Lübeck – Bereits zweimal hat HL-SPORTS sich direkt bei Professor Dr. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am UKSH Lübeck, informiert, wie die aktuelle Lage in der Corona-Krise ist. Dabei warnte der Berater des Ministerpräsidenten Daniel Günther vor steigenden Zahlen und mahnte zur Besonnenheit. Er informierte und gab Hinweise, wie wir alle diese schwere Zeit überstehen können. Er ist zuversichtlich, trotz der dramatisch steigenden Infektionszahlen bei COVID-19. Das Virus SARS-CoV-2 ist da, stärker und mächtiger als in den vorhergegangenen acht Monaten dieser Pandemie. Wir haben ein weiteres Interview mit ihm geführt, um klarzumachen, wo wir alle stehen.
HL-SPORTS: Ist die Lage ernst oder hoffnungslos und wie geht’s dem Virus?
Prof. Jan Rupp: Dem Virus geht’s prächtig, glaube ich. Hoffnungslos ist es aber nicht. Gerade wir im Norden haben gute Chancen, mit den Fallzahlen auf den absteigenden Ast zu kommen. Es liegt daran, wie wir uns die nächsten Tage verhalten. Ein paar Sachen sind von der Politik jetzt vorgegeben, aber mir ist es ganz wichtig zu betonen: Es kommt auf den Einzelnen an und wie man sich in seinem privaten Umfeld daran hält und die anderen Lösungen sind aus meiner Sicht begleitend. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass unser vorhergegangenes Interview so wenig gefruchtet hat.
HL-SPORTS: Immer öfter hört man von „falsch positiven“ Testergebnissen. Was ist das und wie kommt so etwas zustande?
Prof. Jan Rupp: Ganz ehrlich, das Thema wird überschätzt. Es ist immer so, dass bei Tests ein Test negativ ausfallen kann, obwohl die Person positiv ist, also nicht erkannt wird, dass diese Person das Virus trägt und es ist aber nicht spezifisch für COVID. Das ist immer so, weil alles so seine Limitation und Grenzen hat. Die „falsch Positiven“ spielen eine größere Rolle bei den Antigentesten, die eingeführt werden. Bei den PCR-Testen, bei denen viele 100.000 durchgeführt werden, gibt es so etwas nicht. In der öffentlichen Debatte wird das vermischt und deswegen wird argumentiert, dass es diese Patienten in dieser Form gar nicht gäbe. Ganz klar ist: Wir haben eine starke Zunahme von Fällen und das sind richtig positive. Falsch positiv heißt, dass ein und die gleiche Probe einmal positiv und einmal negativ war. Wenn jemand an Tag 1 positiv ist und an Tag 2 schon wieder negativ sein kann ,ist nicht der Begriff „falsch positiv“. Das ist eben so bei einem Virus, dass es mal mehr und mal weniger da ist und irgendwann nicht mehr entdeckt werden kann. Die Antigenteste dürfen momentan nicht als positiv verwertet werden, wenn sie mit einer PCR nicht bestätigt sind. Trotzdem würde ich jeden, der einen positiven Test hat, solange aus dem Verkehr ziehen, bis ich das PCR-Ergebnis habe, weil natürlich kann der auch richtig positiv sein. Wir reden bei 100 Tests von 98 richtigen und 2 falschen. Wir sollten lieber über die 98 positiven sprechen als über die zwei falschen.
HL-SPORTS: Dabei soll der Sport an sich nicht das Problem sein, aber was genau ist die Schwierigkeit, dass man vor allem den Mannschaftssport herunterfährt?
Prof. Jan Rupp: Das ist eine Verquickung verschiedener Diskussionen. Geht man in Abständen in die Halle, hat dort nur kurz den Kontakt auf dem Feld und geht in Abständen wieder raus, würde ich sagen, dass das Risiko kontrollierbar ist. So wird es aber leider nicht im Alltag durchgeführt. Tatsache ist, dass es beim Reingehen, in der Umkleidekabine und beim wieder rausgehen total unkontrolliert passiert. Das ist wie im familiären Umfeld oder Zusammenfinden größerer Menschengruppen. Es wird dort vielleicht schlecht gelüftet, der Abstand nicht eingehalten oder der Mund-Nasen-Schutz nicht getragen – und genau das ist das Gesamtpaket. Es ist wie in den Stadien. Die An- und Abwege sind das Problem. Das müsste man dann noch stärker kontrollieren. Ich bin aber extrem kritisch und glaube nicht, dass wir noch mehr Überwachung brauchen. Wenn die Eigenverantwortung nicht hoch genug wäre, dann bliebe nur noch diese Maßnahme. Da ist der Politik wohl die Hutschnur gerissen und hat sich deswegen vermutlich so entschieden, dass man den Gesamtprozess abwürgt, auch wenn es einige trifft, die das gar nicht so schlecht umgesetzt haben. Das ist das Dumme an der Sache.
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