Wismar – Die 3. Frauen-Handball-Liga Nord lässt in der neuen Saison viele spannende Spiele erwarten. Zahlreiche ambitionierte Teams wie die HSG Jörl, der Buxtehuder SV II, SV Henstedt-Ulzburg, Frankfurter HC und die HG OKT werden vermutlich um die oberen Tabellenplätze kämpfen. Neu dabei ist die TSG Wismar aus Nordwestmecklenburg. Ein Kenner der Liga ist dabei Christoph Nisius, Trainer beim Aufsteiger, den HL-SPORTS zum Interview traf.
HL-SPORTS: Hallo Christoph, wie lautet das Ziel für die kommende Saison und wie schätzt Du die Liga ein?
Christoph Nisius: Es wird eine brutale Saison, da ich die Liga für sehr ausgeglichen und stark wie nie halte, wobei ich glaube, dass die Liga sich zur Rückrunde in zwei Hälfte splittet. Die Aufsteiger Alstertal und Hildesheim sind sehr stark und die anderen Mannschaften haben sich zum Teil noch einmal Qualitativ verstärkt. Für uns als Aufsteiger kann es nur darum gehen, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Unser Ziel ist Platz sieben bis neun am Ende der Saison, zumal wir noch auf die Hallenproblematik in der Rückrunde treffen. (Anm. d. Red.: Die Mehrzweckhalle Wismar wird wahrscheinlich von Februar 2019 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen und die TSG muss auf umliegende Gemeindehallen ausweichen)
HL-SPORTS: Wie liefen die Vorbereitungen und bist Du mit dem Kader zufrieden?
Christoph Nisius: Die Vorbereitungen laufen in der Regel nie wie ein Trainer diese gerne hätte. Diese war allerdings sehr holprig. Bis dato konnten wir in keinem Test die volle Klaviatur spielen und wissen aktuell noch immer nicht, wo wir wirklich stehen. Urlaube, Verletzungen, Hallensperrungen und das kurzfristige zustoßen von Spielerinnen in einer späten Phase der Vorbereitung ließen ein kontinuierliches Arbeiten schwer zu. Zudem kann das Team nicht eingespielt sein, da wir sechs Feldspielerinnen integrieren müssen, was einfach schon einmal ein halbes Team ausmacht. Unser Kader ist mit 14 Spielerinnen (davon zwei Torhüter) recht klein. Die Leistungsträger müssen verletzungsfrei durch die Saison kommen. Acht der 14 Spielerinnen sind 22 Jahre oder jünger und brauchen sicher noch ein, zwei Jahre um auf ein gutes 3. Liga-Niveau zu kommen.
HL-SPORTS: Wo siehst Du aktuell die meisten Baustellen?
Christoph Nisius: Baustellen haben wir noch viele. Aber daher auch noch viel Potenzial in allen Bereichen, was auf die Saison gesehen eine Chance für uns ist. Wir müssen kleine Schritte gehen und uns versuchen von Woche zu Woche zu entwickeln und das – wenn möglich – etwas schneller als der Rest der Liga.
HL-SPORTS: Kann die TSG wieder an die vergangenen ,,besseren“ Zeiten anknüpfen?
Christoph Nisius: Eine schwere Frage. Aktuell befindet sich die TSG in einer Neuausrichtung. Einer aus meiner Sicht längst fälligen Modernisierung in allen Bereichen. Tradition ist wichtig, trotzdem muss man mit der Zeit gehen. Insbesondere im Sportmethodischen Bereich.
Ich bin "nur“ für den sportlichen Teil der 1. Frauen verantwortlich und versuche da meinen Teil bestmöglich beizutragen. Was alles drum herum angeht, da schieben aktuell unser sportlicher Leiter Christian Lander und Präsident Torsten Wehr merkbar eine Menge und mit viel Leidenschaft an. Aber alle Prozesse benötigen sicher ihre Zeit und es wird hier und da, ob sportlich oder anderswo, im Verlauf der Saison Rückschläge geben.
HL-SPORTS: Wie siehst Du Deine Arbeit bei der TSG? Noch zufrieden?
Christoph Nisius: Trotz der Belastung des 3. Liga-Alltags und der relativ weiten Anreise aus Lübeck bringt es mir eine Menge Spaß. Insbesondere aufgrund der Zusammenarbeit mit meiner Co-Trainerin Mascha, die eine tolle und hilfsbereite Persönlichkeit ist. Mit dem Team zu arbeiten bringt auch Laune, auch wenn sie ihre Phasen haben und viele verschiedene Persönlichkeiten. Das macht es aber gerade so spannend. Leider sind sie mir oft untereinander zu nett und lieb, was ab und an hinderlich ist im Trainingsbetrieb eines Vollkontaktsportes. Auch mit dem Präsidium und der sportlichen Leitung bin ich mir in den meisten Dingen einig und auf derselben Page. Das man sich mal aneinander reibt ist normal und auch gut so. Es geschieht auf Augenhöhe und nie persönlich, sondern der Sache dienend.
HL-SPORTS: Am Samstag kommt mit dem Frankfurter HC ein großer Name und der Vorjahres Fünfte zum Auftakt in die Mehrzweckhalle. Wer ist Favorit und was ist machbar?
Christoph Nisius: Sicher obliegt Frankfurt die Favoritenrolle. Ich glaube schon, dass sie mittelfristig in Richtung 2. Liga schauen. Sie trainieren 5 Mal die Woche in der Halle, was wir aktuell so nicht abbilden können. Sie haben auch einen großen Umbruch und ähnlich wie wir, viele Feldspielerinnen ersetzt, sowie einen neuen Trainer. Wenn wir es schaffen lange das Spiel offen zu gestalten und ins Laufen zu kommen, dann ist alles möglich. Wir hoffen auf 600 Zuschauer und auf die Unterstützung von den Rängen. Generell ist die Tendenz hoch, dass es ein typisches Auftaktspiel wird.
HL-SPORTS: Danke für das Interview und viel Erfolg zum Saisonstart.