Lübeck – Dieses Porträt wäre wahrscheinlich nicht zu Stande gekommen, wenn Luisa Kieckbusch vor gut anderthalb Jahren ihrem Drang, mit dem Handballspielen in Travemünde aufzuhören, nachgegeben hätte. Gutes Zureden und eiserner Wille sorgten dann glücklicherweise dafür, dass die 19-jährige ihren Entschluss überdachte und weiterhin ein fester Bestandteil der Raubmöwen blieb: „Als wir in der letzten Saison in der 2. Bundesliga gestartet sind, fühlte ich mich immer weniger wohl. Das lag gar nicht an der allgemein sportlich schwierigen Situation mit all den Niederlagen. Bei meinem damaligen Trainer Søren Jeppesen fühlte ich mich irgendwie aufs Abstellgleis geschoben. Einen großen Sinn darin, weiterzumachen, sah ich kaum noch. Ich stand tatsächlich kurz davor, das Handtuch zu werfen oder wenigstens den Verein zu wechseln.“
Einen guten Anteil daran, dass sie auch heute noch einen wichtigen Bestandteil des aktuellen Drittliga-Tabellenführers bildet, sieht „Lui“ im intensiven Zureden von Thomas Kruse (damals Co-, heute hauptverantwortlicher Trainer): „Thomas hat mich immer wieder aufgebaut, ihm habe ich wirklich sehr viel zu verdanken.“ So hatte Kruse zu Drittligazeiten des VfL Bad Schwartau das Talent der damals A-Jugendlichen entdeckt und sie mit ins Frauenteam integriert.
Die Entscheidung, weiterzumachen, war nicht nur aus Sicht der Linksaußen richtig. Die Erfolge stellten sich kurzfristig ein, Kieckbusch entwickelte sich während der Rückrunde zu einer der wichtigen Leistungsträgerinnen. Der Zweitligaabstieg war nicht mehr zu verhindern, aber es stellten sich sowohl für Kieckbusch als auch für das gesamte Team kleine und für die Moral sehr wichtige Erfolge ein. Höhepunkt war der fast schon sensationelle 24:22-Sieg über den noch Titelträume hegenden BVB 09 Dortmund im April 2013. „Das war sportlich eines meiner schönsten Erlebnisse“, blickt sie zurück. „Da hat der Handball wirklich mal wieder Spaß gemacht.“
Dass es überhaupt zur Handballkarriere kam, war dem Umstand zu verdanken, dass Mutter Britta (früher selbst aktiv im Handball) keine große Lust verspürte, mit ihrer Luisa und den beiden älteren Geschwistern irgendwo draußen herumzuturnen. „Wer weiß, vielleicht hätte ich ja heute sonst Fußball gespielt“, blickt Kieckbusch nicht ohne Schmunzeln zurück.
Bevor es mit fünf Jahren zum Handball ging, versuchte sie sich kurzzeitig im Ballett, verlor aber schnell das Interesse daran. Um der frischen Luft doch noch zu ihrem Recht zu verhelfen, betrieb „Lui“ jahrelang parallel zum Handball auch ihren geliebten Reitsport. Beides ging irgendwann nicht mehr, so dass die Entscheidung zu Gunsten des Handballs ausfiel: „Das habe ich im Nachhinein nicht bereut“, steht für Kieckbusch fest.
