Frischer Sand: „Ich habe Timmendorfer Strand versprochen, dass wir alles ein bisschen jünger machen“

Deutsche Beachvolleyball-Meisterschaften feiern 30-jähriges Jubiläum – Walkenhorst im Interview

Alexander Walkenhorst mit vollem Einsatz zum Ball. Foto: Lobeca/Michael Raasch

Timmendorfer Strand – Es ist das Event des Jahres in der Lübecker Bucht: Die Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball! Vom 1. bis zum 4. September wird Timmendorfer Strand zum Mekka der Sandspiele des Sports. Und in diesem Jahr wird alles ein wenig anders – frischer und jünger.

Alexander Walkenhorst ist nicht nur amtierender Deutscher Meister, holte an der Ostsee im vergangenen Jahr den Titel, sondern der Organisator in diesem Jahr. Der 34-Jährige weiß, worauf es ankommt, was Sportler und Fans wollen. Er gründete ein Unternehmen und vermarktet das, was alle Beachvolleyballfans lieben und geht mit seinem erfolgreichen Konzept in Timmendorfer Strand an den Start, ist total motiviert und voller Vorfreude. Knapp 4.000 Fans dürfen auf Tribünen direkt am Strand die Deutsche Elite bestaunen. Tickets sind im Vorverkauf zu bekommen. HL-SPORTS sprach eine Woche vor dem Aufschlag mit ihm.

Vom Center Court zum Bratwürstchenstand?

Hallo Alex, du bist Deutscher Meister, also Titelverteidiger und Turnierveranstalter. Wie machst du das? Gibst du vom Center Court noch Anweisungen, dass die Bratwürstchen nachgefüllt werden müssen?

Alex Walkenhorst lacht zu Beginn und sagt: „Ich habe das schon im vergangenen Jahr Hybrid gemacht, wobei da noch der Fokus auf dem Sport lag. Das wird dieses Mal anders und ich würde mich nicht mehr so als Leistungssportler betiteln. Ich habe nur die Turniere gespielt, die nötig waren, um die Deutschen Meisterschaften zu erreichen. Für die Medialisierung ist das wohl auch gut, dass ich in Timmendorfer Strand selbst noch einmal aufschlage. Wenn ich es in Prozenten sagen müsste, wären es wohl 95 Prozent Turnier und Firma und fünf Prozent Volleyball.“

Du bist seit 2020 in der Turnier-Organisation tätig. Wie bist du darauf gekommen?

Alex Walkenhorst: „Als 2020 die Pandemie eingesetzt hat, haben wir in Düsseldorf eine Beach-Liga über 30 Tage initiiert und haben damit über unseren Stream bei Twitch über eine Million Menschen erreicht. Wir sind mit der Deutschen Fußball Liga wieder an den Start gegangen. Das war sehr erfolgreich und daraus haben wir ein Medienunternehmen gemacht, das Rechte an verschiedenen Profiligen hält. Vergangenes Jahr haben wir eine Basis geschaffen, um Sponsoren eine Bühne zu geben und dann ist die Vermarktungsagentur des DVV insolvent gegangen. Es war ein „no brainer“, dass wir die Tour kurzfristig veranstalten und gipfelt dieses Jahr in den Deutschen Meisterschaften, die ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Wir geben dabei unser Bestes.“

Karla Borger und Julia Sude (beide DJK TuSA 06 Düsseldorf) sind wieder am Start. Foto: Lobeca/Michael Raasch

„Es ist schon ziemlich verrückt…“

Seid ihr die Retter des Timmendorfer Beachvolleyball-Highlights?

Alex Walkenhorst: „Gefühlt wird das so wahrgenommen, aber das müssen andere entscheiden. Wir haben viel Fantasie an den Tag gelegt und wollen neue Dinge ausprobieren. Die negative Presse, die es gab, war absolut berechtigt, denn es war der Gipfel der schlechten Kommunikation und die vielen Veränderungen durch die Pandemie, haben ihr Übriges dazu getan. Bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand gibt es eben auch viele Emotionen. Da waren Menschen, die sich jahrelang bemüht haben, das Event zu einem Outstanding Event zu machen. Die dürfen es nicht mehr veranstalten und fühlen sich so vor den Kopf gestoßen. In diese ganzen Befindlichkeiten und alten Zöpfe sind wir reingegangen, mit einem mutigen und jüngeren Ansatz. Ich bin Sportler und die Motivation, das jetzt zu tun, ist den deutschen Spielern eine Plattform zu geben. Ich hoffe, dass das jeder wertzuschätzen weiß, weil es alles so kurzfristig war, dass wir das tun. Es ist schon ziemlich verrückt, dass wir das übernommen haben.“

Timmendorf ist seit Jahren das Highlight der Saison. Was wird dieses Mal anders und was erwartet die Fans an den vier Tagen?

