„Das ist ein guter Witz!“, muss sich wohl am Mittwoch jeder gedacht haben, der die Kieler Nachrichten las. Das Blatt berichtete darüber, dass Holstein Kiel im Falle des Aufstiegs in die 2. Liga ihre Spiele möglicherweise beim FC St. Pauli am Millerntor oder auf der Lohmühle des VfB Lübeck austragen könnte. In der Landeshauptstadt steht man Kopf, freut sich über den nur noch knappen Sprung in das bundesliga-Unterhaus. Immerhin ist man nach 36 Jahren wieder dort angekommen. Der Flug der Störche hat eben etwas länger gedauert. Es sei ihnen gegönnt, denn Kiel ist nun auch mal eine gute Stunde weg von der Stadt an der Trave. Vielleicht fährt man dann doch lieber zum HSV oder St. Pauli, wenn man Bundesliga-Fußball schauen möchte – vielleicht spielen ja beide sogar nach dem Sommer in der 2. Liga. Doch vielleicht ist der „große“ Fußball ja bald sogar in der Stadt der sieben Türme. Die Holsteiner wollen ein neues Stadion bauen, wen wundert es, aber das gibt es nicht für lau, sondern soll 50 Millionen Euro kosten. Stadt Kiel und Land Schleswig-Holstein sollen dabei monetär helfen. Hoffentlich sucht man dann nicht gleich noch nach einer Möglichkeit die Elb-Philharmonie oder der Berliner Flughafen zu übertrumpfen. Möglich ist alles und so könnte es also dazu kommen, dass der ewige Rivale von der Förde in die schöne Hansestadt für ihre Heimspiele umzieht! „Der war gut“, sollte sich jeder denken, der sich nur einigermaßen mit dem Thema Fußball in Lübeck oder der anderen Stadt auskennt. Aber die Kieler sind pfiffig, steigen auf und brauchen mindestens erstmal eine kleine Überbrückung von rund zehn Millionen Euro für eine neue Gäste-Tribüne. Auch hier sagt man im Holstein-Aufsichtsrat und beim Klubsponsor Citti-Group, es sei „eine Gemeinschaftsaufgabe von Land und Stadt“. CDU und SPD haben anscheinend auch schon ihr Hilfe zugesagt. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer hat laut Kieler Nachrichten erst den Verein in die Pflicht genommen, ruderte dann aber doch Richtung Holstein-Stadion, sagte: „Wenn alle zusammenstehen, scheitert ein sportlich erreichter Aufstieg nicht an fehlenden Zuschauerplätzen.“ Wenn das immer so einfach ist, dann geht’s ja. Man kann sich vermutlich aber nicht vorstellen, dass die VfB-Fans akzeptieren würden, wenn der „andere Verein“ im eigenen Stadion spielt und die Landeshauptstadt-Karawane auf das Holstentor zurollt. Vielleicht hätte man sich das irgendwie anders ausdenken sollen bei den Störchen. Einfach einfach machen dürfte so nicht funktionieren.

Anzeige
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -