Irgendwann muss denen doch mal der Schaum ausgehen, oder? Wozu laufen die „Men in Black“ denn seit zwei Wochen mit einer Dose am Gesäß über den Platz? Was hat das Ganze auf sich? HL-SPORTS-Chefredakteur Roland Kenzo fieberte dem Eröffnungsspiel entgegen und achtete fast jede Partie nur noch auf den „Schaum der Gerechtigkeit“. Ist er nach 14 Tagen „Schaumpartie“ genauso schlau wie vorher? Hier seine Erkenntnisse dazu:

Ich hab gedacht, ich guck´ nicht richtig, als Schiedsrichter Yuichi Nishimura aus Japan in der Eröffnungspartie Brasilien gegen Kroatien zum ersten Mal die Sprühdose zückte und weiße Linien auf den Rasen malte. Die Erfindung der Glühbirne muss dagegen ein Witz gewesen sein. Wolfsburgs Luiz Gustavo machte auch große Augen, als er „915 Fair Play Limit“ (so heißt das Wundermittel der FIFA) über die Treter gesprüht bekam. An diesen Gesichtsausdruck werde ich wohl beim nächsten Freistoß in der B-Klasse denken müssen, wenn ich wieder mal selbst in der Mauer stehe und spontan überlege, ob ich neben Duschgel und Handtuch den Rasierer auch eingepackt habe. Man sollte ja immer alles dabei haben…

Sinn oder Unsinn? Das ist hier die Frage. Dem Sportskollegen Christiano Ronaldo hat der Schaum zumindest nichts gebracht. Bei seinem letzten Freistoß im Spiele gegen Deutschland war es die Geschichte „Mann gegen Mann“, denn nur Philipp Lahm stand zwischen dem Ball und dem deutschen Tor. Die Linie vor dem deutschen Kapitän und der Kreis um den Ball hat Ronaldo wohl so sehr verwirrt, dass er Lahm „abschoss". Überall hätte der Portugiese hin schießen können – daneben, darüber, in den Rasen treten und sich das Bein brechen… Er traf Lahm. Dabei war der Superstar von Real Madrid doch vor der WM ein großer Fan von „915 Fair Play Limit“. „I think it’s a great idea. Use a spray to mark the distance between the barrier and the kicker can be a great help“, so die Worte auf der Webseite des Herstellers, der das ultimative Fußballerlebnis nun auch a la van Gogh auf den Screen bringt. Fußball ist eben auch Kunst. Daher wohl auch der Name „Ballkünstler“. Jetzt gibt es die Sprayer in schwarz.

Aber mal kurze Ernsthaftigkeit: Das Spray soll dafür sorgen, dass bei Freistößen die Mauer genau da bleibt, wo der Schiri sie hin dirigiert hat. Das langsame Nach-Vorne-Tippeln, was ja schon in der F-Jugend gang und gäbe ist, soll nun vorbei sein. „Nicht über die weiße Linie treten!“ Aber wenn Fairplay, dann auch in Zukunft mit Zollstock. Vielleicht könnte sich der Schiedsrichterassistent dann auch noch Uhu, einen Zimmermannshammer oder vielleicht Nadel und Faden einpacken. Und auf keinen Fall sollte der vierte Unparteiische etwas dabei haben, was Ronaldo definitiv benötigt, wenn es wieder nicht so läuft: Teddybär-Pflaster! Statt des Würstchenstandes stehen dann rund um das Stadion einfach Drogerien, wo man alles für den Fußball-Hausgebrauch bekommt. Ich wollte ernst bleiben, ach ja. Lasst mich kurz überlegen… geht doch nicht.

Anzeige
AOK

Der Schaum soll im Übrigen nach 45 bis 120 Sekunden verschwunden sein. „Vanishing Spray“ nennt man das, hab ich nachgelesen. Und wo verschwindet das Zeug? Es löst sich einfach in Luft auf; Ergo: biologisch abbaubar.

Auf der Webseite des Herstellers hab ich aber auch noch etwas gefunden. Die Statistiken, die ja zu jedem Spiel dazugehören. Hier also mal kurz die ZDF: „18.000 Matches, 100 Competitions, 14 Experience und 150.000 Spray Used“. 150.000 Dosen mit 147 ml „915 Fair Play Limit“ – alle Achtung. Die tun was für das Ozonloch, oder ist das doch ein Pumpspray? Ich konnte die Sorte noch nicht testen, da es beim Supermarkt um die Ecke noch nicht verfügbar ist. Trotzdem dürfte sich einer der bekanntesten Graffiti-Künstler, Martin Heuwold, über diese Anzahl an Dosen die Ohren nochmal durchpusten lassen – ob er das auch richtig verstanden hat. Ist ja ne Menge…

Ob „915 Fair Play Limit“ auch zukünftig in der Bundesliga zum Einsatz kommen wird, kann sich Herbert Fandel (Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses) nicht vorstellen. Einen Sinn kann er dabei nicht erkennen, wie er vor einigen Monaten sagte und ganz ehrlich: Ich auch nicht! Da wären doch runde Tore im Endspiel zukünftig viel lustiger. In diesem Sinne: „Fair geht vor und bitte keinen Schaum vorm Mund dabei!“

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -