Welch‘ ein dramatischer Start in das Achtelfinale: Gastgeber Brasilien tanzt gegen Chile mit Verlängerung am Abgrund – und darf am Ende dennoch jubeln; Kolumbien feiert seinen bislang größten Erfolg bei einer Fußball-WM, kommt mit 2:0 gegen Uruguay ins Viertelfinale.
Der Südamerika-Gipfel am ersten Final-Tag: Drama, Thriller, Freudenfest oder Trauernacht – die Bewertung liegt im Auge des Betrachters.
Auf meinem Abend-Brot kringelt sich die Sambalami vor Schreck und rollt sich auf: Pinillas Latten-Kracher in der letzten Minute der Verlängerung! Statt Siegtreffer für Chile, Glück für Gastgeber Brasilien – es bleibt beim 1:1.
Und es geht in ein Elfmeterschießen der ganz besonderen Art: Brasilien legt vor, David Luiz trifft zum 1:0 – und Mauricio Pinilla (der mit dem Lattenkracher!) scheitert an Brasiliens Torwart Julio César. Tragisch für Chile! Willan könnte für Brasilien (fast) alles klar machen – und schießt am Tor vorbei. Es geht noch spannender – und es gibt noch mehr Tragik: Julio César hält seinen zweiten Elfer an diesem Abend, irre!
Jetzt hält Marcelo für Brasilien drauf – und nach fünf Elfern heißt es 2:0 für Brasilien. Alles klar?!Mitnichten!
Charles Aránguiz verkürzt auf 1:2 aus Chile-Sicht – und Hulk verknallt für Brasilien, weil Chiles Torwart Bravo mit den Füßen den Ball abwehrt.
Jetzt kommt’s ganz dicke für die Brasilianer: Chile gleicht aus, durch Marcelo Diaz – 2:2!
Geht’s noch? Meine Sambalami mit Churasco-Würzung fällt vom Brot… Caipirinha quirlt im Cocktail-Glas auf: Neymar nimmt sich der Kugel an. Er trickst, er zaubert, er zögert, er zielt – und trifft: 3:2! Alles wieder gut für Brasilien?
Einer geht noch – zum Elfmeterpunkt: Gonzalo Jara (der mit dem Eigentor zur Brasilien-Führung in der 18. Minute!) nun für Chile! Wird er der Held, hält er Chile, den Geheimfavoriten, im Spiel? Er schießt einen Super-Elfer, scharf und schnörkellos. Unhaltbar – aber der Innenpfosten (rechts vom Schützen) rettet Brasilien, stürzt Chile in Trauer, treibt Tränen in Neymars Augen.
Nach 120 Minuten und Elfmeterschießen zieht Brasilien mit 4:3 ins Viertelfinale am 4. Juli in Fortaleza.
Doch am 28. Juni 2014 wird gleich noch ein weiteres Kapitel Fußball-WM-Geschichte geschrieben – dank des 22jährigen James Rodriguez. Der Kolumbianer – in Diensten des AS Monaco – schießt gen Uruguay in der 28. Minute DAS Tor dieser WM: Ein Volley-Kracher aus 20 Metern zum 1:0. In der zweiten Halbzeit legt er noch ein Tor drauf – 50. Minute, 2:0! Rodriguez führt die Torjägerliste der 20. WM mit nunmehr fünf Treffern an. Vor Neymar, Müller und Messi (je vier). „Ein historisches Ereignis“, jubelt der Jung-Star, „wir hoffen, dass wir noch weiterkommen“.
Doch jetzt geht es erst einmal am 4. Juli gegen den Gastgeber Brasilien. Sorglos, munter, mutig spielten die Kolumbianer; viel zu spät machte Uruguay Druck, Kolumbien konnte in den letzten 20 Minuten das 2:0 verwalten.
Und der geneigte Beobachter darf durchaus auf ein weiteres Elfmeterschießen mit Beteiligung des Gastgebers spekulieren – die letzten vier Spiele zwischen Brasilien und Kolumbien endeten nämlich unentschieden!
Darauf jetzt aber erst einmal Caipirinha – nach so einer heißen Fußball-Nacht sei auch Zitaten-Klau erlaubt: „Ich habe eine Gänsehaut-Entzündung“, sagte ARD-Experte Mehmet Scholl nach dem ersten Achtelfinale! Mehmet, mir geht’s nicht anders!