle Spiele der Sachsen einfach gestrichen, sondern mit dem gleichen Resultat für oder gegen den Gegner im Rückspiel gerechnet. Rhein Fire-Chef Martin Wagner kommentierte das so: „Ich kann diese Regelung nicht nachvollziehen.“ Kurios werden die beiden noch nicht gespielten Begegnungen gegen die Cologne Centurions gewertet. Die Kölner bekommen jeweils einen 16:16-Sieg zugesprochen. Die ELF begründete das mit der notwendigen Reihenfolge in der Tabelle für die Playoffs.
Hamburg bald raus?
Dieses Thema ist übrigens für die Hamburg Sea Devils in ganz weiter Ferne. Mit drei Siegen und vier Niederlagen hat der Vizemeister der beiden vergangenen Saisons nur noch theoretische Chancen auf ein Weiterkommen. Wien und Düsseldorf sind noch ungeschlagen.
Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Innsbruck stehen vor den “Seeteufeln“. Außerdem droht Quarterback Preston Haire nun auch noch auszufallen. An diesem Wochenende sind die Hamburger spielfrei. Danach geht es zu den Rückspielen in Düsseldorf, Frankfurt und Berlin.
Au backe…
Aktuell liegen also im Hauptquartier, das in der Hamburger Hafen-City seinen Sitz hat, eine Menge unangenehme Dinge auf dem Tisch: eigenartige Wertungen, nächste Firma pleite und das “eigene“ Team erzielt keine guten Ergebnisse… Wohin führt die ELF-Reise?
Leipzig Bulls?
Zumindest soll es in Leipzig im kommenden Jahr wieder ein neues Team geben. Die Gerüchteküche brodelt und besagt, dass “Red Bull“ einsteigen soll. Das wiederum finden die Fans der anderen Teams zum Großteil als nicht akzeptabel. Mit dem Finanzvolumen des österreichischen Brause-Imperiums wird eine Drei-Klassen-Schicht befürchtet.
Immerhin die Fans sind da
Wenigstens steigen die Zuschauerzahlen in der gesamten Liga. Im vergangenen Jahr waren im Schnitt 3.164 Fans pro Spiel dabei. Zur Halbzeit 2023 sind es schon 4.174 Football-Anhänger. Hamburg ist hier wenigstens Spitzenreiter mit 13.171 Zuschauern im Schnitt. Das liegt allerdings nur am Heimspiel im Volksparkstadion, wo offiziell 32.500 Fans dabei waren. Die anderen beiden Heimspiele an der Hoheluft profitierten davon gar nicht, denn dort liegt man im Durchschnitt bei 3.506 Zuschauern pro Partie. Das ist fast der gleiche Wert, wie in der Vorsaison. Eine Verordnung der Stadt machte sogar eine Auflage wegen der Lautstärke. Trommeln und Tröten sind verboten. Esume & Co. sind also derzeit nicht zu beneiden…