Das Achtelfinale bei der Europameisterschaft in Frankreich steht. Schweden und Österreich sind gescheitert und verloren ihre Partien, verpassten so den letzten Zug in die Endrunde. Für die Deutschen geht es am Sonntag um 18 Uhr gegen die Slowakei – hier darf also weiter vom Titel geträumt werden. Für eine Fußball-Macht wird am Montagabend Schluss sein. Italien oder Spanien – beide treffen aufeinander und es wird keine zweite Chance für den Verlierer geben.

Ganz anders ist die Situation in Lage (Nordrhein-Westfalen). Die Bundeswehr-Nationalmannschaft hatte ihr erstes Qualifikationsturnier zur Weltmeisterschaft 2017 im Oman. Gegner Polen hatte keine Chance, denn Philipp Pönisch, Markus Bauer, Jan Kersten und Florian Stahl sorgten für einen 4:1-Erfolg Deutschlands. In dem anderen Spiel der Gruppe besiegten die Niederländer Litauen mit 1:0. Deutschland ist damit erster Tabellenführer.

Torschütze und Kapitän Stahl ist in der Region Lübeck bekannt. Der Stürmer spielt bei Eutin 08 und er profitierte bei seinem Treffer vom Zusammenspiel mit Patrick Piesker von SH-Liga-Aufsteiger Strand 08.

HL-SPORTS traf  Stahl vor dem Turnier zum Interview:

HL-SPORTS: Hallo Florian, aktuell läuft die Europameisterschaft in Frankreich. Was ist dein Eindruck von der ersten Woche?

Florian Stahl: „Ich bin etwas enttäuscht über die Art und Weise wie gespielt wird. Die Spiele sind zu sehr von Taktik geprägt. Der Euphorie-Funke wie vor zwei Jahren bei der WM in Brasilien ist bei mir leider noch nicht übergesprungen.“

HL-SPORTS: Du bist selbst Nationalspieler bei der Bundeswehr-Auswahl. Wie lange spielst du dort schon und wie kam es dazu?

Florian Stahl: „Ich spiele seit 2009 in der Bundeswehrnationalmannschaft, welches ich Sven Scharnitzki (SSV Güster) zu verdanken habe. Er war mal selber Spieler dort und hat mich dem Trainer empfohlen.“

HL-SPORTS: Freitag und Sonntag folgen die letzten beiden Gruppenspiele gegen Litauen und die Niederlande. Wie schätzt du diese Teams ein?

Florian Stahl: „Bei Litauen ist es ähnlich wie bei Polen. Aber da sie sich erstmal um eine WM Teilnahme engagieren, werde sie mit einer schlagkräftigen Truppe anreisen. Die Holländer sind uns bekannt und haben sich in den letzten Jahren enorm gesteigert. Außerdem wird auch wie bei der richtigen Nationalmannschaft eine gewisse Brisanz im Raum stehen.“

HL-SPORTS: Thomas Helmer, Oliver Bierhoff und Thomas Häßler spielten ebenfalls in der Bundeswehr-Nationalmannschaft. Nun ist es unter anderem ein Florian Stahl. Wie fühlt man sich dabei, mit solchen Namen in einem Atemzug genannt zu werden?

Florian Stahl: „Es ist natürlich toll zu wissen das solche Spieler auch schon das Trikot getragen haben, jedoch hatte die Bundeswehr früher durch den Wehrdienst ganz andere Möglichkeiten. Junge Profis wie oben genannt sind, mussten sich entscheiden ob sie Sozialdienst machen oder der Wehrpflicht nachkommen. Das letztere war eine Win Win Situation. Die Spieler wurden für ihre Vereine freigestellt um an Trainingseinheiten und Spielen teilzunehmen und im Gegenzug bestand die Bundeswehr darauf, dass sie dafür auch das Bundeswehrtrikot bei Internationalen Turnieren tragen. Heute besteht die Mannschaft fast nur aus richtigen Soldaten, mit ein paar vereinzelten ehemaligen Profis, die als Reservisten geführt werden.“

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HL-SPORTS: Im letzten Testspiel am vergangenen Wochenende in Wilhelmshaven und auch gegen Polen hast du getroffen. Wie viele Treffer hast du bereits erzielt und was war das schönste oder wichtigste Tor dabei?

Florian Stahl: „Im Moment bin ich wieder sehr Treffsicher geworden, da ich nun als alleinige Sturmspitze agiere. Der alte Trainer hatte mich im offensiven Mittelfeld eingesetzt, wo es schwerer ist in die gefährlicheren Zonen zu kommen. Die Tore habe ich nicht gezählt, aber meine Quote müsste ähnlich sein wie in der SH-Liga.“

HL-SPORTS: Im kommenden Januar wird die Military-WM im Oman ausgetragen. Wie wollt ihr dieses Ziel erreichen?

Florian Stahl: „Wir haben vor anderthalb Jahren mit unserem neuen Trainer Olaf Bahne angefangen auf diese WM-Quali hinzuarbeiten. Er hat die Kaderaufstellung so gewählt, dass wir von Trainingslager zu Trainingslager kontinuierlich zusammen arbeiten können. Alle Einheiten bauten aufeinander auf, sodass ich froh bin sagen zu können, wir sind bestens eingestellt auf dieses Turnier.“

HL-SPORTS: Im vergangenen Jahr ward ihr bei der Weltmeisterschaft in Südkorea nicht dabei. Warum nicht?

Florian Stahl: „Wir hatten dazu ein Quali in Baku/Azerbaidschan 2014, die einfach sportlich für uns eine absolute Katastrophe war. Der körperliche Zustand von vielen Spielern wurde den Anforderungen von drei Spielen in fünf Tagen einfach nicht gerecht. Bei 40 Grad in der Mittagssonne, waren wir einfach nicht in der Lage den Gegnern unseren Stempel aufzudrücken. Wir liefen dem Ball nur hinterher, was bei den Temperaturen natürlich.“

HL-SPORTS: Du bist Kapitän des Teams und seit sieben Jahren dabei. Europameister und Torschützenkönig. Was geht da noch?

Florian Stahl: „Mein Ziel ist definitiv WM 2017 in Oman und die Teilnahme an den Military World Games 2019 in China. 2011 in Rio/Brasilien durfte ich schon einmal miterleben, wie es ist an der Militärolympiade teilzunehmen. 7200 Athleten aus aller Welt, untergebracht in drei großen Dörfern, durften sich damals sportlich messen. Eine einmalige Erfahrung dich ich gerne noch einmal machen würde.“

HL-SPORTS: Dein Tipp zur laufenden EM: Wer holt den Titel und warum?

Florian Stahl: „Ich habe Deutschland dieses Mal leider nicht auf dem Zettel. Ich denke mit Frankreich ist zu rechnen, weil sie durch ihre Landsleute getragen werden und eine gute Form in den ersten beiden Spielen hingelegt haben. Und mit Italien ist definitiv immer zu rechnen, da sie wie Deutschland eine Turniermannschaft ist und meistens auf den Punkt genau abliefert.“

HL-SPORTS: Danke und viel Erfolg in den kommenden beiden Spielen.

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