Lübeck – Erfolgreich ist der Frauenfußball in der Region. Die Triumphe des TSV Ratekau, des TSV Siems und anderer Vereine aus der Region werden auch von der breiteren Öffentlichkeit immer mehr registriert. Doch diejenigen, welche dafür hauptverantwortlich sind, seien es Trainer und Spielerinnen, bleiben oft unbekannt. Dies wollen wir mal wieder ändern und die eine oder andere Akteurin vorstellen. Den Anfang machen wir mit einer sehr ehrgeizigen Offensivspielerin vom TSV Ratekau. Madeline Gieseler will nämlich nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern auch beruflich.

Beim Namen Gieseler dürften vor allem ältere Semester aufhorchen. Schließlich war Großvater Rolf beim VfB Lübeck aktiv und spielte in den 60er Jahren mehrere Jahre für den FC St. Pauli. Auch der Vater und der Bruder kickten bzw. kicken in Lübeck, so dass der Weg eigentlich vorgezeichnet war. Dass die kleine Madeline im Alter von sechs Jahren bei Fortuna St. Jürgen mit dem Vereinsfußball anfing, war aber eher zum Zufall geschuldet: „Ich hab mit meinem älteren Bruder immer auf dem Bolzplatz gekickt und da hat mich dann ein Jugendtrainer von Fortuna St. Jürgen angesprochen und mich zum Probetraining eingeladen.“ Gesagt, getan: Madeline Gieseler lief in den Fortuna-Farben auf und mischte die Jungs kräftig auf. Als sie dann zu „alt“ für die Jungs wurde, ging es zunächst zu Lübeck 1876 und schließlich zum FFC Oldesloe.

Hier empfahl sich „Fancy“ bei den B-Mädchen schnell für höhere Aufgaben, spielte in der Landesauswahl und debütierte mit 16 Jahren in der 2. Bundesliga. Im Laufe der Zeit etablierte sich Madeline Gieseler im FFC-Team, schaffte mit ihrer Mannschaft 2012 nochmal den Klassenerhalt und machte „nebenbei“ ihr Abitur in Lübeck. Nach dem Bundesliga-Abstieg der FFC-Frauen wagte die damals 19-Jährige den Sprung zu Werder Bremen, bereits ein ambitionierter Zweitligist. Doch da sich der Fußball ortsnah nicht mit dem gewünschten Studium vereinbaren ließ, war die Episode Bremen schnell beendet. „Sportlich und menschlich hat es bei Werder super gepasst“, berichtet Gieseler: „Leider bekam ich nur in Flensburg einen Studienplatz und da habe ich mich für meine berufliche Zukunft entschieden. Schließlich verdient man beim Frauenfußball ja nicht die großen Gelder.

Es folgten vier Jahre praktisch ohne Fußball. Sowohl Holstein Kiel als auch diverse SH-Ligisten hätten Madeline Gieseler mit Kußhand genommen, doch sie setzte voll auf ihr Studium. „Halbe Sachen gibt es bei mir nicht“, stellt die heute 24-Jährige klar: „Und nur zu den Spielen zufahren und praktisch nicht zu trainieren, wäre nichts für mich gewesen!“ Doch im letzten Sommer ist Gieseler dem Werben des TSV Ratekau erlegen – auch, weil ihr Lehramtsstudium (Grundschule) ein Praxissemester vorsieht, welches sie in der Heimat absolviert. Und da die Offensiv-Allrounderin hofft, dass sie auch ihr Referendariat in Lübeck absolvieren kann, dürfte auch einem längeren Engagement an der Rosenstraße nichts im Weg stehen.

Ihrem aktuellen Trainer Maik Lietzau dürfte dies in jedem Fall freuen, denn er schätzt seine Nummer elf sehr: „Madeline ist für uns in kürzester Zeit unverzichtbar geworden. Ihre Ballsicherheit ist in der Liga so ziemlich einmalig. Gepaart mit ihrer Übersicht und ihren Tempo-Dribblings strahlt sie immer Torgefährlichkeit aus. Ich freue mich, dass „Fancy“ in meinen Reihen kickt, zumal ich sie überall einsetzen kann.“ Von Gieselers Torgefährlichkeit konnte man sich am letzten Sonntag überzeugen, als sie acht Treffer beim Hallenturnier in Altenkrempe erzielte. Überhaupt spielt sie gerne „überdacht“: „Ich weiß, dass viele es nicht mögen in der Halle zu spielen, doch ich finde es einfach nur Klasse.“

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Auch über ihr Team kann Gieseler nur Gutes berichten, nicht nur, weil es sportlich beim Oberliga-Dritten gut läuft. Auch menschlich fühlt sie sich in Ratekau pudelwohl: „Ich kenne ja schon einige Mitspielerinnen aus der Oldesloer Zeit, das hat es schon einfacher gemacht. Aber auch die anderen Mädels haben mich super aufgenommen und wir haben eine Menge Spaß.“

Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Lübeckerin in Heimatnähe bleibt, sofern sich Sport und Beruf verbinden lassen – wobei Gieseler, überraschend abgeklärt, dem Beruf den Vorrang gibt. Denn sie hat klare Vorstellungen, wie die eigene Zukunft aussehen soll: „Eine Familie gründen, ein Haus bauen, als Lehrerin arbeiten und aktiv kicken – das wäre der Idealfall in fünf Jahren.“ Von daher scheint ein Vereinswechsel vorläufig nicht in Frage zu kommen. Es sei denn, ein Traum geht noch in Erfüllung und ein Bundesligist klopft an. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ich Sport und Beruf unter einen Hut bekomme, dann würde ich das Abenteuer wagen. Aber auch nur dann!“ stellt Gieseler klar und bleibt ihrem Motto treu: „Halbe Sachen gibt es bei mir nicht!“

Was ihr sonst noch über Madeline Gieseler wissen solltet, erfahrt ihr in unserem HL-SPORTS-Fragebogen.

Name: Madeline Gieseler
Geburtstag: 24.04.1993
Geburtsort: Lübeck
Größe: 173 cm
Position: zentrales Mittelfeld, Sturm
Trikotnummer: 11
Verein: TSV Ratekau
Ehemalige Vereine: SV Fortuna St. Jürgen, Lübeck 1876, FFC Oldesloe, SV Werder Bremen (Okt. 2013)
Privat mache/ bin ich gerne: unterwegs mit Freunden
Lieblingsessen: Schnitzel
Lieblingsgetränk: stilles Wasser
Lieblingsmusik: nichts bestimmtes
Lieblingsfilm: Pitch Perfect
Lieblingsort: Mallorca
Haustiere: leider nein
Meine Vorbilder in der Jugend: Mein Papa
Mein schönstes Erlebnis im Sport: Klassenerhalt mit dem FFC Oldesloe 2011/2012, Torschützenkönigin beim Länderpokal in Duisburg
Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: Aufstieg in die Regionalliga und verletzungsfrei bleiben
Ich spiele am liebsten in und warum: In Ratekau, weil man mit den Mädels sowohl auf dem Platz, als auch neben dem Platz, Spaß haben kann.
Trainingsmotto: Es gibt nur ein Gas – Vollgas!
Wo ich gerne mal spielen möchte: noch einmal in der Bundesliga
Ich habe eine(n) Freund(in) (Ja oder Nein): Nein

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