Hamburg – Es war eins der spannendsten Derbys in der Geschichte dieses Turniers, gleichzeitig zweite Etappe der DKB-Riders Tour, denn drei Paare schafften den schwersten und ältesten Parcours der Welt fehlerfrei. Matthew Sampson (GBR) und seine zwölfjährige Stute Gloria van Zuuthoeve, Vorjahreszweiter Gilbert Tillmann (Grevenbroich) mit dem erst neunjährigen Claus Dieter und die Weltmeisterin der Vielseitigkeit Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit der ebenfalls neunjährigen und selbst gezogenen Nupafeed’s La Vista – übrigens das Derby-Debut der 31-Jährigen. Alle drei Pferde meisterten die Runde auf ihre ganz eigene und dennoch beeindruckende Art und Weise: Gloria van Zuuthoeve vor Kraft strotzend, Claus Dieter konnte es fast nicht schnell genug gehen und Nupafeed’s La Vista lieferte eine ungemein rhythmische Runde, für die Sandra Auffarth noch eine Sonderehrung für den besten Stil des Tages bekam. Das Hamburger Publikum honorierte jede Runde mit Zwischenapplaus, insbesondere bei den speziellen Derby-Klippen: den irischen Wällen, Pulvermanns Grab und natürlich dem großen Wall.
Drei Paare also kamen ins Stechen, und sie lieferten eine unfassbar spannende Entscheidung. Tillmann musste vorlegen und einen Fehler hinnehmen. Sampson zog nach, blieb fehlerfrei. Auffarth griff an und unterbot die Zeit des Briten um über drei Sekunden, machte dann doch noch zwei Fehler in der Kombination. Der Derby-Park stand Kopf!
Für den 27-Jährigen ist der Derby-Sieg der größte Erfolg seiner Laufbahn. „Ich bin noch nie eine solche Ehrenrunde geritten, es ist ein unvergessliches Erlebnis für mich“, strahlte Sampson. Das Derby in Hickstead ist die nächste Station die er auf seinem Turnierplan stehen hat. Durch diesen Sieg landete Sampson zudem den Topscore in der DKB-Riders Tour und erhält – wie die anderen drei auf dem Treppchen – Startmöglichkeiten auf den weiteren Etappen. „Diese Chance, auf Turnieren in Deutschland zu starten, möchte ich natürlich gerne nutzen.“
Gilbert Tillmann verteidigte mit dem zweiten Platz sozusagen den Vize-Derby-Sieg mit seinem noch jungen Pferd mit dem unvergesslichen Namen Claus Dieter: „Ich bin erstmal sehr stolz, dass es dieses Jahr so gut geklappt hat wie letztes Jahr. Claus Dieter macht mir sehr viel Spaß und ich genieße den Moment sehr.“
Ein bisschen was von „kam, sah und siegte – fast“ hatte der Auftritt der Vielseitigkeits-Doppelweltmeisterin Sandra Auffarth. Sie begeisterte mit Nupafeed’s La Vista, ein Pferd aus der Zucht ihres Vaters: „Es hat super viel Spaß gemacht“, strahlte die Amazone. „Als Vielseitigkeitsreiterin gehe ich im Springteil nicht ganz an meine Grenze, das Derby ist da eine tolle neue Herausforderung“, und formulierte gleich eine Kampfansage: „Wenn die Stute fit und gesund bleibt, möchte ich nächstes Jahr wieder dabei sein. Sie hatte richtig Spaß dran und spielt mit den Hindernissen und ich glaube, wir haben es richtig spannend gemacht.“
Das bestätigte auch Albert Darboven: „Ich bin seit über 50 Jahren ständiger Gast beim Derby, so ein schönes mit der Stimmung und dem Wetter und so tollen Ritten hab ich selten erlebt.“ Diese Einschätzung bestätigten auch die etwa 93.000 Besucher, somit wurde der Rekord aus 2017 wiederholt.
Peter Tschentscher, erster Bürgermeister von Hamburg zeigte sich beeindruckt: „Das Pferdesportereignis kann ich zwar nicht beurteilen – einfach weil ich nicht vom Fach bin – aber die Atmosphäre war großartig, für uns als Stadt Hamburg ist es ein tolles Aushängeschild, dass wir so eine Veranstaltung hier haben. Hamburg ist eine sportbegeisterte Stadt und deswegen sind wir sehr froh, dass es das Derby hier gibt.“
Sportfachlich einschätzen konnte hingegen Paul Schockemöhle als DKB-Riders Tour-Chef die Leistungen: „Wir hatten ein super Derby, tatsächlich war es selten so gut und spannend wie heute und ich bin sehr glücklich hier heute eine Station der Tour gehabt zu haben!“
Ein besonderes Lob hatte Burkhard Stibbe (Deutsche Kreditbank AG) an das Hamburger Publikum: „Was mich heute fasziniert hat, war die Siegerehrung! Alle Zuschauer sind dabei geblieben und haben die Reiter und ihre Pferde gefeiert. Das war so toll und ich bin wirklich begeistert, das Publikum ist hier einfach klasse!“
Bei so viel Euphorie hätte einer gerne noch ein bisschen weiter gemacht, nämlich Derby-Chef Volker Wulff, der unmittelbar nach der Entscheidung im Deutschen Spring-Derby schon „Leichte Gefühle von After-Show-Depression“ anmeldete. „Es war so herrlich, ich könnte noch einen Tag dranhängen. Es war wunderbar, es ist alles gut über die Bühne gegangen und wir hatten tollen Sport und eine tolle Atmosphäre.“
Die genossen auch sichtlich Kathleen und Dolf-Dietram Keller, die noch vor der Entscheidung im 89. Spring-Derby zu Ehren des 60. Jubiläums im Almased Deutschen Dressur-Derby ein Pas de Deux auf Grand Prix-Niveau präsentierten, und zwar ganz prominent auf dem Hauptplatz. Die 25.000 Menschen, die am Sonntag den Weg in den Derby-Park gefunden hatten, feierten diese Dressur-Vorführung der Extraklasse und Volker Wulff versprach: „Wir werden wieder ein rundes Jubiläum des Deutschen Dressur-Derbys feiern, da bin ich sicher. Ich bin ein großer Fan von dem Modus und halte unbedingt daran fest.“ Auch die Dressur-Wettbewerbe feierten einen Besucher-Rekord. Dressurkoordinator Rainer Schwiebert war sich sicher: „Die genauen Zahlen kenne ich noch nicht, aber es waren so viele Menschen bei der Dressur wie noch nie.“