Norderstedt – Für den FC Eintracht Norderstedt läuft es in der Fußball-Regionalliga Nord wieder rund. Mit dem 3:1 (1:0)-Derbysieg gegen den Hamburger SV II sprang das Team von Dirk Heyne auf den zwölften Platz.
Der Spielbericht aus Norderstedter Sicht, liest sich wie folgt:
Manchmal gibt es diese Tage, an denen alles passt. Heute war so einer. Es war ein angenehmer Spätsommer-Abend im Edmund-Plambeck-Stadion und 1.017 Zuschauer folgten dem Ruf des Derbys gegen die U21 des Hamburger SV. Und sie bekamen von unserer Mannschaft eine konzentrierte, unaufgeregte und souveräne Mannschaftsleistung zu sehen.
Nachdem man in den ersten Spielen immer wieder unnötige Gegentore kassierte, konzentrierte man sich darauf, hinten sicher zu stehen und dann immer wieder über die schnellen Offensivkräfte vorne für Alarm zu sorgen. Mehrfach ging ein Raunen durchs Publikum – zum ersten Mal nach 12 Minuten, als Nick Brisevac den Ball technisch hochwertig verarbeitete, aber an HSV-Torhüter Jakob Golz scheiterte. Nur 60 Sekunden zuvor hatte die Eintracht schon einmal die Führung auf dem Fuß. Der sehr agile Juri Marxen setzte sich auf dem rechten Flügel durch, war aber wohl selbst zu überrascht, dass er plötzlich viel Platz vor sich hatte, und fand mit seinem Querpass keinen Abnehmer. Für die Führung sorgte nach 25 Minuten Sinisa Veselinovic, der einen Foulelfmeter sicher verwandelte. Zuvor brachte Profi-Leihgabe Tobias Knost völlig unnötig Kangmin Choi im Sechzehner zu Fall. 44 Minuten dauerte es, bis der HSV-Nachwuchs erstmals gefährlich vorm Eintracht-Tor auftauchten – Kwartengs Geschoss aus der zweiten Reihe lenkte Höcker mit den Fingerspitzen über das Tor. Bis dahin hatte der HSV mehr Ballbesitz, ließ den Ball gefällig in den eigenen Reihen kreisen, vermochte es aber nicht, den Ballbesitz auch in Torgefahr umzumünzen.
Unsere Jungs spielten weiter seriös mit, standen in der Innenverteidigung sicher – und nutzten eiskalt die Fehler im HSV-Spiel aus. Behounek warf einen Einwurf auf Höhe der Mittelinie ins nirgendwo, keiner seiner Mitspieler fühlte sich für Ballannahme zuständig, Nick Brisevac ging dazwischen und nahm Fahrt auf. Felix Drinkuth bekam den Ball zugespielt, verpasste aber den richtigen Moment für den Abschluss, drehte stattdessen nochmal eine extra Runde mit dem Ball am Fuß, um ihn dann im richtigen Moment in die Mitte zu spielen. Dort stand Kangmin Choi sechs Meter vor dem Tor goldrichtig und schob zum 2:0 ein (55.).
Schon zwei Tore und immer noch keins von Felix Drinkuth? Kann eigentlich nicht sein, oder? Fand Felix auch und änderte das – mit einem Treffer aus der Rubrik Tor des Monats. Rico Bork bekam den Ball von Khaled Mohssen 18 Meter vor dem eigenen Tor direkt in die Füße gespielt, nahm an, guckte kurz und schickte dann Felix Drinkuth mit einem 50-Meter-Pass auf die Reise. Der nahm den Ball an, schüttelte seinen Gegenspieler Jonas David ab und schlenzte den Ball aus zehn Metern wunderschön in den kurzen Winkel. Was. Für. Ein. Tor.
Vico Meien verpasste zehn Minuten vor dem Ende, seine erneut ganz starke Leistung auf der Sechs zu krönen und auf 4:0 zu erhöhen. Sein Schlenzer in die lange Ecke von der Strafraumgrenze landete auf dem Tor. Generell ist es toll zu sehen, welche Entwicklung Vico gemacht hat. Wenn man Spieler in Berichten hervorhebt, sind es in erster Linie die Spieler, die in der Offensive etwas Besonderes zeigten und Torhüter, die sich auszeichnen können, aber nur selten Defensivkräfte. Das müssen wir jetzt mal ändern: Was Vico Meien im zentralen Mittelfeld in den letzten Wochen alles wegarbeitet und was auch ein Marcus Coffie in den letzten Wochen in der Innenverteidigung zeigt, ist wirklich richtig richtig gut und verleiht der Mannschaft viel Stabilität.
Stichwort Defensivspieler, die zu selten gut wegkommen: Für ein Raunen im Publikum sorgen nicht nur Nick Brisevac und Felix Drinkuth, sondern auch Juri Marxen. Der bekam den Ball von Vico Meien stark in den Lauf gespielt, flankte in die Mitte wo der eingewechselte Mats Facklam mit seiner Direktabnahme aus sechs Metern am glänzend reagierenden Golz scheitert (86.).
Und der HSV? Dem gehörten die letzten drei Minuten. Zunächst rettet Höcker sensationell gegen Maximilian Geißen (88.), die folgende Ecke nickte Mohssen zum 3:1 Ehrentreffer ein (89.). Den Schlußpunkt in einer bis dahin sehr fairen Partie setzte Hamburgs Patrick Storb, der Johann von Knebel an der Mittellinie derart rustikal wegsenste, dass dem guten Schiedsrichter Yannick Rath nichts anderes übrigblieb, als Storb mit glatt Rot vom Platz zu schicken, bevor er das Spiel beendete.
„Wir haben in der ersten Halbzeit einer fantastischen Leistung geboten was es heißt, gegen den Ball zu arbeiten“, lobte Dirk Heyne seine Mannschaft nach dem Spiel. „Das vom Verhalten eine tolle Defensiv-Leistung. Ich möchte da auch niemanden hervorheben. Die Mannschaft hat durchgehend eine gute Leistung geboten.“
Weiter geht es für unsere Mannschaft, die sich in der Tabelle mit dem Sieg auf Platz 8 hochschiebt, am kommenden Sonntag. Dann ist der Lüneburger SK Hansa zu Gast in Norderstedt.
Tore:
1:0 Sinisa Veselinovic (25., Foulelfmeter, Foul an Choi)
2:0 Kangmin Choi (55.; Vorlage: Drinkuth)
3:0 Felix Drinkuth (67.; Vorlage: Bork)
3:1 Khaled Mohssen (89.)
Unser Team:
Höcker – Bork, Rose, Coffie, Marxen – Koch (c), Meien (87. Toksöz) – Choi, Brisevac (80. Facklam), Drinkuth (79. von Knebel) – Veselinovic
Zuschauer: 1.017
Rote Karte: Patrick Storb (90., HSV wg. grobes Foulspiel)