Endlich! Die Handballtage haben begonnen. Ein sichtlich entspannter Marcus Sievers schlendert durch das Turnierdorf. Dennoch ist das Handy immer griffbereit, falls irgendwer anruft und Hilfe benötigt wird. Auf dem Platz hinter dem Turnierdorf sieht man bekannte Gesichter. Ein gelbes und ein rotes Team formiert sich; letzte Teambesprechung bevor das Eröffnungsspiel beginnt.
Das gelbe Team wird vom Vorsitzenden des Kreishandballverbands Lübeck gecoacht, ein Fachmann, wenn er keine Ahnung vom Handball hat, wer dann. In seinem Team unter anderem Celina Meißner im Tor. Frank Barthel, Svenja Möller, Tissy Deppisch, Kevin Möller und Spieler aus Bangladesch, die den Kader komplettierten . Dass man zum Handballspielen keine speziellen Schuhe braucht, hat ein Spieler davon eindrucksvoll bewiesen. Auch mit Badeschlappen kann man Handball spielen. Man braucht also gar keinen modischen Schnick-Schnack an den Füssen, es geht auch mit der guten alten Adilette. Des Weiteren spielten die beiden HL-SPORTS Redakteure Jan Hinrichsen und Roland Kenzo für die Lohmann-Sieben.
Auf der gegnerischen Seite Horst Plieske, ehemaliger oberster Platzwart der Hansestadt Lübeck. Eigentlich ist Plieske für Fußball zuständig aber wenn man sich den Kader so ansieht, dann braucht diese Mannschaft keinen Coach. Das „Who is Who“ aus Schwartau und Travemünde warf sich den Ball zu. Alina Krey, Jan Schult, Katharina Naleschinski, Luisa Kieckbusch und Dennis Klockmann um nur ein paar Spieler zu nennen. Da es bei diesem sportlichen Ereignis nicht um das gewinnen geht, sondern der Spaß im Vordergrund steht, wurden die 28 geworfenen Tore am Ende gerecht geteilt.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es im Turnierdorf mit der Übertragung des Spiels USA gegen Deutschland weiter. An unserem Tisch war man sich einig, Deutschland geht als Gewinner vom Platz. Die abgegebenen Tipps reichten von einem 1:0 (Marcus Sievert) bis zu einem 4:1 (Tom Dippert) für Deutschland.
Mit tosendem Applaus wurde die Löw-Elf beim Einmarsch auf das Spielfeld bedacht. Das Handballer auch Textsicher sind, bewiesen einige Spieler im Turnierdorf bei der Nationalhymne. Die gute Stimmung konnte aber nicht über die gesamte Spielzeit gehalten werden. Nur einmal kam nochmal Stimmung auf, als Müller die deutschen mit seinem Tor in Führung brachte. Schade eigentlich, schließlich ist WM und die Deutschen haben mit ihrem Sieg die Gruppenführung übernommen und die Gruppenphase überstanden. Am Ende des Spiels erklärte Tissy Deppisch gegenüber HL-SPORTS, das für ihn die Deutschen keinen überzeugenden Fußball gespielt haben. In allen drei Spielen hat die Mannschaft unterschiedlich gespielt und jedes Mal nicht restlos überzeugt. Aber man ist auf dem richtigen Weg. Mit der diesmaligen mutigen aber nach Deppischs Meinung richtigen Aufstellung wird die Löw-Elf auch das Achtelfinale überstehen und ihren Weg bei der WM gehen.
Die Aufmerksamkeit für das WM Spiel ging der HL-SPORTS Redakteurin in dem Moment verloren, als ein großer des Handballsports das Turnierdorf betrat. Christian „Blacky“ Schwarzer! Handball-Weltmeister von 2007. Nun Trainer für die Jugend Nationalmannschaft der Jahrgänge 96/97.
Da ich ja nicht nur zum gucken im Turnierdorf erschienen war, nahm ich die Gelegenheit wahr und kam mit Schwarzer ins Gespräch.
„Momentan befindet sich die Jugend-Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft, die vom 10. – 24.08.2014 in Polen stattfindet. Das Länderturnier passte gut in die Vorbereitung, da die Mannschaft in der Gruppenphase bei der EM auch auf die Mannschaften von Polen und Weißrussland treffen wird.“ Den Kontakt zu Schwarzer hatte der ehemalige Schwartauer Bundesliga Spieler Thomas Knorr hergestellt. Schwarzer brauchte nicht lange zu überlegen und sagte sein kommen den Lübecker Handballtagen zu.
Zur Situation der deutschen Handball Nationalmannschaft über deren Nichtteilnahme an der Weltmeisterschaft gab Schwarzer folgendes an: „Wir machen tolle Jugendarbeit in Deutschland, trotzdem gelingt es nicht die Trainer der führenden Mannschaften von der Jugendarbeit zu überzeugen. Die Jungs müssen sich mit den großen messen, sie müssen in der Champions League Spielanteile bekommen, damit sie in der Nationalmannschaft mit anderen Ländern mithalten können. Die wichtigen Positionen der führenden Vereine sind mit ausländischen Spielern besetzt, da hat die sehr gut ausgebildete Jugend das nachsehen. Das Ergebnis sieht man dann in den Qualifikationsspielen zur Europa- oder Weltmeisterschaft.“
Zur derzeitigen Situation beim HSV Handball gab es nur ein kurzes Statement vom ehemaligen Weltmeister:“ Es gibt Vereine in der Bundesliga, die haben ein Zehntel des Etats und kommen damit aus. Warum der HSV das nicht geschafft hat ist ein Rätsel. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass die Hamburger immer einen großen Mäzen an ihrer Seite hatten. Nach dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League kann nicht mehr viel an Erfolgen kommen. Da wird ein Spielzeug schnell langweilig. Wenn dann der Mäzen seine finanzielle Unterstützung einstellt, dann gehen die Lichter aus.“
Natürlich musste auch Blacky Schwarzer einen Tipp zum stattfindenden Spiel der deutschen gegen die USA abgeben. Er lautete 2:0.