Lübeck – Lang lang ist es her, dass die Moislinger Karateabteilung auf sich aufmerksam machen konnte. Ab dem 13. März standen die Uhren der Abteilung still. Sämtliche sportlichen Betätigungen mussten eingestellt werden. Bis zum 22. Juni ruhte der Trainingsbetrieb. Erst danach durfte unter strengen hygenischen Auflagen wieder trainiert werden, hinzu kam ein Mindestabstand, der es zunächst nur zuließ, Einzeltechniken und Kata zu trainieren. Die Vorbereitungen für die Teilnahme an einer DAN-Prüfung waren vor der Zwangspause im vollen Gange, und sie wurden unmittelbar nach Freigabe wieder aufgenommen.
Gerlind Voelkner hatte sich für ihre Prüfung den 19. September in Frankfurt ausgewählt, wohl auch, weil ihre Bekannte, Ulli K., unbedingt beim Kata-Bundestrainer Efthimios Karamitsos ihre Prüfung absolvieren wollte. Und so bereiteten sie sich gemeinsam auf den Tag X in der Moislinger Karateabteilung vor. Prof. Dr. Lars Draack, 5. Dan Shotokankarate, wich nicht von ihrer Seite und unterstützte sie nicht nur im technischen Bereich, sondern wirkte auch auf ihre Psyche ein, immer dann, wenn Voelkner an ihren eigenen Fähigkeiten zweifelte.
Schließlich setzte man sich gemeinsam in den Zug und fuhr nach Frankfurt. Insgesamt zwanzig Prüflinge, davon zwölf zum 1. Dan, wurden in Vierer-Gruppen eingeteilt. Die Hoffnung, Voelkner könne mit ihrer Bekannten gemeinsam geprüft werden, erfüllte sich nicht. Nachdem sich die ersten Aufregungen gelegt hatten, lief Voelkners Prüfung fehlerfrei ab und der Lohn ihrer vielen „Ängste“, „Zweifel“ und „Quälereien“ war der „Schwarze Gürtel“, 1. Dan, den jede/r Budosporttreibende/r anstreben sollte, denn spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte das Erlernte an andere Personen weiter gegeben werden, nur so besteht über lange Sicht Bestandsschutz für Sportarten, die sonst nicht so im Focus der Öffentlichkeit stehen.
Kurzbiographie
1998 wurde Gerlind Voelkner durch einen Aushang des Ratzeburger SV auf Karate aufmerksam. Die Leichtigkeit, mit der fortgeschrittene Karateka ihren Sport ausübten, faszinierte sie, und fortan fuhr sie mit ihren Mann zwei Mal in der Woche von Lübeck nach Ratzeburg, um dort am Karate-Training teilzunehmen.
Ein Jahr später verließ ein Trainer den RSV, wechselte zum SSV Ziethen, sie und ihr Mann wechselten mit. Mitte 2000 war dann erst einmal Schluss. Familiengründung, zwei Töchter wurden geboren, Hausbau etc., hatten Vorrang.
2013 wurde dann wieder durchgestartet. Die Töchter, inzwischen acht und zehn Jahre alt, sollten im Laufe ihrer Entwicklung auch Karate lernen, um Disziplin, Konzentration und auch Koordination frühzeitig kennen zu lernen, denn der erzieherische Wert des Karatesports ist relativ hoch. „Karateclub“ Thandorf war die erste Anlaufstation, hinzu kam ein zusätzliches Training von zwei weiteren Trainingseinheiten bei Toshima Ratzeburg.
Die Kinder entwickelten sich gut und so nahmen sie an diversen Wettkämpfen im Norddeutschen Raum teil. Da auch die Karate-Abteilung von Rot-Weiß Moisling mit Dieter Lahann äußerst erfolgreich diese Turniere besuchte, wägte man die Leistungen beider Kinder-Gruppen ab und die Moislinger schnitten dabei nicht schlecht ab. Gerlind Voelkner mit ihren Kindern Zoe-Kim und Daidin halten Moisling die Treue.