„Die Corona-Krise ist ein Dauerlauf“ – Virologe Professor Dr. Rupp im Interview

HL-SPORTS: Noch einmal zurück zu den Krankenhäusern. Wie ist die Lage bei den Intensiv-behandelten Patienten und der Kapazitäten?

Prof. Jan Rupp: Im UKSH Lübeck sind es derzeit zwei und in Kiel einer, die auf den Intensivstationen liegen. Wir haben aber deutlich mehr COVID-Patienten, die auf den Normalstationen sind. Die Zahlen dort sind deutlich höher als in den Vorwochen. Es kommt alles mit einer gewissen Verzögerung, vor allem bei den Personen über 60 Jahren und das lässt erwarten, dass sich mehr Menschen in der Situation verschlechtern und das sage ich, ohne pessimistisch zu sein. Die Kapazitäten sind derzeit gegeben. Man muss hier immer bedenken, dass sich Mitarbeiter in den Krankenhäusern, im Pflegebereich und bei den Ärzten im häuslichen Bereich anstecken. Dann haben wir Ausfälle der Mitarbeiter. Wir haben Krankheitsausfälle, weil Kitas oder Schulklassen in Quarantäne müssen und auch dann muss man zuhause bleiben. Das kommt mir in der Diskussion sowieso zu kurz, denn dann bekommen wir Kapazitätsengpässe. Das hängt alles miteinander zusammen und es geht nicht um den einzelnen positiven Patienten. Es geht darum, dass man ausreichend Personal und Kapazitäten hat, die auch an diesem „Spiel“ teilnehmen und ausfallen können. Kommen wir in diesen Bereich, wird man sicherlich nicht darum herumkommen Operationen, die nicht lebensnotwendig sind zu verschieben. Es geht dann nur noch um den Schweregrad.

HL-SPORTS: Wie lange werden wir mit dem Virus leben müssen?

Prof. Jan Rupp: Die seriösesten Aussagen zu einem Impfstoff sind so Februar oder März. Ein bisschen früher oder später vielleicht. Meine primäre Hoffnung wäre, dann zuerst die Risikogruppen zu schützen, um schwere Fälle zu vermeiden. Genau diese Daten werden wir in den großen Studien sehen. Uns lässt das Virus aber sicher nicht bis zum Frühjahr des kommenden Jahres aus der Umklammerung. Es ist auch völlig egal, wie wir das hier bei uns in Deutschland machen, denn wir sind umzingelt von anderen Ländern, die massive Probleme mit dem Virus haben. Wir können es vorerst kontrollieren, aber es wird nicht bis Ende des Jahres verschwinden mit dem Lockdown. Ein Appell an alle ist, dass man jetzt die Vernunft walten lässt und ich finde es auch wichtig zu sagen, um beim Sport zu bleiben: Es ist ein Dauerlauf und der wird im Dezember und Januar noch weitergehen. 

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HL-SPORTS: Vielen Dank, Herr Professor, für ihre Einschätzungen der aktuellen Lage.

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