Seit Anfang der Woche sind die Nominierungen zu Schleswig-Holsteins Fußballern des Jahres bekannt. Dabei werden die besten Trainer, Fußballer und Fußballerinnen gesucht. Wie bereits in den vergangenen Jahren stehen in der Kategorie der weiblichen Kicker wieder zehn Frauen zur Wahl, die das Jahr 2017 mitgeprägt haben – ausgewählt von einer Jury. Scheinbar wollten die, vornehmlich, Herren, nach der Kritik des Vorjahres etwas anders machen, doch besser haben sie es mitnichten gemacht.
Und damit verkommt die Wahl wieder zu einer Farce, während die Trainerinnen und Trainer von Frauenmannschaften außen vor bleiben. Die Lenkung der Demokratie ging, wie im Vorjahr, gehörig nach hinten los.

Auffallend in diesem Jahr: Gleich sechs Spielerinnen teilen sich auf den Zweitligisten SV Henstedt-Ulzburg und den Regionalligisten Holstein Kiel auf, zwei weitere Akteurinnen haben eine Holstein-Vergangenheit. Lediglich Ronja Pajonk vom TSV Ratekau und Vanessa Voß von TuRa Meldorf haben keine Vergangenheit bei den beiden Top-Mannschaften des Landes. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Und erneut stellt sich die Frage: Was soll das? Warum müssen der SVHU und der KSV gleich sechs Nominierungen stellen? Und warum standen Spielerinnen zur Auswahl, die gar nicht mehr im SHFV-Bereich spielen? Diese Fragen wird wohl keiner aus der „Jury“ zufriedenstellend oder offen beantworten (können).

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: jede einzelne der Nominierten hat auf ihre Art und Weise sicherlich die Berechtigung zur Wahl zu stehen, doch die Frage ist, ob es nicht andere noch mehr verdient hätten. Müssen es unbedingt sechs Spielerinnen aus Liga zwei und drei sein? Reichen nicht jeweils zwei? Muss eine Spielerin dabei sein, die (wenn man der veröffentlichten Statistik glauben darf) nicht einmal in der Hälfte der Spiele auf dem Platz stand? Und warum ist keine Spielerin von SVHU II, immerhin Meister der Oberliga und Aufsteiger in die Regionalliga, dabei?

Das löst beim geneigten Beobachter Unverständnis mit mächtigem Kopfschütteln aus, denn zwei Beispiele zeigen, dass sportliche Höchstleistungen gekonnt ignoriert werden. Da wäre zum Beispiel Anna-Marie Ihrens von Rot-Schwarz Kiel. 30 Tore waren es für die Angreiferin im Kalender 2017, davon allein 23 in der Rückrunde der letzten Saison. Oder Martha Thomaschewski: die Außenangreiferin vom TSV Siems ist nicht nur Führungsspielerin, sondern die personifizierte Lebensversicherung des Oberliga-Aufsteigers. Auch in der engeren Wahl des Autors: Maike Tiarks und Svenja Winter vom SVHU II – die beiden Führungsspielerinnen haben in 2017 die Futsal-Landesmeisterschaft und den Oberliga-Titel mit ihrer Mannschaft geholt.
 
Das sind nur vier Beispiele von Spielerinnen, welche es mit Sicherheit eher verdient hätten, als manche Spielerin, die auf der Liste steht. Und wenn man die Landesligen sowie die Oberliga durchforstet findet man unter Garantie weitere aktive Fußballerinnen, die eine gute bis sehr gute Wahl wären.

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So hinterlässt die Auswahl einen faden Beigeschmack. Ob jetzt der Holstein-„Klüngel“ regiert oder bestenfalls Ignoranz und Unwissenheit diese Auswahl begünstigt hat, ist dabei egal. Die Wahl wird wie im vergangenen Jahr zur absoluten Farce und tut der Glaubwürdigkeit, speziell im Frauenfußball, überhaupt nicht gut. Hier hat der SHFV es einfach verpasst, auf die Kritik des Vorjahres zu reagieren – oder einfach keine Lust, sich damit auseinander zu setzen. Passt irgendwie zur „Gutsherrenmentalität“ der Funktionäre.

Und wie im Vorjahr stellen wir es in den Raum: Warum lässt man nicht einfach die Trainer und Kapitäne der Mannschaften des Landes abstimmen? Sicherlich würden auch da Punkte nach Sympathie vergeben werden, doch die sportliche Leistung deutlich im Vordergrund stehen. Die Nominierung wäre somit deutlich objektiver. Ausgerechnet die FIFA macht es bei der Wahl zum Weltfußballer vor, wie es laufen kann und sollte.

Bei den Trainern sieht es übrigens nicht besser aus: Mit Ausnahme von SVHU-Coach Tobias Homp ist kein Frauentrainer dabei – auch das ist eigentlich ein Witz.
Schließlich hätte es ein Christian Pusch, der seine Mannschaft in vier Jahren von der Kreis- in die Regionalliga führte oder Double-Gewinner Kambiz Tafazoli vom TSV Siems ebenso verdient. Aber wahrscheinlich ist hier das Problem, dass sie im Jahr 2017 nicht bei Holstein Kiel unter Vertrag standen. Da wäre die Chance, unter die besten Zehn des Landes zu rutschen, deutlich größer gewesen.

Halten wir also fest: Der SHFV ist beratungsresistent und nicht lernfähig – ob aus Ignoranz oder Unfähigkeit, darüber lässt sich vielleicht streiten.
In der Schule wäre das Ergebnis eindeutig gewesen: Setzen! Sechs!

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