Alex Walkenhorst: „Von jedem Court wird es eine hochwertige TV-Produktion geben, die jeder überall kostenlos sehen kann. Dazu nutzen wir unseren eigenen Stream. Es wird alles ein bisschen mehr digitaler und der eine oder andere altbackene Schlager wird von der Musikliste verbannt. Ich habe Timmendorfer Strand versprochen, dass wir alles ein bisschen jünger machen. Gerade nach der Pandemie ist das eine Chance. Klatschpappen gibt es auch nicht, denn wer macht 20.000 von solchen Dingern und schmeißt die danach weg? Das ist gegen jede Logik in der heutigen Zeit. Wir wollen auch die Spielerschaft näher an die Fans bringen.“

Warum gibt es dieses Mal keine Night-Session?

Alex Walkenhorst: „Auch hier ist es so, dass die Kosten für zweimal zwei Stunden Beachvolleyball einfach zu hoch sind. Zudem war das für die Spieler vom Licht her nicht immer so optimal.“

Anzeige

Wie groß ist das Orga-Team?

Alex Walkenhorst: „In der Zentrale fünf bis sechs Leute, die Produktion nochmal 30 bis 40 und dann noch das Court-Personal. Wir werden ungefähr auf 100 Personen pro Tag kommen.“

Immer gute Stimmung in der Beachvolleyball-Arena direkt am Timmendorfer Strand – seit 30 Jahren. Foto: Lobeca/Michael Raasch

„Wir wollen das Event zusammen erzählen“

Frauen- und Herren-Finals sind jetzt sonntags zusammen… warum?

Alex Walkenhorst: „Wir wollen alle zusammenhaben, haben keinen TV-Sender, der eine doppelte Medialisierung braucht, da wir alles selbst kostenlos streamen. Wir wollen das Event zusammen erzählen und da gehört für mich dazu, dass beide Geschlechter sich gemeinsam präsentieren. Zudem ist die Regenerationszeit viel besser, da die Frauen beispielsweise Sonnabendabend ihre Halbfinals spielen, die Männer dann am Sonntagvormittag. Das hebt die Qualität nochmal. Man merkt eben, dass bei uns viele Sportler mitwirken. Es gibt für Frauen und Männer das gleiche Preisgeld und ist auch ein Zeichen, eine gemeinsame Siegerehrung zu machen.“

Laura Ludwig ist nicht dabei. Dafür deine Schwester Kira. Sind sie die Magneten des deutschen Beachvolleyball?

Alex Walkenhorst: „Das ist absolut richtig. Kira hat gerade die Europameisterschaften in München gespielt und hat einfach die Aura. Laura ist gerade in ihrer Babypause. “

2,5 Millionen Menschen in Deutschland interessieren sich für Beachvolleyball. Wie schätzt du diese große Zahl an Fans ein und was ist das Besondere an diesem Sport?

Alex Walkenhorst: „Beachvolleyball ist aus einer renommierten Hallensportart entstanden und es hat viele positive Attribute. Das Niveau ist bei beiden Geschlechtern hoch und jeder kann sich das aussuchen, was er interessanter findet. Die Atmosphäre bei den Events ist einfach Hammer und alle können sich super benehmen. Wer das schon einmal erlebt hat, liebt es.“

„Alles, bloß kein Regen“

Was wünscht du dir für Wetter?

Alex Walkenhorst: „Alles, bloß kein Regen. Für alles andere gibt es Kleidung, aber Regen würde das Event schon downgraden. Wenn es kalt wird, kann man sich etwas anziehen, aber es muss irgendwie trocken sein. Zu warm wird es nicht, das wissen wir in Timmendorfer Strand um die Zeit.“

Danke für das Interview und viel Erfolg im und für das Turnier.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -