Lübeck – Ob nun beispielsweise Innenverteidiger, Mittelfeldstratege, Angreifer, Kreisläufer, Quarterback oder welche Position die Sportler dieser Region auch immer bekleiden mögen: Franziska Wildfeuer und Anna-Lena Heidenreich bevorzugen die „flexible Diagonale“. Damit verhindern oder schießen die beiden keine Tore, sind mit dieser Art von Laufweg aber immer auf Höhe des Geschehens und bringen so ihre (Fußball)-Spiele souverän über die Bühne. In den letzten Wochen und Monaten haben wir euch hier Fußballer, Handballer, Eishockeyspieler und Footballer vorgestellt. Allerhöchste Zeit also, euch mit Wildfeuer und Heidenreich zwei Menschen näherzubringen, die zusammen mit rund 250 Kameraden und Kameradinnen Wochenende für Wochenende für einen reibungslosen Ablauf auf den Fußballplätzen in Lübeck, Schleswig-Holstein und darüber hinaus sorgen.

Seit Oktober 2015 gehören beide dem VfB Lübeck an. An der Lohmühle wurden Wildfeuer und Heidenreich mit offenen Armen empfangen. Auch Boris Hoffmann in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses freute sich über den Bundesliga-Zuwachs. Denn sowohl Franziska „Franzi“ Wildfeuer als auch Anna-Lena Heidenreich leiten Spiele in der 2. Liga und assistieren zudem in der Allianz-Frauenbundesliga. Wildfeuer dort unter Mirka Derlin vom TSV Dahme, Heidenreich ist regelmäßig mit Susann Kunkel vom SV Eichede auf Reisen. Im Herrenfußball haben es beide bis in die Verbandsliga geschafft, haben sich als Ziel aber bereits den Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga gesetzt.

Hoffmann setzt große Hoffnungen in die beiden Neuzugänge: „Anna-Lena und Franzi sind die Aushängeschilder unserer Frauenriege, die uns bisher gefehlt haben. Wir verfügen im Kreis Lübeck über 15 Schiedsrichterinnen, Tendenz steigend. Da sind die beiden genau die Richtigen, die unsere Mädels weiter nach vorne bringen können.“ Dabei dürfte weiterhelfen, dass sowohl Wildfeuer als auch Heidenreich beide in den Perspektivkader berufen wurden. Hoffmann dazu: „In unseren Perspektivkader spaziert man nicht so einfach hinein. Es gibt nicht nur das, wenngleich wichtige, Kriterium der Leistung auf dem Platz. Auch das Drumherum zählt, so zum Beispiel Höflichkeit und eine kultivierte, freundliche und offene Ausstrahlung. Und das ist bei Anna-Lena und Franzi alles mehr als gegeben. Leider herrscht hier und da immer noch das Vorurteil, dass viele Schiedsrichter arrogant herüberkämen. Unsere beiden Neuen, und nicht nur die, stehen für das Gegenteil.“

Doch zurück zu unseren „flexiblen Diagonalistinnen“: Der VfB und die Lübecker Schiedsrichterzunft im Allgemeinen profitieren davon, dass die Erfüllung eines lang gehegten Traumes Wildfeuer und Heidenreich aus dem Bayrischen Wald in den Norden lockte. Denn am morgigen Samstag öffnen die Physiotherapeutin Wildfeuer sowie Heidenreich als Kauffrau im Gesundheitsmanagement die Türen zu ihrem „Körperkult“. Dahinter steckt zunächst einmal ein Fitness-Studio. Aber eben eines der besonderen Art; denn im Mittelpunkt steht das Training auf EMS-Basis. Die Abkürzung EMS steht dabei für „Elektrische Muskelstimulation“, einer Methode, bei der die Muskeln während einzelner Übungen stimuliert werden.

Einen Massenbetrieb wird es im Körperkult nicht geben. Vielmehr setzen Wildfeuer und Heidenreich auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Besucher. So gehört die Arbeit mit einem Personal Trainer ebenso dazu wie das Anwenden der EMS.

Wer Interesse hat, sich persönlich davon zu überzeugen, ist dazu herzlich in die Travemünder Kurgartenstraße 108 eingeladen. Wenn nicht zur Eröffnung an diesem Wochenende, dann natürlich auch gerne an allen anderen Tagen von 10 bis 19 Uhr.

Dass sich Wildfeuer und Heidenreich ausgerechnet an der Ostsee niederlassen möchten und damit gleichzeitig die Lübecker Schiedsrichter-Gilde qualitativ weiter verstärken, hat mehrere Gründe. Franziska Wildfeuer (auf dem Foto links): „Das Thema EMS war für uns von vornherein sehr wichtig. In meiner Heimat unten in Bayern sind Studios, die elektrische Muskelstimulation anbieten, weit verbreitet. Hier im Norden dagegen überhaupt noch nicht.“ Grund genug für die 22-Jährige, die seit 2005 Schiedsrichterin ist und zuletzt für die Spielvereinigung Ruhmannshalden pfiff, ihre Zelte im oberpfälzischen Cham abzubrechen und 765 Kilometer nördlich einen Neustart zu wagen.

Da hat es ihre Partnerin Anna-Lena Heidenreich ein wenig einfacher. Denn die 25-Jährige wurde in Oldenburg in Holstein geboren und kennt die Ostseeküste somit bestens. Die Schiedsrichterei hat Heidenreich 2010 für sich entdeckt und gehörte nach ihrem Lehrgang 2010 dem TSV Dahme an. Auch in ihrem gut einjährigen Aufenthalt in Bayern blieb Heidenreich dem Pfeifen treu und leitete ihre Spiele über ein Austauschprogramm, so dass sie für diese Zeit keinem neuen Verein beitreten musste. Kennengelernt haben sich Franzi Wildfeuer und Anna-Lena Heidenreich 2012 bei einem DFB-Lehrgang in Duisburg.

Der gemeinsame Wechsel nach Travemünde ist kein kleiner Schritt, und das wissen sowohl Wildfeuer als auch Heidenreich. Umso wichtiger, dass von allen Seiten zusätzlich zu einer Menge Eigeninitiative großzügige Hilfestellung geboten wurde. Angefangen schon bei der Wohnungssuche. Hier nutzte Hoffmann seine Kontakte und sorgte dafür, dass sich beide in unmittelbarer Nachbarschaft zum ihm in Sereetz niederlassen konnten.

Heidenreich über die Schiedsrichtergemeinschaft in Lübeck: „Es ist sensationell, was Boris und alle anderen hier aufgebaut haben. So etwas gab bei uns unten nicht.“

Name: Anna-Lena Heidenreich / Franziska „Franzi“ Wildfeuer  

Geburtstag: 05.12.1990 / 01.12.1993

Geburtsort: Oldenburg i. H. / Viechtach

Größe: 174 / 177  

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AOK

Gewicht: 68 / 70

Position: flexible Diagonale oder an der Seitenlinie als Assistent

Verein: VfB Lübeck

Frühere Vereine: TSV Dahme / SpVgg. Ruhmannsfelden

Privat mache/ bin ich gerne: Kochen, Kino, Fußball gucken / Sport, Kino, Essen (gehen)

Lieblingsgericht: Chicken Nuggets, Hühnerfrikassee / Lasagne

Lieblingsgetränk: KiBa / Wasser

Lieblingsmusik: Charts

Lieblingsfilm: Who am I

Lieblingsort: Kauai(Hawaii)

Unser Vorbild in der Jugend:  Christiano Ronaldo, weil er geil spielt und sich sehr für Gemeinnütziges engagiert

Unser schönstes Erlebnis im Sport: Die DFB-Lehrgänge in Duisburg

Das Besondere in einem Spiel für uns war: Jedes Spiel ist besonders. Und aus jedem Spiel kann man etwas mitnehmen, ob nun positiv oder auch negativ

Wir möchten mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft Folgendes erreichen: Spaß haben, Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga der Herren

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