Mittlerweile streben der blonde Wirbelwind und der TSV den direkten Wiederaufstieg an. Ihre eigene Leistung sieht die gebürtige Lübeckerin dabei selbstkritisch: „Ich habe noch nicht die 100 Prozent meines Leistungsvermögens erreicht, die ich mir gewünscht hätte. Das weiß ich selbst am besten. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg dorthin.“
Sollte es mit dem geplanten Aufstieg in die 2. Bundesliga klappen, möchte Kieckbusch auf jeden Fall mit dabei bleiben. Wie bei anderen Raubmöwen ist es auch bei ihr davon abhängig, wie sich ihr Studienwunsch entwickelt: „Ich möchte in den Fächern Sport und Mathe auf das Lehramt studieren, und das möglichst im Norden. Um mich darauf vorzubereiten, habe ich gerade ein Praktikum an einer Grundschule absolviert. Ich hoffe, dass ich demnächst ein zweites Praktikum beim Gymnasium am Mühlenberg in Bad Schwartau, an dem ich auch mein Abitur gemacht habe, durchführen kann.“
Bevor Luisa Kieckbusch mit Beginn des geplanten Studiums anfängt, komplett auf eigenen Füßen zu stehen, nennt sie ein Zimmer plus Dachausbau in ihrem Elternhaus in Stockelsdorf ihr Eigen. Und dort weist nicht übermäßig viel auf die Handballaktivitäten „Luis“ hin. Im Gegensatz zur Halle, wo Kieckbusch ihre Gegenspielerinnen gerne mal eine Staubwolke sehen lässt, herrscht in ihrem Reich absolute Ordnung: „Ich kann es nicht haben, wenn irgendetwas nicht an seinem Platz steht oder irgendwelche Klamotten einfach so herumliegen. Das nervt bestimmt den einen oder anderen Besucher. Aber da müssen sie dann durch.“
Das gilt vor allem für ihren Lebensgefährten Kim Colin Reiter, selbst aktiver Handballspieler beim VfL Bad Schwartau. Dieser hat sich mittlerweile auch an eine der großen Leidenschaften seiner Freundin gewöhnt: Luisa Kieckbusch dekoriert für ihr Leben gern, was natürlich vor allem für ihren Wohnbereich gilt. „Ich werde auch gerne schon mal Dekotante genannt“, erklärt sie lachend. Ansonsten steht auch außerhalb des Handballs der Sport an erster Stelle. Ob nun mit Kim in der Halle oder auf dem Snowboard oder doch mit ihrer Mannschaftsgefährtin Nina Schmidt im Fitnessstudio, Stillstand gibt es in ihrem Leben wenig bis gar nicht.
Abschließend erläutert LuisaKieckbusch, die mit ihren Raubmöwen gerne mal im VW-Bus ihrer Eltern on Tour ist, ihre sportlichen Ziele: „Wir alle wollen als Meister in die 2. Bundesliga aufsteigen und dort die Fortschritte der letzten beiden Jahre nutzen.“
Name: Luisa Kieckbusch
Geburtstag: 29. Juli 1994
Geburtsort: Lübeck
Größe: 1,66 m
Gewicht: 62 kg
Position: Linksaußen, Rückraum Mitte
Trikotnummer: 27
Verein: TSV Travemünde
Frühere Vereine: ATSV Stockelsdorf, Lübeck 1876, VfL Bad Schwartau
Privat mache/ bin ich gerne: im Fitnessstudio, snowboarden, bei meinem Freund, mit Freunden unterwegs, shoppen
Lieblingsgericht: Schoko-Keks-Eis
Lieblingsgetränk: Maracujasaft, Wasser
Lieblingsmusik: Alles was gute Laune macht
Lieblingsfilm: Sex and the City, Serie O.C., California
Lieblingsort: mein Bett, Tiefschnee
Haustier: /
Meine Vorbilder in der Jugend: Dominik Klein
Mein schönstes Erlebnis im Sport: war bei der deutschen Meisterschaft der Schulmannschaften in Berlin als 5. das beste ,,Nicht-Sportgymnasium“ gewesen zu sein, und 2. Bundesliga spielen zu dürfen
Das Besondere in einem Spiel für mich war: der 24:22 Sieg gegen Dortmund letztes Jahr, das hat richtig Spaß gemacht!!!
Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: den Aufstieg zurück in die 2. Bundesliga und den schnellstmöglichen Klassenerhalt, Zusammenhalt, Gesundheit und Spaß und für mich persönlich würde ich mir wünschen, noch sehr lange Handball spielen zu können
Ich spiele am liebsten in und warum: in der Steenkamphalle, da die Stimmung immer super ist und es einfach Spaß macht dort zu spielen
Trainingsmotto: auf die Plätze, fertig, los!
Wo ich gerne einmal spielen möchte: in der Sparkassen-Arena in Kiel
Ich habe einen Freund: JA