Mölln – Sabine Schulz (Mölln) und Timo Janzen (Bielefeld) haben durch ihre außergewöhnlichen Leistungen das Gold Badge verliehen bekommen. Damit haben die beiden Schiedsrichter die höchste Auszeichnung im Tennis erhalten und gehören nun einem elitären Kreis an.
Der Weg bis ganz nach oben im internationalen Officiating ist nicht nur lang, sondern auch zuweilen sehr steinig. Erfolgsmomente und Enttäuschungen wechseln sich in unregelmäßiger Häufigkeit ab. Zu Beginn scheint der Weg bis an die Spitze so lang, das Ziel so weit entfernt, die Hindernisse so hoch, dass man sich kaum zu träumen wagt, irgendwann einmal selbst zu diesem kleinen elitären Kreis von Unparteiischen zu gehören, denen das Gold Badge verliehen wird. Wer bis dahin gekommen ist, hat unzählige Turniere hinter sich, bei denen es sich stets zu beweisen galt. Gerade diejenigen, die die letzte Hürde vom Silver Badge zum Gold Badge meistern wollen, müssen über einen langen Zeitraum bei jedem Turnier Topleistung erbringen. Platz für gröbere Unachtsamkeiten lässt das engmaschige Bewertungssystem der internationalen Organisationen und die internationale Konkurrenz nicht zu. Zwei Deutsche sind diesen langen und steinigen Weg nun bis ganz zum Ende gegangen: Sabine Schulz (Mölln) und Timo Janzen (Bielefeld) schafften es durch ihre außergewöhnlich guten Leistungen aus dem Kreis aller weltweit tätigen Silver Badge Chair Umpires bzw. Referees hervorzustechen und überzeugten eine Verbände übergreifende Kommission aus Vertretern der ITF, WTA, ATP und der Grand Slams so sehr, dass Ihnen jetzt das Gold Badge verliehen wurde.
Sabine Schulz ist nach Melanie Tabb erst die zweite deutsche Oberschiedsrichterin überhaupt, die mit dem Gold Badge ausgezeichnet ist. Für Sabine ist es die Krönung einer langen und erfolgreichen Karriere, in der sie auf nahezu allen Ebenen des Officiatings tätig war. Sei es als Linienrichterin mit Grand Slam Teilnahmen oder der gut 20-jährigen Arbeit als Stuhlschiedsrichterin, in der sie sowohl das White Badge als auch das Bronze Badge (Level 3 Schule 1995 in Hamburg) erlangte. Als sie 2012 die Arbeit auf dem „Bock“ beendete, war sie schon längst Silver Badge Referee (Level 3 Schule 2000 in Prag) und als Supervisor im Einsatz. Da das natürlich noch nicht genug ist, ist sie inzwischen mit Abstand die erfahrenste Review Official und durfte auch hier schon u. a. an Grand Slams und bei den vergangenen Paralympics teilnehmen.
Porträt Sabine Schulz
Sabine Schulz ist oft 15 bis 20 Wochen im Jahr auf Tour. Die meiste Zeit verbringt die 50-Jährige Oberschiedsrichterin davon auf allen möglichen Turnierplätzen dieser Welt.
Die Münchnerin Sabine Schulz lebte 36 Jahre in Bayern. Hier begann sie mit 9 Jahren Tennis zu spielen, besuchte die Schulen, studierte an der Uni Betriebswirtschaftslehre, lernte ihren Ehemann Matthias kennen, eröffnete ein Büro als Versicherungsmaklerin und 2006 kam der Wechsel in den Norden, nach Mölln.
Doch bereits 19 Jahre zuvor begann ihre Karriere in der Tenniswelt bei den BMW Open. Es war 1987 als die heutige schleswig-holsteinische Referentin für Regelkunde und Schiedsrichterwesen bei diesem ATP-Turnier als Linienrichterin auffiel. Die Folge: Sabine Schulz war als Schiedsrichterin in Bayern tätig. 1991 folgte die Schiedsrichter-Ausbildung beim DTB und 1994 gab es die Fortsetzung beim Weltverband ITF. Nach Bayern kam Deutschland und dann die ganze Welt: Wimbledon, US Open, Australien Open. Bei den Turnieren hat sie unterschiedliche Aufgaben, zum Beispiel Linienrichterin, Stuhlschiedsrichterin, Oberschiedsrichterin oder als Review-Schiedsrichterin.
Im vergangenen Jahr war Sabine Schulz die erste Frau bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven in Biberach, die als Oberschiedsrichterin eingesetzt wurde. Und ein paar Jahre zuvor war sie die erste deutsche Oberschiedsrichterin, die international tätig war. „Schiedsen war bei mir wie bei vielen anderen Kollegen nicht wirklich geplant. Ich habe, da ich selbst hobbymäßig Tennis spiele, während der Schulzeit in München beim ATP-Turnier als Linienrichterin mitgemacht und wurde angesprochen, ob ich nicht auch mal einen Schiedsrichterlehrgang machen möchte. Ich dachte, warum nicht?! Daraus hat sich alles Weitere entwickelt und es macht bis heute sehr viel Spaß. Am Anfang war es durchaus mit Hindernissen verbunden, diesen Job als Frau zu machen, da es damals für Spieler und Kollegen noch sehr ungewohnt war – zu dem Zeitpunkt waren wir in Deutschland gerade mal 2 Frauen – aber das hat sich bis heute eher gelegt“, erinnert sich Sabine Schulz.
Ein besonderes Ereignis bildete 2004 die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in Athen. „Es war eine tolle Erfahrung mit den Sportlerinnen und Sportlern im olympischen Dorf zu leben“, erinnert sich Sabine Schulz.
Die Tätigkeit als Versicherungsmaklerin hat die Regionalliga-Spielerin aufgegeben. Dafür konzentriert sie sich ganz auf Tennis. Dies gilt auch für die Ausbildung der Schiedsrichter in Schleswig-Holstein. Seit 2010 ist Sabine Schulz Referentin für Regelkunde und Schiedsrichterwesen.